Ex-BTV-Basketballstar Sandy Brondello: Früher jetzt Barmen, jetzt Big Apple

Wuppertal / New York · Sandy Brondello war zehn Jahre lang Publikumsliebling und Kopf der Mannschaft in der erfolgreichsten Ära der Wuppertaler BTV-Basketballerinnen. Mit der Australierin als Shooting Guard wurde das Team aus Barmen zum Deutschen Abonnement-Meister und gewann 1996 sogar den Europapokal der Landesmeister. Mit dem früheren BTV-Coach Olaf Lange ist sie heute verheiratet und arbeitet seit fast 20 Jahren als Trainerin in den USA. Jetzt soll sie das Team von New York Liberty zur ersten Meisterschaft in der Profi-Liga WNBA führen. Das Top Magazin hat sie an ihrem neuen Arbeitsplatz besucht.

 Sandy Brondello  in der Trainingshalle.

Sandy Brondello in der Trainingshalle.

Foto: Karl-Heinz Krauskopf

Sandy Brondello, herzlichen Dank, dass Sie sich mitten in der Vorbereitung auf die neue Saison. Ihre zweite hier in New York – die Zeit für ein Gespräch mit dem Wuppertaler Top Magazin nehmen. Wie sind Sie seinerzeit überhaupt nach Wuppertal gekommen?

Brondello: „Lieben Dank für das Interesse und selbstverständlich nehme ich mir die Zeit für Wuppertal. Ich habe in Australien Basketball in der National League gespielt und wenn dort keine Saison war, bin ich nach Deutschland gekommen und habe dort gespielt. Das kollidierte nicht miteinander und ich habe das eine ziemlich lange Zeit gemacht, neben meinen Verpflichtungen als Spielerin der australischen Nationalmannschaft. Ich spielte sehr gerne und war immer dort, wo gespielt wurde. Klar, dadurch hatte ich wenig Freizeit. Als es dann für mich mit der WNBA losging, habe ich in Australien in der Liga aufgehört, aber in Wuppertal weitergespielt und natürlich auch in der australischen Nationalmannschaft. Das habe ich von 1992, meinem ersten Jahr in Wuppertal, bis 2002 gemacht, also zehn Jahre lang.“

Warum sind Sie ausgerechnet nach Wuppertal gekommen?

Brondello: „Damals gab es bereits eine australische Spielerin in Wuppertal. Ich war jünger, etwa 23 Jahre alt, und ich wurde gefragt, ob ich eine Saison in Wuppertal spielen wolle. Ich wollte einfach spielen, ich liebte es zu spielen und ich wollte als Profi spielen.“

Sandy Brondello vor der Arena in New York.

Sandy Brondello vor der Arena in New York.

Foto: Karl-Heinz Krauskopf

Sie sind nicht wegen der Stadt nach Wuppertal gekommen?

Brondello: „Wenn man in Australien aufwächst, hat man in der Regel keine Ahnung von Wuppertal. Für mich ging es aber in allererster Linie um den Basketball-Sport, ich wollte mich einfach weiter verbessern und verschiedene Situationen erleben. Dafür war Wuppertal für mich großartig. Wir haben damals mit dem BTV und später mit BTV Gold-Zack Wuppertal die Euroleague gewonnen, sind in die höchste Liga Europas aufgestiegen und haben uns mit den besten Athleten des Kontinents gemessen.“

Gehörten dazu auch die Kehrenbergs?

Brondello: „Ja, beide, Tina Kehrenberg und ihre Zwillingsschwester Petra, die waren super. Damals durfte jede Mannschaft zwei Importe aus dem Ausland haben. In Wuppertal kamen diese Importe seinerzeit aus Australien und es wurde sozusagen eine Familie. Wuppertal wurde damit für mich zur Heimat. Die Spielerinnen waren wirklich gut und wir trainierten wie eine richtige Profimannschaft. Wir spielten in der Bundesliga und in der Europaliga und bekamen so sehr viele Möglichkeiten, uns zu verbessern.“

 Sandy Brondello 2001 im BTV-Trikot in der Uni-Halle.

