Nach Toreschluss - die Wochenendsatire Zum Postamt in Shahpur

Wuppertal · An den sinkenden Inzidenzwerten merkt man, dass Corona langsam keine Wirte mehr findet. Dieses Phänomen – nämlich keine Wirte mehr finden – kennen auch passionierte Biertrinker auf der Suche nach den immer seltener werdenden Eckkneipen.

Der Screenshot von Google Maps.

Foto: Screenshot Goggle Maps

Sollten wir statt Corona jetzt allerdings Affenpocken kriegen, kriege ich auch was – und zwar Männekes. Wie ich neulich schon schrieb: Irgendwat is immer ...

Zum Beispiel auch auf meinem Handy. Das kann mir anzeigen, wo ich im letzten Monat oder im letzten Jahr so überall war. Der aktuelle 12-Monats-Rückblick ist dabei immer noch Pandemie-geprägt und bietet mir daher im Fernreisesegment Highlights wie Hattingen-Niederstüter oder Kentucky Fried Chicken in Haan an. Letzteres dürfte einer Ortungsungenauigkeit beim Besuch des benachbarten Einrichtungshauses Ostermann geschuldet sein.

Nicht ganz erklären kann ich mir aber folgende Abweichung: Mein Handy und die Ortungssysteme von Google sind felsenfest davon überzeugt, dass ich am 21. Juni 2021 im Postamt des Örtchens Shahpur war. Das werden Sie möglicherweise ebenso wenig kennen wie den benachbarten Ort Papardauli oder die nächstgrößere Stadt namens Muzaffarnagar.

Sollten Sie Letzteres nicht aussprechen können, hat das wahrscheinlich auch damit zu tun, dass Muzaffarnagar genau wie Papardauli und Shahpur ungefähr 130 Kilometer nördlich von Neu-Delhi mitten in Indien liegt.

Wenn man sonst kaum aus Wuppertal rauskommt, müsste man sich an so einen Ausflug ja eigentlich noch erinnern. Zumal ich mich auf dem Weg nach Shahpur bestimmt darüber gewundert hätte, dass Muzaffarnagar mit knapp 400.000 Einwohnern sogar größer ist als Wuppertal, obwohl kein Mensch je davon gehört hat. Allerdings laufen knapp 400.000 Einwohner in Indien wahrscheinlich eher unter Haufendorf.

Roderich Trapp-

Foto: Max Höllwarth

Rätselhaft bleibt auch, was ich im Postamt von Shahpur gemacht haben könnte. Zwar scheint es durchaus denkbar, dass ich dort eine fehlgeleitetes DHL-Paket abgeholt habe, bei dem die Empfängeradresse falsch gescannt wurde. Oder ich war so begeistert darüber, dass in Indien die Postämter offensichtlich auch sonntags auf haben, dass ich schnell die 7.263 Kilometer da hingefahren bin, um diesen bei uns völlig unbekannten Service zu nutzen. Und länger als von Wuppertal aus wird die Post von da nach Deutschland wahrscheinlich auch nicht brauchen. Nur müsste ich mir doch gemerkt haben, dass ich da war, weil ich ansonsten noch seltener nach Indien komme als nach Sudberg, was eigentlich kaum möglich ist.

Irgendwie erinnert mich der ganz Vorgang sehr an einen Fall, über den ich vor exakt zwei Jahren an dieser Stelle berichtet habe. Damals hatte ich mir die Bewertungen für unseren seinerzeit noch nicht in sämtliche Kalksteineinzelteile zerfallenen neuen Döppersberg auf dem großen internationalen Touristik-Portal tripadvisor angesehen.

Dort fand sich unter dem Stichwort „Entdecken Sie die Umgebung“ eine tendenziell überraschende Empfehlung: Ans Herz gelegt wurde den Wuppertal-Gästen die von einem privaten englischsprachigen Fahrer durchgeführte achttägige Auto-Rundreise mit den Stationen „Jodhpur – Jaisalmer – Barmer – Udaipur“...

Damals war allerdings der Verdacht naheliegend, dass die künstliche Intelligenz von tripadvisor an der komplexen Aufgabe gescheitert war, den Unterschied zwischen dem Ort Barmer im indischen Rajasthan und dem uns wohl bekannten Barmen in Wuppertal zu verstehen, wo bekanntlich auch Barmer Platt gesprochen wird, so dass man als Computer schnell durcheinander kommen kann.

Aber in Shahpur hat mich das System ja nun ganz handfest im ortsansässigen Postamt geortet. Sollten Sie mich dort zufällig gesehen haben, schreiben Sie mir bitte, was ich da gemacht habe. Sonst kriege ich bald nicht nur wegen der Affenpocken Männekes ...

Bis die Tage!