Pläne des Bündnisses Kirchliche Hochschule: Entwickeln statt abwickeln
Wuppertal · Das Wuppertaler Bündnis Kirchliche Hochschule ist im Mai 2024 gestartet und will die drohende ersatzlose Schließung der evangelischen Bildungseinrichtung auf der Hardt verhindern. Jetzt wurde ein Planungspapier mit dem Titel „Exposé Bildungscampus Heiliger Berg“ öffentlich vorgestellt.
Das Papier, das als Beitrag zur evangelischen Landessynode Anfang Februar, wo es um die Zukunft der Kirchlichen Hochschule (KiHo) gehen wird, gedacht ist, liefert eine fokussierte und gebündelte Ideensammlung, die die ganze Stadtgesellschaft plus die lokale Wirtschaft in den Blick nimmt.
Unverzichtbar dabei: Die Weiterführung eines vom Staat unabhängigen evangelisch-theologischen Studiums zur Ausbildung von Pfarrerinnen und Pfarrern. Das war vor 90 Jahren der Kerngedanke der Gründung der KiHo auf dem sogenannten „Heiligen Berg“ an der Missionsstraße, wo auch die weltweit tätige Vereinte Evangelische Mission (VEM) ihren Sitz hat. Und dieser Kerngedanke ist nach wie vor aktuell.
Der Bundestagsabgeordnete Helge Lindh als Mitbegründer des KiHo-Bündnisses: „Eine Schließung wäre geschichtsvergessen. Das, worum es an der Kirchlichen Hochschule geht, ist nicht etwa aus der Zeit gefallen, sondern genau das Gegenteil davon.“ KiHo-Professor Andreas Obermann ergänzt: „Angesichts der Frage, wie Kirche ihre eigenen Leute in Zukunft ausbildet, darf man sich nicht auf den selbstverständlichen Fortbestand der Theologie-Studiengänge etwa in Bonn, Münster oder Bochum verlassen.“
Das Bildungscampus-Bündnis schlägt darüber hinaus aber vor, die Kirchliche Hochschule – und ihre gut ausgestatteten Hörsaal- sowie Seminarräume – enger mit der Stadt zu verbinden: Akteure aus Wissenschaft und Wirtschaft, Kunst und Kultur sowie natürlich Theologie und Kirche könnten das Areal zu einem vielgestaltigen Magneten machen, der weit über seine bisherigen Nutzungen hinaus strahlt.
Neu zu gründende Einrichtungen wie beispielsweise Start-ups, Institute, Initiativen oder Werkstätten, die sich mit breit gefächerten Schwerpunkten als eigenständige Einheiten unter dem KiHo-Dach ansiedeln, würden viele Fragen der gegenwärtigen und zukünftigen Gesellschaft mit zahlreichen Synergie-Effekten angehen können.
Im Exposé „Bildungscampus Heiliger Berg“ heißt es dazu: „Der Bildungscampus soll sich zu einem Diskursraum entwickeln zwischen Kirchen, Diakonie, Religionsgemeinschaften und gesellschaftlichen Institutionen wie Gewerkschaften, Sozialverbänden, Parteien, Universitäten, Hochschulen, Schulen, NGO’s, Kultur-Institutionen, Kunst, Wirtschaftsverbänden, Handwerk, Industrie, Sportvereinen, Unternehmen, Start-ups, Vereinen, Bürgerinneninitiativen, Arbeitgeberverbänden oder Hilfswerken.“
Und weiter: „Die Dozentinnen und Dozenten kommen aus Theologie, Politik, Wirtschaft, Human- und Kulturwissenschaften, Kunst, Medien. Kooperationen unter anderem mit der Bergischen Universität, dem Wuppertal-Institut, kulturellen Einrichtungen vor Ort (Pina-Bausch-Zentrum, Musikhochschule, Theater, Tony Craggs Skulpturenpark) beziehungsweise auch überregionalen Institutionen bieten sich an.“
Notwendig für all das ist nach Auffassung der Bündnis-Mitglieder ein professionelles Projektmanagement, das für mindestens drei Jahre von der Kirche finanziert wird, um neue Partner für die KiHo der Zukunft zu akquirieren – und das neue Konzept realitätstauglich zu machen.
Grundsätzlich, so Helge Lindh, geht es dem Bündnis darum, „sich nicht mit der Gefahr des Verschwindens der KiHo abzufinden. Oder anders ausgedrückt: Nicht abwickeln, sondern etwas Neues entwickeln.“ Erhard Ufermann ergänzt: „Die Kirche muss sich wirklich öffnen, um neue Dinge und neues Denken an diesen besonderen Ort zu holen.“