Leserbrief „Da stimmt irgendwas nicht!“
Wuppertal · Betr.: Umgehungsverkehr Loher Brücke – Zwischenchronik eines Viertelbewohners
Die Situation: Loher Brücke gesperrt seit Mai, offizielle Umleitungen gut ausgeschildert. Erfreulich: Der ÖPNV-Busverkehr hält sich konsequent an diese Vorgaben. Ebenso konsequent schleicht sich der motorisierte Rest allerdings durch das westlich benachbarte Wohnviertel, und dies von Anfang an. Dazu ein Mitarbeiter der Teamleitung Ressort Straßen und Verkehr: „Der Mensch als Individuum und sein freiheitsstrebendes Verhalten lassen sich leider nicht zu hundert Prozent steuern.“ Also, da muss ich doch … – aber besser der Reihe nach.
Wenn ein verkehrsberuhigtes Wohnquartier (mit ein paar zusätzlichen Gewerbeeinheiten) das Volumen einer Hauptverkehrsader aufnehmen soll, hat das erheblich üble Auswirkungen wie auch Risiken. Von frühmorgens bis spät in den Abend. Damit war ich nicht so ganz einverstanden.
1) Telefongespräch mit Verantwortlichen des Verkehrsressorts: Ja, man wird sehen, was sich machen lässt.
2) Mail an den Fachbereich Lärmschutz des Umwelt-Ressorts mit der Bitte um sofortige Gegenmaßnahmen: Bis dato kein konkretes Feedback.
3) Antrag (erstellt mit Hilfe der Deutschen Umwelthilfe/DUH) an die Kommune auf Abänderung der Misere: Bis dato keine konkrete Reaktion.
4) Gespräch mit einer Mitarbeiterin des Polizeipräsidiums, verantwortlich für den Stadtteil: Man sei sich sehr wohl der Problematiken bewusst und habe das auch mit der Kommune kommuniziert. Verantwortlich im Sinne eines Handelns sei aber letztlich diese.
5) Mail an die Fraktionen der Bezirksverwaltung Barmen sowie den Bezirksbürgermeister, mit Bitte um Abhilfe: Reaktion der grünen Fraktion, sie nehme sich der Sache an und habe dann auch eine Anfrage an die Verwaltung gestellt mit Vorschlägen zur Beseitigung der Problematik.
6) Kürzlich Rückmail an mich seitens der Teamleitung Ressort Straßen und Verkehr (s.o.), ihr wurde mein BV-Schreiben wohl weitergeleitet: Man prüfe meinen speziellen Vorschlag – Schilder Durchfahrtsverbot mit Anlieger frei an allen drei ‚Einfallstoren‘ jeweils nördlich und südlich der Wupper – auf Durchführbarkeit. Allerdings zeigten die Erfahrungen, dass eine solche Beschilderung nicht immer beachtet werde. (Spontane Mailreaktion meinerseits: Also bitte, wenn nur die Hälfte der Fahrerinnen und Fajrer Verkehrsschilder und damit die StVO respektiert und befolgt, wäre für das Viertel bereits eine Menge erreicht.)
Nett war dann noch der kleine Trost am Ende jener Mail: Jetzt kämen ja erst mal die Schulferien, damit sei der Berufsverkehr doch spürbar eingeschränkt. Na klar, und dann haben wir ja auch schon fast Weihnachten, wo alles unter den Christbäumen im Viertel wieder so friedlich sein wird. Erwähnte ich es eigentlich bereits? Die Brückenarbeiten werden mindestens bis zum November weitergehen.
7) Wie mir im Übrigen Insider-Quellen zugetragen haben, würden sich Stadt und Polizei per se weigern, in Sachen reinem Anliegerverkehr Kontrollen durchzuführen, da man ja immer ein „Anliegen“ vorgeben könne. Natürlich, jeder will ja nur am Kiosk Völklinger Platz einen Kaffee trinken! Was aber auch extrem gefährlich sein kann. Vor kurzem musste ich mich am benachbarten Glascontainer noch mit einem gewaltigen Sprung vor einem heranrasenden Siebeneinhalb-Tonner retten, bis vor kurzem eine eher unbekannte Spezies im Viertel.
8) Abschließend zur Wiederaufnahme „Der Mensch als Individuum und sein freiheitsstrebendes Verhalten …“ Wenn Freiheit und der Status als Individuum davon abhängen, gedankenlos und ohne Achtsamkeit für vielleicht ein paar Minuten Zeitgewinn hunderte von Viertelbewohnerinnen und -bewohner monatelang zu schikanieren und etlichen Risiken auszusetzen … – Nee, liebe Autofahrerinnen und -fahrer, die ihr da so unbedarft, lautstark und unter völliger Missachtung von Tempo 30 durch das Quartier brettert (und eben nicht schleicht), da stimmt irgendwas nicht!
Dietmar J.A. Schulte
Gronaustraße
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