Kommentar zur Fahrradstadt-Faszination Der ÖPNV ist wichtiger
Wuppertal · Fahrrad, Fahrrad, Fahrrad, Fahrradstadt. Schön und gut. Aber man sollte höllisch aufpassen, dass angesichts der ungebremsten Pedal-Begeisterung, die allüberall herrscht, die Realitäten dieser Stadt nicht in Vergessenheit geraten.
Um die große Mehrheit der Menschen in Wuppertal tagtäglich in Sachen Berufsweg, Einkaufen und Freizeit klimaschonend beziehungsweise eines nicht allzu fernen Tages beispielsweise mit Wasserstoffbussen sogar klimaneutral zu befördern, hat das Fahrrad zurzeit keine Bedeutung. Und wird auch in Zukunft keine haben.
In diesem Segment kommt einzig und allein dem öffentlichen Personennahverkehr, kurz ÖPNV, die entscheidende Rolle zu, wenn es darum gehen soll, viele Tausende, ja Zehntausende von Leuten mehr als jetzt aus dem Auto herauszubekommen.
Wie beliebt der ÖPNV ist, wenn es ihn preiswert gibt, hat das Neun-Euro-Ticket gezeigt. Daraus folgt für mich nur eines: Die Preise für den ÖPNV müssen signifikant niedrig bleiben, die Zahl der ÖPNV-Fahrzeuge muss signifikant steigen – und in Wuppertal muss die Netzdichte von ÖPNV-Verbindungen deutlich engmaschiger werden.
Ein gutes Fahrrad ist kein Billig-Artikel, und ein anständiges E-Bike, das man in Wuppertal definitiv braucht, schon mal gar nicht. Ein preiswerter, gut ausgestatteter und gut getakteter ÖPNV dagegen kann massenweise Menschen erreichen.
Eine neue Finanzierung des ÖPNV und sein zukunftsorientierter Ausbau zum Nutzen der Mehrheit der Menschen ist für die Wuppertaler Verkehrswende deutlich wichtiger als sich, weil es ja so wahnsinnig „in“ ist, allein aufs Fahrrad zu fokussieren.