Einblicke in die Pflege Jürgen Hardt als Praktikant im Augustinusstift

Wuppertal · Für einen Tag hat sich Jürgen Hardt in die Tagesschicht im Caritas-Altenzentrum Augustinusstift eingeklinkt. Die Begegnung mit den Bewohnerinnen und Bewohnern, den Pflegerinnen und Pflegern sowie den Verantwortlichen der Caritas Wuppertal-Solingen verschaffte dem CDU-Bundestagsabgeordneten Einblicke in den Alltag der stationären Pflege und der Tagespflege.

Von li.: Dr. Wolfgang Kues, Inka Cramer und Jürgen Hardt.

Von li.: Dr. Wolfgang Kues, Inka Cramer und Jürgen Hardt.

Foto: Jürgen Hardt

Von 7:30 Uhr bis zum Mittag begleitete Hardt das Team der Etage „Theresa“ mit 33 Bewohnerinnen und Bewohnern. „Haben Sie jemals etwas Positives über ein Altenheim gehört?“ Mit dieser durchaus ernst gemeinten Frage begrüßte Wohnbereichsleiter Peter Franke seinen Gast aus der Politik. Damit war bereits ein herausforderndes Thema rund um die Pflege angesprochen. Oft prägen Vorurteile die Lage in der stationären Altenpflege die Sicht von außen. Das färbt dann ungünstig ab auf die Attraktivität des Pflegeberufs. Personalmangel ist jedoch einer der Hauptgründe für die angespannte Situation in vielen Pflegeeinrichtungen.

Die Stimmung, die Hardt nach eigenen Angaben bei Bewohnerinnen und Bewohnern und Beschäftigten verspürte, vermittelte einen deutlich besseren Eindruck. Das Altenheim verfügt überwiegend über Einzelzimmer für die alten und hilfebedürftigen Menschen. Eingespielte Teamarbeit erlaube es den Pflegerinnen und Pflegern, die Betreuung der ihnen Anvertrauten gut zu bewältigen. Doch auch hier sei der Zeitmangel spürbar.

Von li.: Peter Franke und Jürgen Hardt.

Von li.: Peter Franke und Jürgen Hardt.

Foto: Jürgen Hardt

„Für die Planung und Dokumentation der Arbeit muss viel Zeit aufgewendet werden“, so Franke zu Hardt. Der CDU-Politiker ließ sich die Arbeitsschritte am Bildschirm erläutern. Ein neues, noch stärker digitalisiertes Erfassungssystem soll hier im Alltag Entlastung bringen, denn die Pflegerinnen und Pfleger verbringen am besten ihre Zeit bei den Bewohnerinnen und Bewohnern und nicht vor dem Bildschirm.

„Bürokratieabbau muss bei der Pflege weiter oben ansetzen, etwa beim Nebeneinander von Medizinischem Dienst der Kassen und der Heimaufsicht durch den Staat. Offenbar gibt es hier Überschneidungen und Doppeltaufwand, der reduziert werden könnte“, so ein erstes Fazit zum Thema Bürokratie.

Weiterer Schwerpunkt des Tagespraktikums von Hardt war die Situation des Personals. „Mit Blick auf die Tarifverträge lässt sich das Vorurteil, Pflegeberufe seien schlecht bezahlt, nicht aufrechterhalten. Da haben der Gesetzgeber und die Tarifpartner deutliche Schritte nach vorne gemacht. Doch nur wer auch die passende innere Einstellung und Hinwendung zum Menschen mitbringt, wird auch für sich selbst die nötige Berufszufriedenheit finden“, meint Hardt. „Mehr gesellschaftliche Anerkennung und Akzeptanz wären eine klare Rückendeckung für junge Menschen, diese Berufswahl ins Auge zu fassen. Und: An Schulen muss auch mehr über Pflegeberufe informiert werden.“

 Jürgen Hardt und Tanja Hoegen.

Jürgen Hardt und Tanja Hoegen.

Foto: Jürgen Hardt

Beim Mittagessen mit Inka Cramer (Leiterin des Caritas-Altenzentrums Augustinusstift und Dr. Wolfgang Kues (stellvertretender Vorsitzender des Caritasverbands Wuppertal/Solingen) standen die politischen Rahmenbedingungen im Mittelpunkt. Jenseits der allgegenwärtigen Frage nach der Finanzierung guter Pflege angesichts knapper Kassen und der aktuellen Debatte über ein Pflegeberufegesetz sprachen Cramer, Dr. Kues und Hardt auch über die Veränderungen in der Bewohnerstruktur von Altenheimen: Die Gäste kommen grundsätzlich später als in früheren Jahrzehnten.

Einerseits bleiben sie länger als früher in ihrer häuslichen Umgebung, was gewünscht ist, andererseits ist die Eingewöhnung in der stationären Einrichtung dadurch schwieriger. Und nicht selten geht der späte Umzug mit einer vorangehenden Überlastung der Familienangehörigen einher. „Der an sich gute Grundsatz ‚häuslich vor stationär‘ darf nicht dazu führen, dass der richtige Zeitpunkt für die Übersiedelung in ein Altenheim verpasst wird“, findet Hardt.

Eine Form der Betreuung zu Hause lebender Pflegebedürftiger wird in Form der Tagespflege auch im Augustinusstift praktiziert. „Wenn die Gäste bei uns sind, haben pflegende Angehörige, die ja nicht selten selbst auch schon alt sind, Pause vom Alltagsstress. Und wer tagsüber bei uns ist, bleibt aktiv und hat soziale Kontakte auch außerhalb der eigenen vier Wände“, erklärt Tanja Hoegen, die diesen Bereich im Altenpflegezentrum verantwortet.

Am Ende des spannenden, aber auch anstrengenden Tages in der Pflege bleibt Jürgen Hardt der wichtige und richtige Satz von Peter Franke gut in Erinnerung: „Wer ins Altenheim kommt, muss nicht seine Persönlichkeit aufgeben.“ Achtung und Respekt seien Schlüsselbegriffe in der Altenpflege, die von vielen hunderttausend Pflegerinnen und Pflegern täglich mit Leben erfüllt werden.