Analyse zum Aus der bergischen Outlet-Center Es ist noch nicht einmal ein Unentschieden

Es mutet schon etwas tragikomisch an. Jahrelang stritten die Städte Wuppertal und Remscheid erbittert darum, wer denn nun ein Outlet-Center bauen darf. Von der oft beschworenen bergischen Zusammenarbeit keine Spur, der putzige Wuppertaler Verweis auf den Status des „Oberzentrums“ hat inzwischen Kultcharakter. Seit dieser Woche steht allerdings fest: Es wird weder hier noch dort ein Outlet-Center geben.

Investor Alexander Clees, Thomas Reichenauer vom Outlet-Betreiber ROS und Wuppertals Stadtdirektor Johannes Slawig im Jahr 2017 in der ehemaligen Bundesbahndirektion. Auch dieser Plan scheiterte.

Foto: Wuppertaler Rundschau/Max Höllwarth

Die Gründe könnten unterschiedlicher nicht sein. In Wuppertal war der geplante Standort, die ehemalige Bundesbahndirektion am Döppersberg, die nun stattdessen von der Stadtverwaltung angemietet werden könnte, schlichtweg ungeeignet. Zudem soll der interessierte Einzelhandel das Lenneper Konzept (Einkaufen plus Besuch der historischen Altstadt) von Investor McArturGlen, der unter anderem das Outlet-Center in Roermond betreibt, für sehr viel interessanter befunden haben. Doch nun hat das Bundesverwaltungsgericht den Lenneper Bebauungsplan, der auch den Abriss des Röntgenstadions vorsah, aus formellen Gründen für ungültig erklärt.

„Voraussetzung für McArthurGlen, das Projekt weiter zu verfolgen, wären ein bestandskräftiger Bebauungsplan, eine bestandskräftige Baugenehmigung und die bestandskräftige Einziehung der Wupperstraße auf der Basis einer Verkaufsflächengröße von 20.000 Quadratmeter“, teilte die Stadt Remscheid mit. Beide Seiten seien sich einig, „dass der Aufwand, die Kosten und die Risiken, dies zu erreichen, unverhältnismäßig hoch seien. Um diese Voraussetzungen zu erfüllen, müssten erneut mehrere Millionen Euro Planungs-, Gutachten- und juristische Beratung investiert werden. Ein neues Bebauungsplan-Verfahren – einschließlich der erwartbaren Klagen – würde sich aus heutiger Sicht über mindestens fünf bis sieben Jahre hinziehen.“

Oberbürgermeister Burkhard Mast-Weiz ist entsprechend zerknirscht: „Man muss sich das vor Augen führen: Es gibt ein Grundstück, einen Investor, keine Konkurrentenklagen, kein vorheriges Windhundrennen um die Frage, wer denn investiert. Es gibt ein mehrfach wiederholtes positives Votum des Rates! Und dennoch darf das DOC aus formaljuristischen Gründen infolge einer zwischenzeitlich veränderten Rechtsprechung nicht umgesetzt werden. Daraus kann man kaum schlau werden!“

Nun entgingen „170 Millionen Euro Direktinvestition, 1.000 zusätzliche Arbeitsplätze, Aufträge für die regionalen Handwerks- und Dienstleistungsbetriebe“. McArthurGlen, das nach eigenen Angaben 16 Millionen Euro in das Projekt investiert hat, spricht von einem „Warnruf“, wenn „trotz aller politischer Zustimmung eine solche Investition nicht aus sachlichen, sondern ausschließlich formalen Gründen scheitert“.

Immerhin ein später Sieg, zumindest ein Unentschieden für Wuppertal? Sicher nicht. Längst geht es nicht mehr um das Wo, sondern vielmehr darum, ob der lokale Einzelhandel in Zeiten boomender Online-Bestellungen überhaupt noch existieren kann. Im Kampf mit den großen mulitnationalen Konzernen, die lachhaft wenig Steuern zahlen (auch künftig), zudem oft miserable Gehälter und Arbeitsbedingungen bieten. Und nebenbei mit ihrem Geschäftsmodell alles andere als „nachhaltig“ sind.

So sehr die Bemühungen, Innenstädte attraktiver zu gestalten, lobenswert sind – das allein reicht sicher nicht. „Für Hotellerie und Gastronomie wäre es eine große Chance gewesen – nicht nur in der Lenneper Altstadt. Die Erfahrungen anderer Center zeigen, dass nicht nur die jeweilige Stadt, sondern auch das Umfeld davon profitiert. Insofern ist auch das ehrliche Bedauern aller Nachbarstädte über das Urteil in Leipzig nachvollziehbar“, heißt es aus Remscheid. Gelacht hat in der Tat kaum jemand.