Fußball-Regionalliga Analyse und Video: Der WSV-Coup in Aachen
Wuppertal · Es war eines dieser Spiele, die die Fans des Fußball-Regionalligisten Wuppertaler SV so schnell nicht vergessen werden. Natürlich wegen der Topkulisse auf dem Tivoli und der späten Wende beim 2:1-Sieg in Aachen. Aber auch aus einem anderen Grund. Eine Analyse.
Nein, ein schlechter Verlierer war Helge Hohl nicht. Auch wenn der Trainer der Aachener bezweifelte, dass der WSV-Erfolg verdient gewesen sei (wie es auch sein Vorgänger Fuat Kilic bei den Niederlagen seit 2017 oft gemacht hatte). Das machte Hohl an dem umstrittenen Elfmeter zum 1:1 fest, das vorausgegangene Foulspiel von Torwart Marcel Johnen an WSV-Stürmer Charlison Benschop erfolgte wohl außerhalb des Strafraums. Letztlich räumte der Alemannia-Chefcoach aber ein, dass seine Mannschaft vor allem in Hälfte zwei „zu wenig investiert“ habe.
Genau das traf den Punkt. Oder noch besser der Umkehrschluss. Der WSV wollte auf dem Tivoli keinesfalls verlieren und schnürte die Aachener, die als Aufstiegsfavorit gelten und den Großteil der 27.300 Besucherinnen und Besucher im Rücken hatten, mit großem Engagement zeitweise ein.
Deren Konzept, nach dem (aus Sicht des WSV unglücklichen) 1:0 auf Konter zu setzen und den Sieg über die Zeit zu bringen, ging nicht auf. Weil die Rot-Blauen, die sich von der Kulisse nicht beeindrucken ließen, defensiv stark arbeiteten, der favorisierten Heimmannschaft fast über die gesamte Spielzeit keine Großchancen genehmigten und stattdessen einen Dauerdruck ausübten. Der war zwar lange nicht zwingend (weil auch die Alemannia eben über eine gute Abwehr verfügt), am Ende zahlte er sich dann eben doch aus. Glücklich, jedoch keinesfalls unverdient. Denn der WSV war an diesem Abend das bessere Team.
Die Freude war groß, der gemeinsame Jubel mit den Fans ausgiebig. Und dennoch blieben Verantwortliche und Spieler angenehm realistisch. Schon am kommenden Wochenende (5. August 2023, Anstoß 14 Uhr) wartet in der Velberter IMS Arena mit der U23 von Borussia Mönchengladbach die nächste harte Nuss. Die folgenden Partien bei der Schalker U23, gegen den SV Rödinghausen und bei der Kölner U21 machen das höchst anspruchsvolle Startprogramm komplett.
Oder wie es ein WSV-Fan fast philosophisch formulierte, als er den Tivoli verließ: „Dat war die erste von 34 Etappen. Alpe d’Huez wird ja auch nicht am Berg gewonnen. Aber dat war heute toll.“