Kommentar zur Braus-Vertragsverlängerung Der Marathon-Theatermann

Wuppertal · Beim Text dieser Einladung aus dem Rathaus brach mir am Dienstag der Schweiß aus: „Wie geht es weiter in der Sparte Schauspiel der Wuppertaler Bühnen? Was nach Ablauf dieser Spielzeit ansteht und wer die Geschicke des Schauspiels zukünftig lenken wird, möchten wir Ihnen gern in einem Pressegespräch vorstellen.“

Thomas Braus in „Die Hölle“.

Foto: Klaus Lefebvre

Erster Gedanke: Um Himmels Wille, der Braus hört auf – Katastrophe! Am Mittwoch Entwarnung: Thomas Braus bleibt bis 2028. Das ist eine wirklich gute (Kultur-)Nachricht, die nicht nur die Wuppertaler Bühnen betrifft, sondern die ganze Kulturszene.

Denn Braus, der als Schauspieler seit 2002 starke, körperbetonte Akzente mit unübersehbarer Präsenz setzt sowie als Intendant seit 2017 programmatische Pflöcke am laufenden Band eingeschlagen hat, strahlt aus, wo immer er auftritt. Ob im Theater am Engelsgarten oder Opernhaus, oder ob er mit grenzöffnenden Formaten Schauspiel und „aufgehängte“ Kunst im Von der Heydt-Museum sowie Schauspiel und die freie Tanzszene miteinander verbindet: Der 1966 geborene, spektakulär austrainierte Freiburger und Shakespeare-Fan macht Theater anfassbar, hautnah spürbar. Für alle.

Der Zuschauerzuwachs, den das Schauspiel – trotz Corona (!) – in jüngster Vergangenheit auch bei jüngeren Leuten verbuchen kann, spricht eine deutliche Sprache. Auch und gerade an die Adresse aller, die vor noch gar nicht allzu langer Zeit unser Dreispartentheater durch Einsparung des Schauspiel-Sektors sang- und klanglos beerdigen wollten. Doch die Außenwirkung eines Intendanten ist nur eine Sache. Ebenso wichtig ist, dass das Innenverhältnis funktioniert. Das Innenverhältnis zu allen Schauspielerinnen und Schauspielern, die kein Problem damit haben dürfen (und auch nicht haben!), dass „einer von ihnen“ zugleich ihr Chef ist.

Außerdem das Innenverhältnis zur Geschäftsführung sowie zu den vielen, die als Techniker, Handwerker & Co. hinter den Kulissen dafür sorgen, dass auf der Bühne überhaupt etwas geht. Am Mittwoch machten sowohl Ensemble-Sprecherin Julia Meier mit den fröhlichen Worten „Ich habe noch nie so einen Intendanten erlebt“, als auch Betriebsrätin Roswitha Böhmelmann („Wenn‘s irgendwo kracht, Herr Braus wird‘s schon regeln“) klar, dass der Schauspieler-Intendant beide Welten ständig und erfolgreich im Blick hat.

Braus selbst, der für die Zukunft auch internationale Koproduktionen plant, sagt: „Theater steht für Berührung, Freiheit und Frieden. Und der Kern des Theaters ist das Ensemble.“