Kommentar zum Von der Heydt-Museum Das macht mächtig Appetit auf Zukunft
Wuppertal · Museum = museal? Von wegen! Am Donnerstag vor zwei Jahren ist Roland Mönig als neuer Hausherr im Von der Heydt-Museum an den Start gegangen. Das war mitten in der Corona-Zeit, die vieles ausbremste. Trotzdem wurde bereits damals vieles auf die Schiene gesetzt, das sich nun, da die abwürgenden Beschränkungen fallen, fast wie ein Wasserfall von Ausstellungsformaten darstellt.
Der Eindruck, dass im Von der Heydt-Museum eine Präsentations-Eröffnung die nächste jagt, ist erstens nicht falsch – und macht zweitens deutlich, wie viele Ideen und wie viel Potenzial in diesem Haus stecken.
Dass der neue Direktor, der – siehe oben – so neu ja nun auch nicht mehr ist, ein großes Herz für die Moderne hat, damit hat er schon von Anfang an nicht hinterm Berg gehalten. Zusammen mit Ausstellungskonzepten, die schon vor längerer Zeit entwickelt worden sind – so etwa der Von der Heydt-Beitrag zum Engels-Jahr unter dem Motto „Vision und Schrecken der Moderne“ – ist in den letzten Monaten ein Museumsgesicht entstanden, das sehr gut zu dem passt, was das Haus auch schon zu seiner Gründung vor 120 Jahren war: Ein Platz für viel Avantgarde.
Die große Expressionsmus-Ausstellung, die ein echter Erfolg gewesen ist, Teil 1 des interessanten Formates „Freundschaftsanfrage“, das den zeitgenössischen Fotografen Hans-Christian Schink und die klassische Landschaftsmalerei des 18. Jahrhunderts „miteinander „sprechen lässt“ sowie die morgen startende, beeindruckende Präsentation von Kunst der 60er und 70er Jahre zeichnen ein Bild, das für Zukunft steht. Und dass dabei die Vergangenheit mit ihren vielen spannenden Facetten nicht vergessen wird, stellt „Goldene Zeiten“ mit niederländischer Kunst live unter Beweis.
Das Von der Heydt-Museum hat in sehr kurzer Zeit auf zahlreichen Ebenen digital Gas gegeben, was neue Publikumsschichten erschließt und Sehgewohnheiten erweitert – dabei aber trotzdem das echte „Erlebnis Kunst“ nie vergessen.
Und dass es zwischen dem Museum, dem Wuppertaler Schauspiel oder auch der „Tanzstation“ von Thusnelda Mercy und Pascal Merighi sowie weiteren Akteuren der freien Szene zuletzt immer öfter zu Kooperationen und Aktionen gekommen ist, zeigt: Das Haus öffnet sich in die Stadt, breitet die Arme aus.
„ZERO, Pop und Minimal“, die aktuelle Ausstellung, schöpft übrigens mit vollen Händen – und erstaunlichen Ergebnissen – aus der riesigen museumseigenen Sammlung: Das macht mächtig Appetit auf alles, was da wohl noch kommen mag.