Kommentar zum Ende von Schwarz-Grün Alles wieder auf Anfang?

Wuppertal · So sind wir in Wuppertal – gern gegen den Landestrend. Das gilt nicht nur für die Landtagswahl, wo die örtliche SPD trotz NRW-weit historischem Sturzflug alle drei Kandidaten (wenn auch bei einem von ihnen sehr, sehr knapp) durchgebracht hat. 

Uwe Schneidewind im Kommunalwahlkampf 2022.

Foto: Wolf Sondermann

Interessanter ist der „Beziehungsstatus“ des hiesigen Schwarz-Grün-Bündnisses: Während man in Düsseldorf gerade daran geht, ein solches auszuloten, ist das „Vorbild“ in Wuppertal gerade mit vergleichsweise wenig Pauken und Trompeten, sondern eher sang- und klanglos den Bach hinuntergegangen. 

Vordergründig, weil Oberbürgermeister Schneidewind (dezent ausgedrückt) sehr undiplomatische Wörter zum Zustand der Wuppertaler CDU (auf deren Ticket er den Weg zu seinem jetzigen Amt starten konnte) gebraucht hat. Und weil irgendein Jemand trotz interner Sitzung nichts Besseres zu tun hatte, als das Ganze gegenüber der Presse munter auszuplaudern.

Dass nach diesem Ereignis niemand mehr einen Pfifferling auf das „Kernbündnis“ zu setzen brauchte, war klar. Ich selbst habe übrigens nie viel Vertrauen in die Dauerhaftigkeit dieser Liaison gehabt. Allein schon in Sachen Verkehrspolitik laufen die Ansichten der Grünen und wortmächtiger Teile der örtlichen CDU auf komplett verschiedenen Gleiskörpern.

Und jetzt? Oberbürgermeister Schneidewind setzt auf eine sozusagen parteiübergreifende Vier-Parteien-Kooperation, die zum Wohl der Stadt Lagerbildung und Blockdenken hinter sich lassen möge. Klingt klasse. Aber wird das klappen? Die Schatten, über die da gleich mehrere Beteiligte springen müss(t)en, sind ziemlich lang ...

Apropos Oberbürgermeister Schneidewind: Der Wirtschaftswissenschaftler, Klima-Experte und begabte Rhetoriker, der aus der Außenwelt ins Rathaus vorstieß, ist in gleich mehrerlei Hinsicht unsanft gelandet. Wenig geschmeidig sein Umgang mit der Personalie Johannes Slawig, die nicht nur menschlich, sondern auch rathaus- und parteienintern für viele Verletzungen gesorgt hat. Und jetzt der „CDU-Schwindsucht-Skandal“.

Stefan Seitz.

Foto: Bettina Osswald

Kommunalpolitische Konstruktionen beziehungsweise politische Konstruktionen überhaupt – zumal, wenn niemand klare Mehrheiten hinter sich weiß – sind extrem fragil und oft von Empfindlichkeiten geprägt, gegen die sich das große Familientreffen einer weit verzweigten Verwandtschaft ausnimmt wie ein Kindergeburtstag. Wer sich auf Politik einlässt, muss das wissen. Oder sich von „alten Hasen“ einweihen lassen. Und diesen „alten Hasen“ dann auch zuhören.

Ein Oberbürgermeister ist kein Bundeskanzler. Eher ein Mensch, der moderieren können muss. Und wie man jetzt sieht, ein Tänzer auf dünnem Eis. Kommunale Klimaneutralität bis 2035 – ja, ein großes Thema. Aber die Menschen einer Stadt wollen sehen, dass man sich um das konkret im Argen Liegende vor ihrer Haustür kümmert. Sogar, wenn‘s „nur“ um fehlende öffentliche City-WCs geht.

Man darf gespannt sein, wie Uwe Schneidewind jetzt seine Oberbürgermeister-Rolle ausfüllt. Ob tatsächlich eine „Vierer-Koalition“ zustande kommt – und alte Mauern überwindet.

Wenn nicht, prognostiziere ich: Alles wieder auf Anfang. Für Wuppertal heißt das, dass die SPD, die zuletzt einfach geduldig abgewartet hat, das Ruder – trotz grünem OB, der durch den Ausgang des BUGA-Bürgerentscheides entweder gestärkt oder geschwächt ist – in die Hand nimmt.

Gern gegen den Landestrend.