Neue Touristenattraktion Virtuelle Zeitreise in echter Schwebebahn
Wuppertal · Barmen bekommt bald eine neue Touristenattraktion mit großer Zugkraft: Am Werth kann man dann in einem echten Schwebebahnwagen der ersten Baureihe eine virtuelle Fahrt durch das absolut lebensecht animierte Wuppertal im Jahr 1929 machen. Oberbürgermeister Uwe Schneidewind nennt das Projekt einen „Game Changer“ für die Barmer City.
Schon die erste Testversion des am Dienstag (10. Mai 2022) vorgestellten Projekts von Stadtmarketing und ISG Barmen-Werth hat echten Wow-Effekt: Mit einer Virtual-Reality-Brille auf dem Kopf schaut man aus dem fahrenden Kaiserwagen herab in Echtzeit auf die Stadt im Jahr 1929. Landschaft, Gebäude und Straßenszenen – alles täuschend echt und dreidimensional, wohin man sich auch wendet. Die passende Geräuschkulisse natürlich inklusive.
Erleben sollen das Wuppertal-Besucher ab 2022 auch real in ganz besonderer Umgebung. Ein Schwebebahnzug aus dem Jahr 1900 – die Baureihe des Kaiserwagens –, der sich noch im Fundus der Stadtwerke befindet, wird dafür restauriert und auf einer neuen, 300 Quadratmeter großen Museumsfläche am östlichen Ende des Werths in der Nähe des Kugelbrunnens installiert. Dafür werden zwei Ladenlokale (unter anderem die ehemalige Pizzeria Portobello) zusammengelegt und für die besondere statische Belastung durch den elf Meter langen Zug und die Besucher ertüchtigt. (Video:)
In dem Waggon können dann rund 30 Personen zeitgleich in etwa 20 Minuten eine leicht komprimierte, komplette Schwebebahnfahrt von Vohwinkel bis Oberbarmen durch die Stadt vor knapp 100 Jahren unternehmen. Vorgeschaltet werden sollen zwei Erlebnisräume zur Stadt- und Schwebebahn-Geschichte. Dazu steuern der Förderverein historische Schwebebahn und sein 2. Vorsitzender Bernd Bigge Stücke aus ihrem Fundus bei.
Die Realisierung der virtuellen Wuppertal-Welt von gestern hat das auf Animationen und 3D-Visualisierungen spezialisierte Bielefelder Unternehmen „mediaprojekt“ übernommen. Es kann sich dabei auf umfangreiches Material des städtischen Geodaten-Zentrums verlassen, das über ein riesiges Archiv an Luftbildern und anderen Dokumentationen des historischen Wuppertaler Stadtbildes verfügt. Wie diese Daten am Rechner zu einer verblüffend echten Umgebung aufbereitet werden, zeigte bei der ersten Präsentation in der Barmer Gesellschaft Concordia die erste virtuelle Testfahrt von Sonnborn zum Zoo absolut eindrucksvoll.
Zu dieser Präsentation hatten sich zahlreiche Unterstützer des Projektes eingefunden. Und das auch, um die Bedeutung des neuen Touristenmagneten für die Entwicklung der Barmer City hervorzuheben. „Innenstädte müssen multifunktional werden und neben dem Handel weitere Anreize für den Besuch schaffen“, so Oberbürgermeister Uwe Schnweidewind. Die „Zeitreise Schwebebahn“ – so der offizielle Name der Attraktion – sei vor diesem Hintergrund ein „Game Changer für die Barmer City“. (Bilder:)
WSW-Geschäftsführer Martin Bickenbach freute sich, nach vielen negativen Meldungen in Sachen Schwebebahn über positive Schlagzeilen und die Tatsache, dass noch ein historischer Zug zur Verfügung steht. Der Wagen stand allerdings lange ungenutzt im Freien und muss noch für den neuen Einsatzzweck restauriert werden. Dann soll er exakt so aussehen wie das Modell, in dem sich die Besucher während ihrer Cyber-Reise tatsächlich aufhalten.
Mit im Boot ist auch die Sparkasse als finanzieller Unterstützer. „Für uns geht es um mehr als Geld. Deshalb ist es uns ein Herzensanliegen, die Attraktivität zu steigern“, so der Vorstandsvorsitzende Gunther Wölfges. Die wirtschaftliche Basis des Projekts sollen eine neu gegründete „Zeitreise Wuppertal GmbH“ und das Stadtmarketing als Betreiber des Museums schaffen. In ersten Schätzungen rechnet man mit 30.000 bis 50.000 Besuchern an den Öffnungstagen Dienstag bis Sonntag.
Bis die im Laufe des nächstes Jahres in die Wuppertale Historie eintauchen können, muss noch einiges geleistet werden. Insbesondere der Transport des gut elf Meter langen Schwebebahnwagens in seinen Bestimmungsort wird eine logistische Herausforderung. Der Werth ist im Schnitt nur zwölf Meter breit...