Rundschau: Die gemeinnützige BUGA- GmbH der Stadt, die überregionale Bundesgartenschau-Gesellschaft (DBG), der lokale BUGA-Förderverein. Da sind viele Akteure im Boot, um die BUGA 2031 zu realisieren. Wie behält man da den Überblick?
Interview mit Gartenamtsleiterin Annette Berendes: „BUGA ist kein Luxus“
Wuppertal · Annette Berendes, die Leiterin des Ressorts Grünflächen und Forsten, hat jetzt zusätzlich die Funktion der (Interims-)Geschäftsführerin der städtischen Bundesgartenschau-Gesellschaft übernommen. Die Rundschau-Redakteure Roderich Trapp und Stefan Seitz sprachen mit ihr über die vielen Facetten, die es in Sachen BUGA 2031 mit im Blick zu haben gilt.
Berendes: „Wichtig ist das dreiköpfig besetzte, beim OB-Büro angesiedelte BUGA-Projektbüro. Dieses sehr engagierte Team fungiert als Scharnier zwischen allen Beteiligten. Die gGmbH ,baut‘ die Kernareale und kümmert sich um die Durchführung der Gartenschau. Sie hat einen Aufsichtsrat, der die wesentlichen Entscheidungen zu den Kernarealen trifft, sich zu zwei Dritteln aus Politik-Vertretern und einem Drittel aus der DBG zusammensetzt. Darüber hinaus kommt der Verwaltung in planungsrechtlicher Hinsicht und bei allen Flächen außerhalb der Kernareale, etwa den Schnittstellen und ,BUGA+’-Flächen, eine große Bedeutung zu. Unter dem Dach der Bundesgartenschau-Gesellschaft wiederum sind die Bundesverbände von Garten- und Landschaftsbauern oder Baumschulen zu Hause. Die BUGA ist, was man am sehr aufwändigen Vertragswerk sehen kann, ein durchaus komplexes Gebilde.“
Rundschau: Sie leiten seit langer Zeit das Ressort Grünflächen und Forsten. Jetzt auch noch die BUGA-Geschäftsführung sozusagen in Vertretung. Wie geht es personell weiter?
Berendes: „Mein Ressort leite ich sehr gern, das ist mir eine Herzensangelegenheit. Für den Posten einer langfristigen BUGA-Geschäftsführung läuft die Ausschreibung. Anfang kommenden Jahres wird es da die ersten Gespräche geben, für den nächsten Sommer rechne ich mit der Besetzung der Geschäftsführungsstelle. Wer diesen Posten für die Jahre bis 2031 übernimmt, braucht viel Erfahrung in Sachen Projektdurchführung, Tourismus und Betriebswirtschaft. Das ist eine anspruchsvolle Mischung. Für mich steht jedenfalls fest, dass ich das Thema BUGA sehr gern intensiv weiter begleiten möchte.“
Rundschau: Welche Rolle spielt Ihrer Auffassung nach der lokale BUGA-Förderverein?
Berendes: „Der ist ganz wichtig, um in der Stadt die BUGA-Idee und Lust zum Mitmachen zu verbreiten. Die dazu passenden Themen Klima, Mobilität und Kreislaufwirtschaft sind Hebel, um Wuppertal nicht in die Abwärtsspirale geraten zu lassen. Fest steht: Die BUGA ist kein Luxus, sondern genau das Gegenteil. Es muss gerade Städten wie Wuppertal möglich sein, durch Stadtentwicklung eine Zukunftsperspektive zu entwickeln. Und der Förderverein hat zugesagt, sich um das wichtige Thema der Sponsoren zu kümmern. Im Förderverein sind viele Menschen aktiv, die sich damit gut auskennen.“
Rundschau: Was viele Menschen bewegt, ist das Thema Hängebrücke ...
