Leserbrief „Davon profitiert auch ein überzeugter Autofahrer“

Wuppertal · Betr.: Leserbrief „Wer bezahlt das?“ von Carsten Braig

Symbolbild.

Foto: Rundschau

Lieber Herr Braig, Ihre Sorge, dass Sie als Autofahrer mit Ihrer Kfz-Steuer ungewollt eine Fahrradstraße finanzieren, ist grundsätzlich berechtigt. Das liegt daran, dass Steuern in Deutschland nicht zweckgebunden sind. So wie Sie die Fahrradstraße mitbezahlen, finanziert der Radfahrer beim Brötchenkauf über die Mehrwertsteuer den Bau und Erhalt von Autoinfrastruktur und der Raucher über die Tabaksteuer den Schulunterricht.

Die Einnahmen aus „Auto-und-Treibstoff-Steuern“ allein würden nicht ausreichen, um die notwendige Infrastruktur für den motorisierten Verkehr zu bezahlen. Sie wird daher durch jeden Bürger – ob Autofahrer oder nicht – mitfinanziert. Circa 78 Prozent der Haushalte in Deutschland verfügen über ein oder mehrere Autos, etwa ebenso viele über mindestens ein Fahrrad. Ein Großteil der Radfahrer, die Ihnen begegnen, dürfte also auch zeitweise Autofahrer sein und damit ebenfalls die genannten Steuern entrichten.

Das Auto als Verkehrsteilnehmer erster Klasse war jahrzehntelang die Realität der Verkehrsplanung in Deutschland. Moderne Verkehrspolitik dagegen sollte unterschiedlichen Mobilitätsbedürfnissen gerecht werden und ein sicheres Neben- und Miteinander der verschiedenen Verkehrsteilnehmer ermöglichen. Zudem sollte sie Anreize für eine stärkere Nutzung umweltfreundlicher Verkehrsmittel setzen.

Dafür brauchen wir eine geeignete Infrastruktur. Jeder Kilometer, der dadurch mit dem Fahrrad oder zu Fuß statt mit dem Auto zurückgelegt wird, spart uns als Gesellschaft Kosten: beim Erhalt der Straßen und Brücken, im Gesundheitswesen und bei der Anpassung an den Klimawandel. Davon profitiert dann auch ein überzeugter Autofahrer.

Sebastian Fischbach

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