Nach Toreschluss — die Wochenendsatire Großalarm im Damenklo

Wuppertal · Auf den Mädelsabend in der Vorweihnachtszeit hatte sich die Hauptdarstellerin unserer heutigen lustigen Begebenheit schon lange gefreut. Wir wollen sie wegen ihres sonnigen Gemüts Frau Sonnenschein nennen (der richtige Name ist der Redaktion sehr gut bekannt).

Rundschau-Redakteur Roderich Trapp.

Foto: Bettina Osswald

Zusammen mit vier weiteren jungen Frauen ließ sie es also im Luisenviertel richtig krachen: Erst lecker Essen, dann Aperol Spritz und später zur Abwechslung mal Aperol Spritz gefolgt von mehr Aperol Spritz.

Bei Station Nummer drei des spritzigen Kneipenbummels verspürte Frau Sonnenschein ob der regelmäßigen Zufuhr orangefarbener Flüssigkeit ein menschliches Rühren und begab sich unter Mitführung ihrer Handtasche und einer Freundin auf die Toilette im Untergeschoss. Frauen gehen ja immer zu zweit aufs Klo. Möglicherweise würden sie alleine nicht zurückfinden, aber mit diesem Phänomen beschäftigen wir uns besser bei anderer Gelegenheit.

Dieses Mal richtet sich unsere Aufmerksamkeit nämlich auf das, was sich unmittelbar nach Verrichtung des Geschäfts ereignete: Denn urplötzlich erhob sich im Toiletten-Vorraum ein schier unfassbar schrilles und lautes Dauerton-Warnsignal, das an eine Mischung aus Brandmelder auf Ecstasy und Weltkriegs-Fliegeralarm erinnerte.

Entsetzt hastete Frau Sonnenschein samt Begleitung nach oben — auch hier kreischend-lauter Alarm, aber weder Feuer noch Rauch, noch sonstige Unregelmäßigkeiten. Bis auf verwirrte Gäste, die das Personal irritiert ansahen. Frau Sonnenschein erfasste die Situation als erste und beschied der Kellnerin resolut: "Jetzt stellen Sie aber mal Ihren Feuermelder ab. Das hält ja kein Mensch aus." — "Würde ich ja gerne", antwortete die Kellnerin, "aber ehrlich gesagt, haben wir gar keinen ..."

Angesichts des anhaltenden "KreischKreischKreischKreisch" war an ein Bleiben nicht zu denken. Fluchtartig stürmte Frau Sonnenscheins Kleingruppe samt der anderen Gäste auf die Straße — nur um festzustellen: Großalarm in der ganzen Stadt! Ein Terroranschlag in Wuppertal? Oder hat Nordkorea die Bombe gezündet? Oder kommen die Russen? Ängstlich rückten die Mädels zusammen, spekulierten über diese und andere Horrorszenarien. Bis zwei Jungs Frau Sonnenschein auf die Schulter tippten: "Wir glauben, das kommt aus deiner Handtasche ..."

Frau Sonnenscheins Gesicht nahm schlagartig eine dem Aperol Spritz nicht unähnliche Farbe an: Ups — steckte in ihrer Handtasche nicht die Anti-Vergewaltigungs-Uhr drin, die Frau Sonnenschein immer anzieht, wenn Sie abends im Dunkeln auf ihrer Joggingrunde durch dieses finstere Industriegebiet laufen muss? Genauer gesagt handelte es sich um das Modell "Safe by Gaia", das ausweislich der Produktbeschreibung einen Alarmton in 120 Dezibel Lautstärke produziert.

120 Dezibel entsprechen der Schmerzgrenze des menschlichen Gehörs und werden etwa von Kettensägen, Presslufthämmern, China-Krachern und Kampfflugzeugen erreicht. Und eben von dem formschönen Alarm-Armband "Safe by Gaia", das im Übrigen durch einen besonders einfach zu betätigenden Alarmknopf besticht. Im Zweifel kann man ihn sogar ganz aus Versehen auf dem Damenklo auslösen, wenn man seine Handtasche ein bisschen knuffelt ...

Ich habe mir übrigens jetzt auch so ein Armband gekauft. Nicht aus Angst vor Vergewaltigungen, sondern als Schutz vor besonders langweiligen Terminen ...

Schöne Weihnachten!