Von der Heydt-Museum Sehr besondere Begegnung

Wuppertal · Mit „Freundschaftsanfrage No.1“ ist im Von der Heydt-Museum eine neue Reihe gestartet, bei der zeitgenössische Künstler sich mit den Beständen des Hauses individuell auseinandersetzen. Den Auftakt macht der 1961 in Erfurt geborene Fotograf Hans-Christian Schink.

Hans-Christian Schink, „Parco degli Acquedotti (I)“ aus der Serie „Aqua Claudia“ aus dem Jahr 2014.

Foto: Hans-Christian Schink

Dabei begegnen sich in mehreren Räumen Schink-Arbeiten aus 20 Jahren und bedeutende Bilder der Landschaftsmalerei des 19. Jahrhunderts. Die Wirkung dieser oft überraschenden Gegenüberstellungen ist erstaunlich und fesselnd – nicht nur in Sachen der Mischung (über-)großer und kleinerer Formate. Vor allem die Art und Weise, wie Kunstformen, zwischen denen mehr als 200 Jahre liegen, miteinander „sprechen“, lässt ganz neue Blicke möglich werden. 

Hans-Christian Schinks klarer Schwerpunkt ist die (stets menschenlose) Landschafts- oder Stadtlandschaftsfotografie. Zahlreiche Bilder aus seiner in Mecklenburg-Vorpommern und Brandenburg entstandenen Serie „Hinterland“ treffen im Von der Heydt-Museum auf Pioniere der Moderne wie Hodler, Munch, Monet, Cézanne oder van Gogh.

Außerdem zu sehen sind Ausschnitte aus Schinks Serie über die heutigen Reste des altrömischen Aquäduktes „Aqua Claudia“, die mitten in gegenwärtigen Stadtbezirken entstanden sind. Ihnen gegenüber gestellt sind klassische Malerei-Italienszenen des 19. Jahrhunderts.

In den Dialog mit der Malerei des französischen und deutschen Naturalismus‘ treten Schinks 2005 im Regenwald von Vietnam entstandene Baumkronen-Fotos. Die Malerei des Symbolismus korrespondiert auf sehr eindringliche Weise mit Schinks Unterwasserlandschaften: Die nicht etwa beim Tachen entstanden, sondern „nur“ durch das Hineinhalten der Kamera in (scheinbar) unscheinbare Tümpel: Die dabei fotografierten Welten haben einen starken, „verwunschenen“ Sog.

Oswald Achenbach: "Pinien", um 1850.

Foto: Von der Heydt-Museum

Für Schink war die Arbeit an der Ausstellung, bei der er annähernd komplett frei aus der Sammlung des Museums schöpfen konnte, ein Anreiz für die Frage: „Wie ist eigentlich mein Sehen entstanden?“ Und für Museumsdirektor Roland Mönig, der betont, dass Landschaften schon zur Zeit der Entstehung des Von der Heydt-Museums ein bedeutender Schwerpunkt des Hauses waren, geht es bei dieser ersten „Freundschaftsanfrage“, der weitere folgen, „um die geistigen Zusammenhänge von Landschaften, Natur und Kultur im Zivilisationsprozess“.

Übrigens konnten mit Unterstützung der Robke-Stiftung mehrere große Fotos der Schink-Vietnam-Wälder-Serie fürs Von der Heydt-Museum erworben werden.

Die außergewöhnliche Ausstellung „Hans-Christian Schink – Freundschaftsanfrage No.1“ läuft noch bis zum 10. Juli.