Sandy Brondello 2001 im BTV-Trikot in der Uni-Halle.

Foto: Dirk Freund

Wie ging es von Wuppertal zu den New York Liberty?

Brondello: „Nach den Olympischen Spielen in Athen, das war 2004, bin ich als aktive Spielerin in den Ruhestand gegangen. Ich wollte Trainerin werden, das wusste ich schon. Mein Mann war zu der Zeit bereits Trainer, und ich liebte den Basketball. Er ist meine Leidenschaft, wissen Sie, ich konnte mir nichts anderes vorstellen, was ich tun wollte. Olaf wurde also mein Mentor und er ist es immer noch, was mir in meinen frühen Tagen als Trainerin enorm geholfen hat. Ich wollte natürlich die Besten trainieren, und das war die WNBA. Ich habe die Liga einfach geliebt, also habe ich mich nach meinem Rücktritt vom aktiven Sport beworben und wurde im nächsten Jahr in San Antonio bei den San Antonio Silver Stars als Assistenztrainerin tätig.

Damit begann meine Karriere als Trainerin. Ich habe dort sieben Jahre verbracht und bin dann nach Los Angeles gegangen und habe dort bei den Sparks als Assistenztrainerin gearbeitet. 2014 wurde dann mein erstes Jahr als Cheftrainer bei den Phoenix Mercury. Wir haben die Meisterschaft gewonnen und hatten acht wirklich tolle Jahre dort, ich habe es sehr genossen, und dann hatte ich letztes Jahr die Gelegenheit, nach New York zu kommen, und hier bin ich nun. Dies ist mein zweites Jahr als Cheftrainerin der New York Liberty.“

Wie lange läuft Ihr Vertrag hier in New York?

Brondello: „So ein Vertrag hat normalerweise eine Laufzeit von drei oder vier Jahren. Ich habe einen ziemlich guten Ruf, daher denke ich, dass ich einen längeren Vertrag verdient habe, und ich hoffe, ich werde länger als nur ein paar Jahre hier sein.“

Wird es Sie irgendwann mal wieder nach Wuppertal verschlagen? Das waren ja immerhin zehn Jahre Ihrer Karriere.

 Sandy Brondello auf dem BTV-Mannschaftsfoto von 1998 vorne rechts neben ihrem Mann Olaf Lange.

Sandy Brondello auf dem BTV-Mannschaftsfoto von 1998 vorne rechts neben ihrem Mann Olaf Lange.

Foto: Dirk Freund

Brondello: „Ja, Wuppertal war schon super. Ich habe viele tolle Erinnerungen und bin mit einigen der großartigen Spielerinnen, die ich dort getroffen habe, in Kontakt geblieben, Sie haben mir geholfen, die beste Spielerin zu werden, die ich sein konnte. Ich habe daher sehr schöne Erinnerungen an den Verein und die Stadt und ich habe dort sehr gerne gespielt.“

Gibt es in Wuppertal Menschen, an die Sie besonders gerne zurückdenken?

Brondello: „Ja, da kommen mir sofort die Kehrenberg- Zwillinge Tina und Pit und ihre Eltern in den Sinn, die damals auch den Club regierten. Mit ihnen stehe ich noch in Kontakt. Marlies Askamp fällt mir da auch noch ein, mit ihr habe ich ein Jahr lang in der WNBA gespielt, und Sophie von Saldern und andere. Das waren wirklich sehr gute Leute, basketballerisch und menschlich, und ich habe meine Zeit mit ihnen in Wuppertal sehr genossen.“

Wie war es denn für Sie mit den Menschen in Deutschland und vor allem in Wuppertal?

