Kommentar zum Abschied von Stefan Kühn Ein Versöhner geht von Bord
Wuppertal · Während anderswo auf der politischen Bühne Wuppertals das Thema Altersgrenze hart ausgereizt, ja überdehnt wird, hat Stefan Kühn einen ganz anderen Weg gewählt.
Der 61-Jährige gebürtige Kölner, der seit beachtlichen 24 Jahren Wuppertals nahezu immer unumstrittener Dezernent für Soziales, Gesundheit, Schule und Integration ist, und mit allergrößter Sicherheit Mitte kommenden Jahres auch nochmals wiedergewählt werden würde, tritt nicht erneut an. Um mehr Zeit für sich zu haben – und um Wuppertal die Chance zu geben, das Thema Verwaltungsvorstand neu in den Blick zu nehmen.
Beide Gründe passen exakt zu Stefan Kühn, der früher einmal Wuppertals SPD-Geschäftsführer war – und dann im Sozialdezernat (s)eine Traumposition gefunden hat. Auf sich zu schauen, auf die Gesundheit und das seelische Wohlbefinden, das tut Kühn, weil er weit davon entfernt ist, ein Karrierist zu sein. Und an Wuppertal zu denken, das tut er, weil er diese Stadt, für die er viel bewirkt hat und der er natürlich auch viel verdankt, sehr gern hat.
Gerade dann, wenn man etwas sehr gern hat, kann es eine wirklich große, wenn auch sehr schwierige Entscheidung sein, loszulassen. Um den Weg in die Zukunft möglich zu machen. Dieser Weg, den Wuppertal jetzt vor sich hat, hat es in sich. Nach der unproblematischen Findung eines neuen Kämmerers, nach dem zeitweilig massiven Flurschaden bei der (dann doch erfolgreichen) Suche nach jemandem, der (besser gesagt: die) den Bereich Personal verantwortet, geht es nun in Kürze um die bedeutenden Segmente Verkehr, Umwelt, Stadtentwicklung – sowie eben Soziales, Schule plus Integration. Lauter echte Riesen-Themen.
Darin liegt die Chance, die Zuständigkeiten neu, tatsächlich zueinander passend und vor allem unabhängig von Parteibüchern zuzuschneiden. Wuppertal kann das richtig machen. Oder wieder in die alten, abgefrühstückten Muster zurückfallen.
Dass Stefan Kühn noch bis etwa Mitte nächsten Jahres an Bord ist, darin liegt großes Potenzial. Er ist ein Versöhner, kein Spalter. Ein Mann der leisen Töne, der Probleme unzählig viele Male im Hintergrund gelöst, Menschen so oft zu guten Gesprächen an einen Tisch gebracht hat.
Es ist höchst selten, dass jemand politische Erfahrung, politisches Gespür, Verwaltungskenntnis, Menschenkenntnis, Fröhlichkeit, Bescheidenheit, Freundlichkeit und ein klares Ziel vor Augen in sich vereint. All diese Kühn-Eigenschaften haben in der Vergangenheit im Rathaus und darüber hinaus sehr positive Auswirkungen gehabt, ohne dass das in der Öffentlichkeit laut hinaustrompetet hätte werden müssen.
Stefan Kühn hat kaum je an sich gedacht. Immer aber an die gute Sache Wuppertals und der Menschen. Genau das tut er auch jetzt.