Kommentar zu städtischen Gebührenerhöhungen Wer soll das bezahlen?

Wuppertal · Die Stadt Wuppertal will ihre Gebühren 2024 im Schnitt um 5,5 Prozent erhöhen. Stolz wurde in einer Pressekonferenz verkündet, dass man damit noch unter der zu erwartenden Inflationsrate liegt. So kann man auch versuchen, schlechte Nachrichten schönzureden. Dem Bürger wird es wehtun, hat er doch ohnehin so hohe Mehrkosten durch die besagte Inflation.

Waltraut Rass.

Foto: Wuppertaler Rundschau

Schon klar, es gibt Kosten, auf die die Stadt Wuppertal keinen Einfluss nehmen kann, wie die Novellierung des Brennstoffemissionshandelsgesetzes (schönes Wort). Okay, bei den Abfallgebühren lag Wuppertal bisher nicht im vorderen Bereich, aber eine Steigerung von 7,86 Prozentpunkte für einen Durchschnittshaushalt ist schon mal was.

Regelrecht paradox mag in den Ohren des Durchschnittsbürgers klingen, dass die Schmutzwassergebühren steigen, obwohl rund eine Million Kubikmeter weniger Schmutzwasser eingeleitet wurde. Nun also doch nicht mehr die Spartaste auf dem Klo drücken? Andererseits ist das mit der Spartaste vielleicht doch sinnvoll, denn die Trinkwassergebühren steigen ja auch um 2,95 Prozent für Familie Mustermann. Ein Teufelskreis.

Apropos Kreis: Der Normalbürger, der immer mehr zur Kasse gebeten wird, mag sich so fühlen, als zöge sich um ihn herum eine Schlinge zu. Alles wird immer teurer: die Lebensmittel, das Benzin, das Heizöl. Durch die städtische Gebührenerhöhung steigen nun auch noch die Nebenkosten für die Miete, die ohnehin schon exorbitant hoch sind. Laut Umfrage eines Nachrichtenmagazins liegen sie 2023 pro Quadratmeter bei 6,40 Euro. 2018 betrugen sie noch 2,17 Euro.

Aber es droht noch mehr Ungemach. Man darf gespannt sein, ob es bei der Umsetzung der Grundsteuerreform 2025 in Wuppertal wirklich nur zu einer gerechteren Verteilung der Steuerlast oder doch zu einer Erhöhung des Hebesatzes kommt. Neben der Gewerbesteuer ist das immerhin die einzige Einnahmequelle, die von der klammen Stadt selbst gestaltet werden kann. Wenn daran geschraubt würde, fielen die Nebenkostenabrechnungen in Wuppertal noch höher aus.

Doch immer noch nicht genug mit dem Damoklesschwert namens Kostensteigerung, das über jedem Geringverdiener und Mittelständler schwingt.

Die Energiepreisbremse wird zum Jahresende abgeschafft, Tariferhöhungen drohen den ÖPNV teurer zu machen, Tiere sind durch die massiv verteuerten Arztrechnungen ein Luxusgut geworden, und dann kommt ja auch noch die Mehrwertsteuererhöhung in der Gastronomie. Noch nicht einmal das Essengehen kann sich Ottonormalbürger noch gönnen. Woher soll er denn das ganze Geld nehmen?

Bleibt einem nur noch, nicht in die Wirtschaft zu gehen und sich zu Hause den Kummer herunterzuspülen. Am besten dann mit Leitungswasser.

Ach ja, das wird ja auch teurer ...