Brondello: „Es sind einfach wunderbare Leute und ich bin mit einigen von ihnen immer noch befreundet. Ich konnte ja kein Deutsch, als ich dorthin ging. Der Basketball war mein Schwerpunkt und die Leute waren immer sehr hilfsbereit und hilfreich. An der Stadt, also an Wuppertal, interessierte mich am Anfang erst einmal nur das Team, in dem ich mich als Spieler weiterentwickeln konnte. Aber dann habe ich sogar gelernt, Wuppertal zu genießen. Ich habe meine Restaurants gefunden, Pizza Pazza zum Beispiel, und andere Orte, die ich lieben lernte. Und ja, ich war schon ei ne ganze Weile nicht mehr dort, seit 2022 nicht mehr und natürlich verblassen die Erinnerungen. Die wichtigste Erinnerung an Wuppertal ist, wie ich schon sagte, dass ich dort als Spielerin wachsen konnte. Es gab gute Trainer und ich konnte mich weiterentwickeln. Als Basketballspielerin bin ich für Australien viel um die Welt gereist, aber es ging immer mehr um den Basketball als um die Städte, in denen ich gespielt habe.“

Im Gespräch mit einer Spielerin.

Im Gespräch mit einer Spielerin.

Foto: Karl-Heinz Krauskopf

Sie haben zwei Kinder?

Brondello: „Ja, ich habe zwei Kinder, Brody and Jayda. Ich habe gewartet, bis ich meine Karriere als Spielerin beendete, und habe mein erstes Kind erst mit 38 bekommen, mein zweites mit 42. Vorher war ich als Basketballspielerin zu sehr auf den Sport fixiert, aber ich wollte unbedingt Mutter werden, und Wollen hilft da ja.“

Sind Sie mittlerweile in die USA eingebürgert?

Brondello: „Nein, ich bin immer noch Inhaberin einer Green Card. Ich könnte die Staatsbürgerschaft schon bekommen, aber ich habe sie noch nicht beantragt. Wir werden sehen.“

Können Sie in New York auch Zeit außerhalb des Basketballs verbringen und wenn ja, gehen Sie einkaufen oder eher ins Theater?

Brondello: „Die Saison in New York dauert sechs Monate und da habe ich eigentlich keine Zeit. Außerhalb der Saison lebe ich mit meiner Familie in Phoenix und nicht in New York. Ich komme für die Saison hierher und nach der Saison gehe ich zurück nach Phoenix, wo meine Kinder zur Schule gehen, wo ihre sozialen Netzwerke sind und all ihre Freunde. Es ist das erste Mal, dass wir das so tun müssen, aber es funktioniert gut. Wir haben hervorragende Hilfe, es gibt ein enges Netzwerk in Phoenix und ich kann zum Beispiel meinen Kindern beim Sport zusehen. Ich bin Basketballtrainerin, aber ich bin auch Mutter, und das Zusammensein mit meinen Kindern ist für mich sehr wichtig. Ich tue beides, so gut ich kann. Mein Mann hilft mir dabei sehr. Wir ergänzen uns gegenseitig. Ich bin die, die für Spaß sorgt, und er sorgt für Disziplin.“

Ihr Mann ist Ihr Assistant Coach. Ist das ein Problem?

Brondello: „Nein, vielleicht wäre es vor 15 Jahren ein Problem gewesen, aber er ist ein sehr erfahrener Trainer, der in der ganzen Welt als Cheftrainer gearbeitet hat und die verschiedenen Rollen im Trainerstab kennt. Als wir fünf Jahre lang ein Team in Russland trainierten, war ich sein Assistent und er war der Cheftrainer. Ich lasse ihn so, wie er ist, und ja, er könnte sicherlich auch Cheftrainer in der WNBA sein, aber für unsere Familie ist es das Beste, es so zu machen, wie wir es jetzt machen. Wir sind ein Team auf und neben dem Platz, wenn auch sehr professionell. Wenn Sie ihn hier in diesem Gebäude sehen würden, wüssten Sie nicht, dass er mein Mann ist, es sei denn, Sie haben darüber gelesen.“