Nach Toreschluss - die Wochenendsatire Knolli Knolli – Schabau!

Wuppertal · Putin kann alles Mögliche kaputt machen, aber garantiert nicht unseren Humor. Deshalb lassen wir an dieser Stelle Despot Despot sein, die Bundeswehr weiter nach den Gebrauchsanweisungen für Waffen suchen, die sie gar nicht gekauft hat, und bleiben konsequent satirisch, damit Sie wenigstens fünf Minuten etwas zu Lachen haben.

Roderich Trapp.

Foto: Wuppertaler Rundschau/Max Höllwarth

Zumal ja theoretisch auch Karnevalswochenende ist. Praktisch allerdings eher weniger. Dass mich gestern jemand fragte, wann eigentlich Altweiber ist, zeigt das ganze Ausmaß des traurigen Niedergangs der närrischen Kultur. Wir werden folglich auch dieses Jahr wieder kaum einmal den traditionellen einheimischen Karnevalsruf hören, der da lautet: „Wuppdi – ka!“. Das ist auch deshalb schade, weil wir mit dem Spruch im bundesweiten Vergleich eigentlich ganz gut bedient sind.

Würden wir zum Beispiel in Scharmede in Westfalen leben, müssten unsere Jecken ein dreifach donnerndes „Knolli Knolli – Schabau!“ rufen. Unter diesen Umständen wundert es einen nicht, dass noch nie jemand von Scharmede und seinem Karnevalstreiben gehört hat.

Ähnliches gilt für Peckelsheim, das dem Vernehmen nach zwischen Paderborn und Kassel in einer Gegend liegen soll, wo man immer schon mal nicht hin wollte. Dort fällt man sich an den närrischen Tagen in die Arme und ruft sich ein frisch-fröhliches „Pickel – Jauh!“ zu. Offensichtlich sind die meisten Karnevalisten dort Teenager.

70 Kilometer weiter östlich liegt Kallenhardt, das in den letzten 500 Jahren vor allem durch zwei Sachen aktenkundig wurde: Erstens fielen von 1573 bis 1619 zahlreiche Einwohner Hexenprozessen zum Opfer. Und zweitens lautet der Narrenruf hier „Mäh Mäh“, was aber nichts mit dem im Mittelalter hier im Zuge der erwähnten Prozesse augenscheinlich besonders aktiven Schnitter zu tun hat, sondern sich auf die Ziege als Wappentier des Ortes bezieht.

Unter diesem Gesichtspunkt muss man wirklich froh sein, dass die Menschen in Schleswig-Holstein Karneval immer noch für einen Meeressäuger halten. Sonst müssten die Jecken beim Umzug im dort anässigen Ort Altenmoor die Klömpkes mit einem schallenden „Quak - Quak“ unters Volk werfen. Die haben nämlich einen Frosch im Wappen.

Bleiben wir also lieber noch einen Moment in Westfalen, das nicht nur für sportliche Tiefpunkte in Form der Europapokalauftritte von Borussia Dortmund gut ist, sondern auch für karnevalistische: Das werden sie feststellen, wenn Sie in der fünften Jahreszeit mal als Alternative zu den überfüllten Altstädten in Köln oder Düsseldorf einen Kneipenbummel in Neheim einplanen. Dort wird man Sie nämlich mit einem jecken „Westfalen helau – Möppel wauwau“ begrüßen, das einem förmlich die Schellenschuhe auszieht.

Selbiges gilt auch für Blomberg-Donop im Lipperland, wo die Narrenzunft nicht von einem Prinzenpaar, sondern von einem Storchenpaar regiert wird. Unter diesen Umständen ist es beinahe verständlich, dass man sich den eher Verzweiflung als Frohsinn versprühenden Ruf „Storchenbein – kipp rein!“ zugelegt hat ...

Es ist also ganz offenbar so, dass jenseits der Karnevalshochburgen in kleinen dörflichen Gemeinschaften viele närrische Merkwürdigkeiten entstehen. In Niederbergheim nahe des nach weiblichen Jecken benannten Möhnesees werden Besucher daher neben dem dort mutmaßlich begrabenen Hund auch noch den drolligen Narrenruf „Has hüp“ entdecken.

Hüppen wir nach Süddeutschland, sieht die Sache auch nicht viel besser aus. So rufen die oberschwäbischen Narrenzünfte bei ihren Umzügen „Haidrio – siehscht mi no?“ Vermutlich wissen sie aus Erfahrung, dass ihr Publikum beim Genuss von zu vielen Schoppen Trollinger sehr schnell an Sehvermögen einbüßt. Während dieser Karnevalsgruß eher ein Fall für die Deutsche Hauptstelle für Suchtgefahr ist, dürfte bei der Narrengruppe „Amtzeller Zigeunerinnen“ im Allgäu demnächst der Deutsche Ethikrat aufschlagen, wenn sie weiter „Loch zu – Zigeuner kommen“ johlt.

Das geht gar nicht – und auch in Wilthen in der Oberlausitz wird man sich umstellen müssen. Dort rufen sie aus unerfindlichen Gründen „Wasser, Rum und Wodka – gull, gull“ – aber Wodka ist auf absehbare Zeit tabu. Sie wissen schon, unsere wirkungsvollen Sanktionen gegen Putin ...

Bis die Tage!