Leserbrief „Auch E-Autos erzeugen Feinstaub“

Wuppertal · Betr.: Leserbrief „Wir haben noch Luft nach oben“ von Bezirksvertreter Axel Frevert

Symbolbild.

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Foto: WR Elektroauto E-Auto Strom Ladestation E-Mobil

Sehr geehrter Herr Frevert, auch E-Autos erzeugen Feinstaub über den Reifenabrieb. Auch mit E-Autos gibt es Unfälle mit schweren und tödlichen Verletzungen. Auch E-Autos beanspruchen öffentlichen Raum sowohl für den rollenden als auch für den ruhenden Verkehr in erheblichem Maße.

In allen innenstadtnahen Quartieren haben wir massive Parkprobleme. Und auch bei der Herstellung von E-Autos werden begrenzte Ressourcen in einem Umfang verbraucht, der für die Erhaltung unserer Lebensgrundlagen nicht tolerierbar ist. In absehbarer Zeit wird sich weiterhin nur die reichere Hälfte der Wuppertaler E-Autos leisten können, während von den Problemen auch die betroffen sind, die keine Autos haben.

Es geht nicht um die Abschaffung des Individualverkehrs, aber im Rahmen der Verkehrswende um seine deutliche Reduzierung. Dazu gehört der Ausbau der Alternativen, d.h. von Bussen und Bahnen, mehr und sichereren Radwegen und wettergeschützten Abstellmöglichkeiten. Der PKW-Verkehr soll am besten gar nicht mehr in die Innenstädte kommen, auch Quartiersparkhäuser sind keine Alternative. Anstatt auf Städte mit vielen E-Ladesäulen sollten wir lieber auf Städte schauen, die ihre Innenstädte autofrei machen, Beispiele gibt es genug, allen ist gemeinsam, dass die Lebensqualität deutlich gestiegen ist.

Schon 2009 hat Deutschland die UN-Behindertenrechtskonvention ratifiziert. Diese garantiert Menschen mit Behinderungen die Teilhabe in allen gesellschaftlichen Bereichen. Davon ist Deutschland und auch Wuppertal skandalöser Weise Lichtjahre entfernt. Und dazu gehört neben einem barrierefreien, sauberen, sicheren und zuverlässigen öffentlichen Verkehr auch der Zugang zu öffentlichen Toiletten.

Und wer, wenn nicht die Bezirksvertretungen und der Stadtrat sollten, nein müssen (!) sich dafür einsetzen? Dafür braucht es Zeit in den Sitzungen und in der Verwaltung, die nicht zuerst von der Planung von E-Ladestationen oder der Buga verbraucht werden darf. Übrigens sollte die Daseinsvorsorge keine „schöne Einnahmequelle“ sein, sondern so günstig angeboten werden, dass kein Mensch von Stromsperren oder ähnlich grundlegenden Einschränkungen bedroht ist.

Von der Vorstellung, dass das private Auto selbstverständlicher Teil des Daseins ist, müssen wir uns verabschieden, wenn wir unser Überleben sichern wollen. Für sehr viele Menschen ist das eigene Auto sowieso nicht die Realität, im Gegensatz zu den meisten Politikern oder Grünen-Wählern.

Jonas Seiler

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