Kommentar zum Erlebnis-Museum Win-Win-Win-Win-Situation
Wuppertal · Wer in Wuppertal etwas bewegen will, braucht manchmal einen langen Atem. Schon vor vier Jahren hatte mir Stadtmarketing-Chef Martin Bang von seiner Idee für eine neue Touristenattraktion erzählt: in einer echten Schwebebahn von früher sitzend durch das virtuell nachgebildete Wuppertal vor 100 Jahren fahren.
Das fand ich damals faszinierend – und finde das auch heute noch, wo die Idee endlich konkrete Formen annimmt. Und ich bin damit nicht allein: Die Resonanz auf das Erlebnismuseums-Konzept, das Stadthistorie und eine hypermoderne Präsentationsform miteinander verbindet, ist durchweg begeistert.
Vermutlich ist das Ganze sogar überregional ziemlich einmalig: Erst eine Zeitreise mit der historischen Schwebebahn durch das wiederbelebte Wuppertal von 1929 machen und dann ein paar Schritte weiter an der im Original erhaltenen historischen Schwebebahnstation Werther Brücke in die blaue Schwebebahn von heute und die Wuppertaler Gegenwart herüberwechseln – mir fällt gerade kein Ort ein, wo man so etwas kann.
Möglich macht dieses Highlight mal wieder ein produktiver Doppelpass zwischen Stadt und privater Wirtschaft. Stadtmarketing, ISG Barmen-Werth, Barmer Immobilienbesitzer, Stadtwerke und Sparkasse machen gemeinsam was Gutes für Wuppertal und räumen so diverse Hürden aus dem Weg, die das logistisch und technisch anspruchsvolle Projekt lange im Stand-by gehalten haben. Und alle helfen sich damit auch ein Stück weit selbst: Der Werth bekommt neue Zugkraft, Ladenflächen finden neue Nutzungen, die Stadtwerke können Wuppertal endlich wieder gute Schwebebahn-Nachrichten liefern, die Sparkasse schafft einen weiteren Beleg für ihr gesellschaftliches Engagement und das von Corona-Lockdown und Kaiserwagen-Stillstand massiv ausgebremste Stadtmarketing bekommt einen neuen Ankerpunkt, den es in eigener Regie betreiben kann.
Das ist eine Win-Win-Win-Win-Situation und ein Stimmungsaufheller für die Stadt und speziell für Barmen, das sich ja immer ein bisschen abgehängt fühlt.
Es macht auch Spaß, auf dem Thema noch ein bisschen herumzudenken. Ich stelle mir gerade vor, wie ein Firmenchef zur „Zeitreise Schwebebahn“ als Betriebsausflug einlädt und dann im virtuellen Wuppertal von 1929 im Gehrock vom Bahnsteig seiner Belegschaft zuwinkt. Vielleicht kann man das für solche Zwecke oder für Geburtstagskinder programmieren. Das wäre doch was – und ein Beispiel dafür, wie sich gute Ideen immer weiter entwickeln können, wenn sie einmal aufs Gleis gesetzt werden.
Wieso muss ich bei dem Thema jetzt eigentlich gerade an die BUGA denken?