Kommentar zum 25-jährigen Jubiläum des Wuppertal-Instituts Nach rauer See auf gutem Kurs

Wuppertal · Den Grundstein legte Johannes Rau. Als Ministerpräsident kündigte er 1990 an, in seiner Heimatstadt Wuppertal ein "Institut für Klima, Energie und Umwelt" zu installieren. Das hätte man "KEU" abkürzen können, ein eher abwertender Begriff.

Rundschau-Redaktionsleiter Hendrik Walder.

Foto: Bettina Osswald

Stattdessen benannte man die Einrichtung nach ihrem Standort "Wuppertal-Institut".

Eine inhaltlich fragwürdige Entscheidung, weil es sich genauso gut mit Naturheilkunde oder Versicherungsrecht hätte beschäftigen können — doch unter Stadtmarketing-Aspekten eine geniale Idee, denn 25 Jahre später bringt man die Organisation und ihre Kompetenz in Sachen "Nachhaltigkeit" weltweit (zumindest in Fachkreisen) mit Wuppertal in Verbindung. Dazu nötig war zunächst der Aufbau eines entsprechenden Renommees, das mit Hilfe des Gründungspräsidenten Ernst-Ulrich von Weizsäcker ziemlich reibungslos erzielt werden konnte.

Erforderlich war aber auch ein gewisses Durchhaltevermögen, denn ab 2000 musste das Institut sich unter der Leitung von Peter Hennicke gegen die recht rigiden Einflussnahmen des Landes behaupten. In der Düsseldorfer Staatskanzlei kamen die kritischen Standpunkte etwa zur Nutzung fossiler Brennstoffe unter Kohle-Freund Clement nicht gut an. Auch die Gründung einer "Filiale" des Wuppertal-Instituts in Berlin sorgte eine Zeit lang für (letztlich unbegründetes) Misstrauen.

Doch die Zeiten haben sich geändert. Zum Guten. Präsident Uwe Schneidewind hat die stabilen Rahmenbedingungen seit seinem Amtsantritt 2010 genutzt, um das Wuppertal-Institut klar zu positionieren. Neben der international beachteten Grundlagenforschung zu Klimawandel und Nachhaltigkeit spielt er auch voller Überzeugung die lokale Karte. Mitten in der Stadt am Döppersberg gelegen, bringt sich das Institut (und sein Leiter) auch zentral in Themen der Stadtentwicklung mit ein.

Die Zusammenarbeit mit der sich gleichfalls der Stadt öffnenden Bergischen Universität sorgt für wichtige Synergieeffekte. Und auch für lokale und sublokale Umweltinitiativen ist das Institut zum wichtigen Partner geworden.
Wie wichtig diese Entwicklung für Schneidewind und sein 220 Köpfe zählendes Team ist, zeigt der Arrenberg-Exkurs am Ende dieser Jubiläumswoche. Hier will man der Fachwelt dokumentieren, wie intensiv sich Wuppertaler mit den Zukunftsthemen unserer Zeit beschäftigen.

Das Interesse der internationalen Wissenschaftler am Austausch mit "ganz normalen" gleichgesinnten Bürgern ist riesengroß. Ein Phänomen, das Johannes Rau mit Sicherheit ganz besonders gut gefallen würde ...