Neue Strategien in Arbeit Der Klimawandel im Wuppertaler Wald

Wuppertal · Der Klimawandel hat den Wuppertaler Wald bereits stark verändert. Die Baumart Fichte ist mittlerweile zu einer Seltenheit geworden. Und insbesondere bei älteren Buchen sind vielfach sichtliche Schäden zu beobachten, wenn diese alten Bäume nicht bereits durch Trockenheit abgestorben sind.

Immer öfter halten Bäume den äußeren Einflüssen nicht mehr stand.

Immer öfter halten Bäume den äußeren Einflüssen nicht mehr stand.

Foto: Christoph Petersen

Diese Veränderung der klimatischen Bedingungen wird in Zukunft noch weiter steigende Auswirkungen auf den Wald haben. Damit der Wald jedoch auch bei einem veränderten Klima weiterhin möglichst gesund und stabil bleibt, arbeitet die städtische Forstabteilung daran, den Wald bestmöglich auf die Veränderungen vorzubereiten.

Um dieses Engagement zu unterstützen, hat der Umweltdezernent Frank Meyer die Erarbeitung eines umfangreichen Anpassungskonzeptes initiiert. Unter Begleitung des Forstwissenschaftler Prof. Dr. Volker Dubbel entwickelt die städtische Forstabteilung Maßnahmen, um den Wald auf den Klimawandel vorzubereiten.

Wald bedeutet auch Schutz

„Der Stadtwald ist nicht nur ein wunderbarer Erholungsort für unsere Bürgerinnen und Bürger, sondern schützt uns bei Starkregen vor Überschwemmungen, kühlt unsere Stadt an heißen Tagen, reinigt unser Wasser und noch vieles Mehr. Doch all diese Leistungen des Waldes für unsere Gesellschaft sind durch den Klimawandel gefährdet. Daher müssen wir alles tun, um den Wald dabei zu unterstützen, sich an die neue klimatische Situation anzupassen“, beschreibt Meyer die künftigen Herausforderungen.

Kompetenz gesucht und gefunden

Um eine für den Wuppertaler Stadtwald maßgeschneiderte Strategie zu entwickeln, werden wissenschaftliche Erkenntnisse zum Themenfeld Wald und Klimawandel mit den lokalen Erfahrungen und Gegebenheiten verbunden. „Ein allgemeingültiges Konzept auf europäischer, deutscher oder auch nur nordrhein-westfälischer Ebene zur Anpassung der Wälder kann es nicht geben, da jeder Wald einzigartig und andersartig ist. Daher war es mir wichtig, dass unsere Forstabteilung maßgeblich eine solche Strategie selbst erarbeitet“, so meyer.

Mit Prof. Dubbel habe man den „idealen Partner“ gefunden. „Als ehemaliger Professor für Waldbau an der HAWK Göttingen verfügt er über das umfangreiche theoretische und praktische Wissen, das es für solch eine Konzepterstellung braucht. Da er aber auch den Studiengang Urbanes Waldmanagement gegründet hat und sich intensiv im Bereich urbane Wälder auseinandergesetzt hat, kennt er gerade die Besonderheiten dieser stadtnahen und urban geprägten Wälder“, betont Frank Meyer.

Vor dem Jahr 2018 bestand der Stadtwald nach Angaben der Verwaltung zu rund neun Prozent aus Fichten. Nach den Trockenjahren 2018 bis 2020 mit einem massiven Borkenkäferbefall ist der Anteil der Baumart auf rund ein Prozent geschrumpft. Zurückgeblieben sind abgestorbene und kahle Waldflächen.

„Durch die Anpflanzung klimaresilienter Mischwälder haben die Mitarbeitenden unserer Forstabteilung die Grundlage geschaffen, dass diese Waldflächen auch im Klimawandel stabile Wälder bilden können. An dieser Stelle möchte ich mich auch bei allen Mitarbeitenden der Forstabteilung bedanken für ihr großes Engagement für unseren Wald. Jetzt müssen wir uns der Waldflächen annehmen, die aktuell noch nicht zusammengebrochen sind. Aktuell haben wir noch die Chance, diese Wälder durch eine stärkere Mischung von Baumarten und Baumgenerationen zukunftsfest zu machen“, meint der Umweltdezernent.

Leitbild sei hierbei das Prinzip der naturgemäßen Waldbewirtschaftung, wie sie in Wuppertal schon seit Jahrzehnten angewandt wird. Da viele Wälder nach dem Krieg kahlgeschlagen und anschließend wieder aufgeforstet wurden, bestehen diese Flächen nun jedoch oftmals aus lediglich einer Baumart bei der alle Bäume das gleiche Alter haben. Durch die Entnahme einzelner Bäume und die Anpflanzung zusätzlicher Baumarten in den entstandenen Lücken, bekommt der Wald eine Struktur, die ihn widerstandsfähiger gegen klimatische Extreme macht.

Ausgangssituation ist besser als gedacht

„Bei der Analyse des Status quo ist mir aufgefallen, dass sich der Wuppertaler Stadtwald bereits in einer guten Ausgangsposition befindet. Durch die bisherige Arbeit der Forstabteilung wurden vielerorts bereist mehrschichtige Waldbestände geschaffen und die Baumartenvielfalt gezielt gefördert. Hier werden wir im folgenden Prozess nochmals genau schauen, wie und wo wir diese Entwicklung noch weiter intensivieren können und mit welchen Maßnahmen wir den Wald noch unterstützen können“, erklärt Prof. Dr. Dubbel.

Und weiter: „Der Klimawandel kommt mit rasender Geschwindigkeit und tiefgreifenden Veränderungen. Im Wald können wir als Förster naturgemäß aber nur sehr behutsam und langsam Maßnahmen umsetzen. Wir müssen also schnell und konsequent handeln, um sicherzustellen, dass wir auch im Klimawandel über möglichst gesunde Wälder verfügen.“

Waldstrategie wird Grundlagen festlegen

„Der Wald braucht den Menschen nicht, aber wir Menschen brauchen den Wald und dies dringender denn je. Daher ist es von herausragender Bedeutung, dass wir unser Möglichstes tun, um ihn fit zu machen für den Klimawandel. Ich bin überzeugt, dass mit der Erarbeitung dieser Waldstrategie wichtige Grundlagen für solch einen erfolgreichen Prozess gelegt werden können“, fasst Umweltdezernent Meyer den Auftrag zusammen.