Kommentar zu Fußgängern in Wuppertal Wie schafft man es ohne echte Lobby?
Es wird sicher kein Spaziergang, die oben auf dieser Seite beschriebene Fußgängerbrücke an der Saarbrücker Straße wieder neu zu bauen. Denn das Ganze spannt sich über eine Bahnstrecke, was garantiert unglaubliche Abstimmungen wegen des Zugverkehrs erforderlich macht. Daran kann man sehen, dass auch dann, wenn im Stadthaushalt Geld für eine solche Wiederaufbau-Aktion bereitsteht, noch ganz andere Widrigkeiten in die Suppe spucken können.
Was allerdings eine Wuppertaler Tatsache ist: Angesichts des seit langer Zeit bereits allüberall formulierten Zukunft-Slogans von der „Fahrradstadt“ gerät das Zu-Fuß-Gehen immer wieder gerne in den Hintergrund. Dabei ist diese Fortbewegungsweise tagtäglich für sehr viele Menschen erstens ganz selbstverständlich – und zweitens oft auch ganz unverzichtbar.
Wuppertal ist eine Stadt der eng vernetzten Stadtteile, der Treppen, die sie miteinander verbinden – sowie auch immer wieder der kleinen, unscheinbaren Fußgängerbrücken, die immer erst dann ins Bewusstsein rücken, wenn sie gesperrt sind. Am Beispiel des Pfälzer Steges, der Oberbarmen mit Heckinghausen verbindet, konnte und kann man das beispielhaft sehen: Solche Wege über die Wupper – oder eben über eine Bahnlinie – sind für das Funktionieren des Lebens in einem Stadtteil beziehungsweise zwischen den Stadtteilen genau genommen unverzichtbar.
Wenn dann immer einmal wieder eine Sperrung wegen Altersschwäche und Co. kommt und viel, viel Zeit vergeht, bis die teilweise seit Jahrzehnten für die Menschen gewohnte Verbindung wieder steht, ist das Geschrei groß. Und zwar zurecht!
Diese kleinen Facetten der Stadtlandschaft – und dazu zählen auch all die Treppen in Wuppertal, von denen auch noch viele teilweise seit „ewig und drei Tagen“ gesperrt sind – haben eine starke Bedeutung. Eine große Lobby haben sie aber nicht. Eine kleine Brücke oder eine vergleichbare Treppe sind keine „Knallerthemen“, auf die sich Medien ganz selbstverständlich stürzen.
Die Menschen allerdings nutz(t)en sie stets ganz selbstverständlich – und sind darum auch ganz selbstverständlich sauer, wenn ihnen plötzlich ein Absperrgitter oder Vergleichbares im Weg steht.
Dass die Wuppertaler Bauverwaltung in den vergangenen Jahren konsequent personell „heruntergespart“ worden ist, liegt an der angeblich unverzichtbaren Notwendigkeit, die „Schwarze Null“ im Haushalt entweder zu erreichen beziehungsweise sie dann unbedingt zu halten. Der Druck, der von der Landesebene auf finanzschwache Kommunen ausgeübt wird, damit diese ihre Zahlen im Zaum halten, hat jede Menge große Folgen – und eben auch viele kleine.
Diese kleinen Folgen, die alltägliche Wege zur Arbeit, zum Einkaufen oder sonstwohin behindern, sind jedoch das, was Bürgerinnen und Bürger immer wieder wie kleine Nadelstiche ärgert. Das Zu-Fuß-Gehen ist hierfür ein ideales Beispiel.
Dass eine Stadt erst dann wirklich lebenswert ist, wenn man sich in ihr auch zu Fuß problemlos, sicher und entspannt bewegen kann, ist eigentlich eine Binsenweisheit. Aber leider – wie oben schon gesagt – das Zu-Fuß-Gehen hat nirgendwo eine echte Lobby. Mit Auto- und auch mit Radfahrern lässt sich durchaus viel Geld verdienen. Mit Fußgängern nicht. Und damit bleibt die Interessenvertretung für diesen Sektor der Stadtwirklichkeit im wahrsten Wortsinn immer ein langer, oft steiniger Weg.