Berendes: „Sie wäre sicherlich das Highlight der BUGA. Es wäre einmalig, dass ein solches Bauwerk ein großes, weites Tal in einer Großstadt überspannt. Ein Brückenschlag zwischen den großen Waldparks Kaiserhöhe und Königshöhe, der sich wunderbar mit der Zoo-Seilbahn ergänzt. Und es soll möglich sein, Fahrräder über die Brücke zu schieben. Zurzeit ist schon ein Fachbüro für diesen Gesamtprozess beauftragt. Wenn feststeht, dass die Brücke kommen kann, und wie sie aussehen könnte, wird es im weiteren Verfahren Beteiligungsmöglichkeiten geben.“
Rundschau: Kritisiert werden eventuelle Eingriffe in die Natur, um die Brücke zu verankern. Was sagen Sie dazu?
Berendes: „Die Eingriffe in die Natur sind geringer, als man dies bei einem derartigen Bauwerk zunächst vermuten würde Das haben wir auch in Willingen im Sauerland oder bei der Geierlay-Brücke im Hunsrück gesehen. Um das zu überprüfen, haben wir für Königs- und Kaiserhöhe die Biologische Station Mittlere Wupper mit Artenschutzgutachten beauftragt. Auf der Königshöhe, wo wir mit viel Waldsterben konfrontiert sind, wird längst intensiv aufgeforstet.“
Rundschau: Für die BUGA hat sich eine Mehrheit der Bürger ausgesprochen. Auch die demokratischen Wuppertaler Parteien stehen, abgesehen von Linken und Freien Wählern, hinter dem Projekt. Erleben Sie das auch so?
Berendes: „Ja, die Unterstützung ist toll. Und sie ist sehr wichtig. Die Politik trägt eine BUGA. Da wird eine große, breite und langfristig stabile Mehrheit gebraucht. Acht Jahre bis 2031, das hört sich nach viel Zeit an, es ist aber angesichts des Projektes alles andere als eine lange Zeit. Dieser Zeitfaktor ist nach meiner Auffassung derzeit auch das Einzige, was uns sozusagen noch „erwischen“ könnte. Da müssen wir wie viele andere Städte, die eine Bundes- oder Landesgartenschau durchgeführt haben, gut aufpassen. Denn am Ende wird immer zu wenig Zeit sein. Auch bei der sehr erfolgreichen BUGA in Mannheim, die soeben zu Ende ging, ist beispielsweise das geplante Aquarium nicht rechtzeitig fertig geworden.“
Rundschau: Apropos Mannheim: Auch dort gab es ein knappes Pro-Bürgerbegehren ...
Berendes: „... ebenso wie in Koblenz großer politischer Widerstand herrschte. Heute aber sind in beiden Städten alle begeistert. Wuppertal wird unter anderem die Themen Nachhaltigkeit und Kreislaufwirtschaft ins Zentrum stellen. Und wir werden von Mannheim lernen, das bei der BUGA-Mobilität ein großes Vorbild ist.“
Rundschau: Sie meinen die Transportwege für die Besucher?
Berendes: „Genau. Wuppertal wäre die erste BUGA mit einem Bahnhof, also dem in Vohwinkel, als Entree, und ist damit mit dem ÖPNV perfekt erreichbar. Es wird darum gehen, an Wochenenden Supermarkt- oder Firmenparkplätze für Besucher zu öffnen sowie ein engmaschiges Shuttlebus-System aufzubauen. Ich bin sicher: Mit der vorhandenen Wuppertaler Infrastruktur bekommen wir das hin.“
Rundschau: Und wie sieht es mit den nicht der Stadt gehörenden Grundstücken aus, die gebraucht werden?
Berendes: „Das läuft gut. Wir sind in sehr positiven Gesprächen mit den Grundstückseigentümern.“
Rundschau: Wenn Sie nach vorn blicken, was sehen Sie dann?
Berendes: „Wuppertal erhält die verdiente Zustimmung zu den Attraktionen, die es bereits besitzt und entwickelt werden, und dass wir alle zusammen mit der Bundesgartenschau 2031 eine positive Zukunftsgeschichte dieser Stadt erzählen.“