Nach Toreschluss - die Wochenendsatire Plausibles Osterpersonal

Wuppertal · Mit den Ostermärschen wird es dieses Jahr schwierig. Was soll man denn da bloß auf die Plakate schreiben? „Frieden schaffen ohne Waffen“ ist ja im Moment nicht Zeitgeist. Aber „Frieden schaffen mit schweren Waffen“ ist auch irgendwie blöd. Ich wollte bei der Bundesregierung nachfragen, aber die weiß es leider auch nicht genau ...

Der Osterhase persönlich ...

Foto: Klaus-Jürgen Skriboleit

Unter diesen Bedingungen kann man ja auch nicht wirklich unbeschwert zu Hause klassischen Osterbräuchen nachgehen. Es würde mich nicht wundern, wenn Milka statt seines Schmunzelhasen, der bekanntlich fett grinsend das Gebiss von Freddie Mercury aufträgt, dieses Jahr angesichts der weltpolitischen Lage einen Grummelhasen produziert.

Vielleicht wäre daher 2022 sogar für Eltern genau der richtige Zeitpunkt, ihren Kindern zu erklären, dass es gar keinen Osterhasen gibt. Davor hat die Psychologin Jacquelyn Wolley von der Universität Texas allerdings schon 2012 eindringlich gewarnt: Der Glaube an den Osterhasen sei gut für die kognitive Entwicklung von Kindern und lasse sie Möglichkeiten erwägen, die in der realen Welt nicht existieren.

Daraus resultiert zweierlei: Erstens liegt die Vermutung nahe, dass Wladimir Putin bis heute an den Osterhasen glaubt, weil er ja auch dauernd von Möglichkeiten spricht, die in der realen Welt nicht existieren. Und zweitens könnten Kinder traumatisiert werden, wenn Sie von ihren Eltern urplötzlich damit konfrontiert werden, dass der Osterhase nur eine von der Süßwarenindustrie zu ungeahnter Prominenz gepushte Phantasiefigur ist.

Manchem adipösen Köttel wird es zwar letztlich egal sein, ob ein vierbeiniger Hase oder Mutti auf allen Vieren 20.000 Kalorien in Form von Schoko-Eiern im Garten oder unter dem Sofa versteckt hat. Aber zarte Kindsgemüter werden möglicherweise mit der Vorstellung nicht umgehen können, dass die Eltern ihnen mit dem Hasen jahrelang einen Bären aufgebunden haben. Ich rate deshalb aus psychologischen Gründen zu Übergangslösungen. Beispielsweise durch den Wechsel vom Osterhasen auf plausibleres Personal.

Man könnte das zum Beispiel so erklären: „Finn-Leonhard, hör mal zu: Dieses Jahr kommt nicht der Osterhase, sondern das Osterhühnchen. Das legt die Ostereier selbst und ist deshalb viel nachhaltiger. Das kannst du dann auch beim nächsten Umwelttag in der Kita erzählen.“ Ein Jahr später sind Schmunzelhase, Goldhase und Co. komplett weg vom Fenster, weil alle Kinder Schokohühnchen wollen.

Die sind viel dünner als Hasen und deshalb weniger ungesund. Vor allem, wenn wir sie aus Sojamehl herstellen. Und noch ein Jahr später erklären wir den Kindern dann, dass naturfarbene Eier viel schöner sind als angemalte und man die sowieso immer im Kühlschrank findet, weshalb sich Verstecken nicht lohnt. So ist das ganze Thema ist in drei Jahren schonend erledigt, weil für dieses Event-Konzept kein Kind mehr freiwillig die Playstation verlässt.

Frohe Ostern und bis die Tage!