Kommentar zum aktuellen Test des ADFC Kein prima Fahrradklima
Wuppertal · Von September bis November vergangenen Jahres konnte man am Fahrradklima-Test des Radfahrer-Verbandes ADFC teilnehmen: 27 Fragen plus fünf Zusatzfragen gab es zu beantworten.
Wichtig zu wissen: Der ADFC-Fahrradklimatest erreicht bei weitem nicht nur Mitglieder des Fahrradclubs. 84 Prozent der 245.000 Menschen, die bundesweit mitgemacht haben, sind keine ADFC-Mitglieder. Und ein Großteil der Test-Teilnehmer, nämlich 90 Prozent, nutzt sowohl Fahrrad als auch Auto – sprich: Die Leute kennen beide (Straßen-)Perspektiven.
Wie das Wuppertal-Ergebnis, das auf den Antworten von 1.080 Teilnehmerinnen und Teilnehmern der Umfrage beruht, ausgefallen ist, kann eigentlich niemanden wundern: Wuppertal bleibt auf Platz 19 von 26 Städten in der Größenordnung 200.000 bis 500.000 Einwohner. Die Fahrradklima-Gesamtnote liegt bei einer mäßigen 4,3.
Ein Gutes gibt es auch – und das vorweg: Im Gegensatz zu anderen Städten wird das niedrigere Diebstahlrisiko besser als im Durchschnitt bewertet. Aber dann geht’s los. Schlechte Noten gibt es in Wuppertal für die mangelhafte Breite der Radwege, die Ampelschaltungen für Radfahrer, dafür dass es kaum bis gar keine verfügbaren öffentlichen Räder gibt, für die Verkehrsführung an Baustellen – und für die mangelhafte Kontrolle von Falschparkern, die Radlern das Leben schwer machen.
Was der ADFC in seiner Bilanz betont: Es reicht nicht, sich beim Reden über den Radverkehr auf die schon vorhandenen Trassen oder die der irgendwann einmal kommenden Zukunft zu konzentrieren. Gebraucht werden endlich Netze, die die Innenstädte mit den Stadtteilen verbinden – und die Trassen miteinander verknüpfen.
Wenn ich mir das Thema Radfahren ansehe und die Frage, ob das Fahrrad als tägliches Verkehrsmittel für mich in Frage käme, mit „nein“ beantworte, hat das (zugegebenermaßen auch, aber nicht nur) mit schlechtem Wetter und/oder Bequemlichkeit zu tun. Vor allem geht es dabei aber um das Gefühl der Sicherheit. Wuppertals Trassen sind toll, aber im Grunde nur freizeitmäßig nutzbar. Tatsächliche Verbindungen zwischen ihnen gibt es (noch längst) nicht. Von einem abschreckenden Umfeld wie der großen Döppersberg-Kreuzung oder etwa der B7 im historischen Unterbarmer Stück ganz zu schweigen.
Im Grunde ist all das, was beim Thema Radverkehr in Wuppertal im Argen liegt, „der Stadt“ (wer oder was das überhaupt sein soll) gar nicht vorzuwerfen: Vor der Erfindung von E-Antrieben für Fahrräder, die ja noch gar nicht so lange zurückliegt, war Wuppertal als ernstzunehmende Fahrradstadt schlicht ungeeignet.
Dass andere, flache (!!!) Städte schon Jahrzehnte vorher das Fahrrad im Blick hatten und jetzt Lichtjahre voraus sind, was selbstverständliche Fahrradnutzung und umfassende Rad-Infrastruktur angeht, ist kein Wunder.
Sagen wir’s mal so: Als Wuppertal durch Pedelecs und E-Bikes endlich auch als mögliche Fahrradstadt in Frage kam, hinkte die Situation auf unseren für Autos und für sonst nichts und niemanden zugeschnittenen Straßen unaufholbar hinterher. Bis heute. 2025 „Fahrradstadt“ werden zu wollen, ist da zwar ein verständliches und umweltbewusstes Symbolziel, aber auch ein schöner Traum. „Die Stadt“ käme, selbst wenn sie wollte und könnte, so schnell gar nicht hinterher, um das zu realisieren.
Außer in Sachen Groß-Radweg auf dem Wall. Der aber wird, so erlebe ich das, vor allem von den Rädern des Lieferdienstes „Flink“ genutzt. Und macht die Wiederanpflanzung von Bäumen auf dieser ehemals so schönen Innenstadt-Straße faktisch nahezu unmöglich.