Nach Toreschluss - die Wochenendsatire Fischerschöpfungstag

Wuppertal · Wer hätte gedacht, dass Corona in Deutschland ausgerechnet von Wladimir Putin besiegt wird? Weil der seine Maskierung als vernunftbegabter Mensch fallen lassen hat, fallen jetzt auch bei uns die FFP2-Masken.

Roderich Trapp.

Foto: Wuppertaler Rundschau/Max Höllwarth

Wegen anderweitiger medialer und humanitärer Verpflichtungen der deutschen Gesellschaft führt das Virus nur noch ein Schattendasein, obwohl es im Prinzip so erfolgreich ist wie nie zuvor. Wenn ich Covid-19 wäre, stünde ich mir ganz schön im Hals: Eben noch eine erfolgreiche Pandemie, bei der die Menschen schon bei Inzidenzwerten über 50 zitternd vor dem Fernseher den neusten Prognosen von Karl Lauterbach zum bevorstehenden gesundheitssystematischen Weltuntergang lauschten.

Und jetzt plötzlich trotz Inzidenz 1.400 nur noch auf den hinteren Plätzen in der Tagesschau, in der derselbe Lauterbach erklärt, dass Corona immer noch gefährlich ist, aber aus aktuellem Anlass offensichtlich nicht für uns.

Krieg macht eben vieles zweitranging. So werden viele von Ihnen auch übersehen haben, dass heute Fischerschöpfgungstag ist. Ich höre schon, wie sie fragen „Wat is dattan?“. Habe ich mich nämlich auch, als mir diese Meldung unterkam, deren Verständnis dadurch erschwert wird, dass die Erfinder Fischerschöpfungstag in einem Wort schreiben. Damit liegt die Vermutung nahe, dass es sich eigentlich nur um den Jahrestag der Erschaffung von Helene Fischer als Schlagersängerin handeln kann.

Tatsächlich geht es aber um Fische und den Tag im Jahr, an dem die heimischen Fisch-Ressourcen vebraucht und Deutschlands Fisch-Esser bis Silvester von Importen abhängig sind. Das würde in der Bindestrich-Schreibweise Fisch-Erschöpfungstag zwar auch nicht jeder auf Anhieb erkennen, aber man käme dann wenigstens nicht auf schreckliche musikalisch Abwege ...

In diesem Zusammenhang wies mich neulich eine Leserin auf ein Rechtschreib-Drama hin, dass sich im Zuge des Online-Handels auf tausenden deutscher Internetseiten vollzieht. Dort ist häufig vom „Standartversand“ die Rede. „Offensichtlich werden in Deutschland ungemein viele Standarten verschickt“, lautet ihre Schlussfolgerung – und als aktuelles Beispiel kann sie ausgerechnet die Homepage einer Wuppertaler Schülerfirma anführen, über die heimatverbundene angehende Abiturienten in vorbildlicher Form nachhaltig produzierte Spielkartensets mit Motiven von Pina Bausch, Else Lasker-Schüler und Co. vermarkten.

„Der Preis des Standartversands kostet 2 Euro“ ist dort zu lesen. Das ist zwar günstig, aber nicht ganz richtig. Denn erstens kostet mutmaßlich nicht der Preis zwei Euro, sondern der Standardversand. Und es sollte eigentlich Standard sein, genau diesen Standard spätestens in der Oberstufe hinten mit „d“ und nicht mit „t“ zu schreiben.  

Nun sind sich „d“ und „t“ natürlich zum Verwechseln ähnlich, was die Sache nicht nur beim Standard, sondern auch beim Versand ziemlich brisand, pardon: brisant macht. Deshalb ist es erfreulich, dass der Satz mit dem „Standartversand“, immerhin nicht unter der Rubrik „Zahlung und Versant“ einsortiert ist, sondern das Ganze völlig korrekt „Zahlung und Versand“ heißt.

Nicht ganz geklappt hat es mit der Versand-Othographie allerdings bei den dort vorsorglich aufgeführten Fragen und Antworten. „Womit wird Versand?“ lautet da die Frage, die im Gegensatz zur ökologisch erfreulichen Antwort („Klimaneutral mit DHL GoGreen“) rechtschreibtechnisch Anlass zur Kritik geben könnte. Vor allem bei Deutschlehrern alter Schule, die es aber offensichtlich in der neuen Schule nicht mehr gibt.

Bis die Tage!