Leserbrief „Unsere Enkel werden für eine gute Lösung dankbar sein“
Wuppertal · Betr.: L419 nach dem Urteil des OVG Münster
Kein Unternehmer würde heute nach alten Plänen aus den 60er oder 70er Jahren Autos bauen. Aber in der Politik gibt es Mitbürger, die wollen mit alten Plänen und überholtem Wissen, einen Weg in die Zukunft aufzeigen und umsetzen.
Ja, es gibt zeitweise Staus auf der Parkstraße (L419). Ja, es wäre gut, wenn der Verkehr flüssiger gestaltet würde. Bekanntlich führen viele Wege nach Rom. Aber muss es unbedingt der schlechteste sein?
Die Mitglieder des Ronsdorfer Verschönerungsvereins haben zwar viele Bäume in den Ronsdorfer Anlagen; das bedeutet aber nicht, dass sie ein Brett vor dem Kopf haben. Die Mitglieder des RVV, vertreten durch deren aktiven Vorstand, haben, wie viele andere Bürger auch, das Projekt kritisch begleitet. Nicht nur das, es wurden auch von vielen Personen fundierte Einwände und Vorschläge eingebracht. Leider fanden diese Vorschläge nicht das erforderliche Gehör.
Bei öffentlichen Veranstaltungen wurde von den Befürwortern immer wieder betont, dass alles gut durchdacht sei. Und wenn Vertreter von Straßen.NRW mit einer Antwort in Bedrängnis kamen, hieß es, man bewege sich im Rahmen der Gesetze und Verordnungen. Das Land werde den 1. Bauabschnitt umsetzen. Und nach der Fertigstellung werde der Bund den 2. Bauabschnitt (Anschluss an die BAB A1) planen und bauen. Wann der 2. Bauabschnitt fertig werde, vermochte niemand zu sagen.
Nach dem Einsturz der Carolabrücke in Dresden stellte sich heraus, dass bundesweit Hunderte von Brücken sehr sanierungsreif seien. Einige auch in NRW. Die erforderlichen Arbeiten müssten besser gestern als morgen beendet sein. Unser Bundesverkehrsminister weiß jetzt schon nicht, wo er das notwendige Geld für die Sanierung der Deutschen Bahn hernehmen soll, geschweige denn für die dringende Sanierung der stark frequentierten Brücken. Wenn ich glauben soll, dass unter diesen Umständen ein Anschluss der L419 an die A1 in die Prioritätenliste aufgenommen soll, dann kann ich auch wieder an den Weihnachtsmann glauben.
Nach einem Ausbau der L419 würde der Verkehr, wie erwartet, deutlich zunehmen und sich zunächst vor dem Nadelöhr Blombachbrücke stauen. Die Verkehrsteilnehmer könnten dann nach dem Ausbau, zumindest nebeneinander und nicht mehr wie bisher, hintereinander im Stau stehen. Fortschritt oder Chaos durch Unvermögen? Es gibt Lösungen, da wünscht man sich sein Problem zurück.
Letztendlich blieb dem RVV nichts anderes übrig, als eine Klage beim OVG in Münster einzureichen. Was die Befürworter für den Ausbau der L419 offensichtlich nicht für möglich hielten, war die Tatsache, dass viele Bürger und Bürgerinnen und auch Organisationen Geld aus guten Gründen für eine Klage Geld spendeten. Erst durch die Klage stellte sich heraus, dass das Land NRW nicht befugt war, den Ausbau zu planen. Eine Überraschung für die Kläger und ein Schock für die Befürworter, die alles gut durchdacht hatten.
Schade, dass wieder einmal ein Gericht „Falschfahrer“ auf die richtige Spur bringen musste. Der Bundestagsabgeordnete Jürgen Hardt (CDU) bezeichnete das Ganze als Schildbürgerstreich. Hat er dabei nicht bedacht, dass die CDU Wuppertal eine treibende Kraft für den Ausbau war? Hat er nicht gewusst, dass bei der Planung auch ein Verkehrsminister der CDU beteiligt war?
Nun wird sich künftig der Bund um die Planung für den Ausbau der L419 kümmern müssen. Dann wäre es schön, wenn man sich von alten Gedanken frei macht. Es wird bestimmt Lösungen geben, die weitestgehend von allen getragen werden können, weil dann der Umwelt-, der Klimaschutz, der ÖPNV, die Verkehrswende und nicht zuletzt die Bürgerinnen und Bürger nicht zu kurz kommen werden. Man muss diese Lösungen nur wollen. Geben wir den Auftrag an unsere verantwortungsvollen Kinder weiter. Unsere Enkel werden für eine gute Lösung dankbar sein.
Alexander Heinemann
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