Nach Toreschluss - die Wochenendsatire Schafkäse oder Schafskäse?
Wuppertal · In den letzten beiden Rundschau-Ausgaben haben wir über Schafskäse berichtet. Und zwar den überbackenen, den es im "Katzengold" in der Luisenstraße seit einiger Zeit nicht mehr gibt, was unser Kollege Seitz zutiefst bedauert.
Das "Katzengold" hat dann freundlicherweise angekündigt, sich des Falls anzunehmen. Dieses Problem ist damit gelöst. Dafür haben wir jetzt aber ein neues. Uns hat nämlich ein Leser angerufen und freundlich darauf hingewiesen, dass es korrekterweise "Schafkäse" und nicht "Schafskäse" heißen müsse.
Seitdem kann ich nicht mehr schlafen, weil ich darüber grübele, ob der Mann Recht hat. Immerhin gibt es ja im Deutschen ein Fugen-S, mit dem starke Substantive voneinander getrennt werden. Und Schafkäse hört sich doch irgendwie komisch an, oder? Wir sagen ja auch Rindswurst und Kindskopf. Außerdem: Was ist dann mit der Schweinsnase und der Schweinshaxe? Sind das das in Wirklichkeit kaum aussprechbare Schweinnasen und Schweinhaxen? Und dürfte die Schauspielerin Esther Schweins vielleicht gar nicht so heißen?
Fragen über Fragen, bei denen uns auch der Duden nicht weiterhilft. In dem stehen nämlich Schafskäse und Schafkäse gleichzeitig. Schafskäse wird dabei beschrieben als Käse, der aus Schafmilch hergestellt wird. Aber warum denn nicht aus Schafsmilch? Welcher Schafskopf (oder heißt es Schafkopf) war denn da am Werk? Möglicherweise ein defätistischer Grammatik-Wolf im Schafspelz? Oder muss es Schafpelz heißen?
Vermutlich ist das Ganze eine Frage des eigen Urteilsvermögens — oder eventuell auch des Urteilvermögens. Denn es gibt zwar offensichtlich ein paar Regeln dafür, wann das Fugen-S im Allgemeinen eingesetzt wird. Die sind aber ungefähr so wie die Politik von Donald Trump. Nämlich wirr und wenig hilfreich. Im Allgemeinen steht zum Beispiel kein Fugen-S, wenn das erste Hauptwort auf —el endet. Das stimmt, weil ja kein Mensch Kegelsklub, Nudelssalat oder Nadelsöhr sagt. Aber wo kommen dann Himmelstor und und Eselsohr her?
Erschwerend kommt hinzu, dass gestern in Berlin die Koalitionsverhandlungen angefangen haben, die möglicherweise in Wirklichkeit Koalitionverhandlungen sind. Oder doch nicht, denn es gibt auch eine Regel, dass bei Zusammensetzungen mit Wörtern auf —ion das Fugen-S steht. Aber erzählen Sie das mal jemandem, der in Unterbarmen in der Missionsstraße wohnt. Soll der jetzt seine Adresse ändern?
So muss ich leider zu dem unbefriedigen Schluss kommen, dass es für unser Problem keine eindeutige Regel gibt. Und deshalb rufen wir dem "Katzengold", das möglicherweise "Katzensgold" heißen müsste, heute noch einmal im Sinne unseres Kollegen Seitz zu: Uns ist egal, ob ihr Schafkäse oder Schafskäse nehmt. Hauptsache, ihr überbackt ihn. Meinetwegen auch in einem Elektrosherd.
Bis die Tage!