Kommentar zum Eingreifen der Unfallkommission Möchtegern-Fahrradstadt
Wuppertal · Fahrradstadt Wuppertal 2025? In der Praxis deutet weiter ziemlich wenig darauf hin. Um zu dieser Erkenntnis zu kommen, muss man nicht nur auf die an Realsatire grenzende Radweg-Lösung an der Hünefeldstraße schauen, die hartleibig alle völlig berechtigte Kritik zu überleben scheint. Nein, man kann genauso gut Richtung Osten auf die ärgerliche Nordbahntrassen-Unterbrechung am Diek blicken.
Durch die Überbauung der alten Eisenbahntrasse müssen Radfahrer hier seit Jahren einen mühseligen, engen 500-Meter-Umweg über zu schmale Gehwege, über Ampeln und vorbei an gefährlichen Ausfahrten nehmen. Das ist ungefähr so, als würde die A46 plötzlich vor Haan enden und erst dahinter Richtung Wuppertal weitergehen. Undenkbar in der Auto-Infrastruktur, im Rad-Segment aber der Normalfall.
Nun ist es allerdings durchaus so, dass dieses Problem längst politisch erkannt wurde und seine Beseitigung sogar seit fast zwei Jahren offizielles Schlüsselprojekt der Bezirksvertretung Oberbarmen ist. Angestrebt wird dabei der Königsweg in Form eines Überfliegers, mit dessen Hilfe Radfahrer konfliktfrei von einem Trassenstück zum anderen fahren.
Passiert ist seit dem Grundsatzbeschluss nichts – außer 16 Unfällen mit Beteiligung von Radfahrern im fraglichen Streckenabschnitt. Die Überflieger-Machbarkeitsstudie, mit deren Erstellung die Verwaltung von der Politik beauftragt wurde, gibt es bis heute nicht, weil die Stadt gerne die Ergebnisse einer studentischen Masterarbeit zu dem Thema abwarten möchte.
Zwischenzeitlich ins Spiel gebrachte Lösungen jenseits der Überflieger-Idee, die zu Lasten des Autoverkehrs gegangen wären, fanden ihrerseits keine politischen Mehrheiten.
Anfang Dezember hat jetzt die Unfallkommission der Hängepartie ein Ende gesetzt. In diesem Gremium sind die städtische Straßenverkehrsbehörde, die Polizei, das Ordnungsamt und die Bezirksregierung vertreten, es schreitet ein, wenn Unfallhäufungen wie jetzt am Diek registriert werden. Seine Beschlüsse müssen sofort umgesetzt werden – in diesem Fall in Form der Sperrung der Gehwege für Radfahrer, der Anordnung von Tempo 30 für Autofahrer in den dann gemeinsam mit Radfahrern genutzten Straßenbereichen und der Entschärfung von Gefahrenstellen.
Das ist eine jetzt notwendige, aber alles andere als geschmeidige Lösung auf Wuppertals Fahrrad-Hauptschlagader, die niemanden zufriedenstellen wird.
Und das ist eben die nüchterne Realität in der Möchtegernfahrradstadt Wuppertal ...