Nach Toreschluss - die Wochenendsatire Dat darf donnich wahr sein
Wuppertal · Geht Ihnen das auch so? In letzter Zeit denke ich immer öfter auf gut Wuppertalerisch: „Dat darf donnich wahr sein!“ Bestes Beispiel: An der Uellendahler Straße haben diese Woche Dachstühle gebrannt oder sind gebrannt worden. Und dabei hat leider auch die Imbissbuden-Institution am Haken Schaden genommen.
Die ist in Wuppertal weltberühmt für ihre Currywurst. Im lokalen Currywurst-Kosmos kann man ihren Stellenwert durchaus mit dem von Friedrich-Engels in der Welt des Kommunismus vergleichen.
Der Imbiss Fridau am Haken ist einer der wenigen Orte, wo Wuppertaler so diszipliniert Schlange stehen wie Engländer an Bushaltestellen, um handgeschnittene Currywurst zu bekommen, die in Kombination mit Pommes rot-weiß zur Curry-Pommes und damit zum Grundnahrungsmittel bodenständiger Genießer wird.
Das auch unter dem Fachbegriff „Schale“ bekannt gewordene kulinarische Kulturerbe ist der Kalorie gewordene Alptraum jedes Ernährungsberaters, aber eben verdammt lecker. Und dank vieler gesättigter Fettsäuren in den Pommes ist auch ihr Vertilger nach dem Verzehr sehr satt. Jetzt meldet die Imbiss-Belegschaft auf Google, dass man wegen der Schäden nach dem Feuer auf unbestimmte Zeit schließen muss.
Vorige Woche haben wir uns noch aufgeregt, weil die Curry-Pommes wegen der Frittierölkrise so teuer wie Kaviar zu werden drohte. Und jetzt müssen wir feststellen, dass eine sauteure Currypommes immer noch besser ist als gar keine. Dat darf donnich wahr sein ...
Keine Pommesbude, dafür aber schöne Cafés gibt es am Laurentiusplatz. Nach nur rund 20 Jahren Vorarbeit ist es dort gelungen, 80 Meter Kopfsteinpflasterstraße in eine Fußgängerzone zu verwandeln, auf dass sich dort nicht länger Pannemänner in PS-starken Boliden, sondern normale Menschen an Bistrotischen wohl fühlen.
Während man vorher dort saß wie im Fahrerlager des Nürburgrings und manchmal durch zwei SUVs hindurch Teile der Laurentiuskriche ahnen konnte, ist es jetzt wie auf einer Piazza in Süditalien: Überall Tische, fröhlich parlierende Wuppertaler und ein toller Rundblick auf die historischen Bauten.
Plötzlich hat man hier das in Wuppertal ja weitgehend unbekannte Gefühl, man wäre in einer richtigen Stadt. Außer es kommen Leute gefahren, die Fußgängerzonenschilder eher für eine optionale Empfehlung als für ein ernsthaftes Verkehrszeichen halten. Diese Spezies bremst an der Einfahrt zum Laurentiusplatz kurz ab, bewundert die zeitlose schöne grafische Gestaltung der symbolisch auf dem blauen Schild abgebildeten Frau mit dem Kind an der Hand und gibt dann fröhlich Knallgas.
Für die zügige Durchfahrt ist es allerdings von Nachteil, dass sich hier neuerdings – wie bereits der Name Fußgängerzone nahe legt – Fußgänger auf der ehemaligen Straße bewegen. Selbiges ärgerte vorige Woche einen hochmotorisierten Schilderignoranten, dem ich zuschaute, wie er ungeduldig hinter einer älteren Dame her rollte, die völlig zu Recht mitten auf der Piste flanierte, die jetzt ihr gehört. Am Ende begann der ausgebremste Abkürzungssucher ein Hupkonzert, das ähnlich wie der ganze Platz ebenfalls gut nach Süditalien gepasst hätte.
„Dat darf donnich wahr sein“, dachte ich – und sah dann gerade noch aus dem Augenwinkel, wie der Drängler nach erfolgreicher Vertreibung der Dame gleich noch einmal ausgebremst wurde. Und zwar von zwei Polizisten am Ende des Platzes. Daraufhin ersetzte ich „Dat darf donnich wahr sein“ durch „Dat ich dat noch erleben darf!“ In diesem Sinne ...
Bis die Tage!