Kommentar zur Wiederwahl von Kulturdezernent Nocke Ein ziemlich hoher Preis

Wuppertal · Manchmal spielt einem das Leben echt keine guten Karten aus. Soll man sich von einem geschätzten Dezernenten trennen, weil die Bezirksregierung auf einem Beigeordneten beharrt, der Volljurist oder für den höheren Verwaltungsdienst qualifiziert ist?

Rundschau-Redakteurin Nicole Bolz.

Foto: Bettina Osswald

Manchmal spielt einem das Leben echt keine guten Karten aus. Soll man sich von einem geschätzten Dezernenten trennen, weil die Bezirksregierung auf einem Beigeordneten beharrt, der Volljurist oder für den höheren Verwaltungsdienst qualifiziert ist?

Dann würde die Stadt einfach einen neuen Dezernenten einstellen, der diese Voraussetzung erfüllt und damit keine zusätzlich Kosten erzeugen, würde sich aber menschlich vorwerfen lassen müssen, Matthias Nocke (CDU) unverschuldet der Sache zu opfern. Oder aber man entscheidet sich — so wie die Große Kooperation — zum eigenen Dezernenten zu stehen und nach einer Lösung zu suchen, die die Kosten zumindest ein wenig drückt, aber unterm Strich den Haushalt immer noch negativ belastet. Keine Frage, das ist beides nicht optimal.

Doch wenn man mal die Schuldzuweisungen in alle Richtungen beiseite schiebt, muss man doch zugeben, dass man in so eine Situation nicht aus heiterem Himmel und völlig unverschuldet gerät. Nach der Paschalis-Affäre im Sommer hätte man sich im Rathaus um das seit Jahren bekannte Problem des (nicht vorhandenen) Volljuristen kümmern müssen. Allein schon, um auf Nummer sicher zu gehen, dass einem die Sache nicht eines schönen Tages doch um die Ohren fliegt. "Jahrelang geduldete Praxis" hin oder her — dass man mit Paschalis soeben einen Dezernenten vor die Tür gesetzt hatte, dem man noch für sechs weitere Jahre 70 Prozent seines Gehalts zahlen muss, hätten Oberbürgermeister und Kämmerer mehr als vorsichtig machen müssen …

Die Entscheidung, Matthias Nocke als Dezernenten für Kultur, Sport, Ordnung und Sicherheit nicht über die Klinge springen zu lassen, ist menschlich anständig, sicherlich aber auch der Tatsache geschuldet, nach dem monatelangen Theater um Panagiotis Paschalis weitere Unruhen und Negativschlagzeilen zu vermeiden.

Dafür sind Andreas Mucke und die GroKo bereit, einen hohen Preis zu zahlen. Denn den Wuppertalern, die mit vielen - auch sehr dringlichen - Anliegen wegen der angespannten Haushaltslage beim Kämmerer vor die Wand laufen, ist schwer zu vermitteln, dass doch immer noch irgendwo Geld aufzutreiben ist, wenn es darum geht, unliebsame Kollegen aus ihrem Amt zu drängen oder andere wiederum um jeden Preis halten zu wollen. Spielen solche Verhältnismäßigkeiten keine Rolle bei den Überlegungen in Verwaltungsspitze und Politik?

Und Nocke selbst? Der zugegebenermaßen unverschuldet in die Situation geratene Beigeordnete agiert obendrein in letzter Zeit mitunter eher unglücklich. Klar, die Themen Weihnachtsmarkt und verkaufsoffener Sonntag sind sicher keine, mit denen man groß glänzen kann. Doch es verwundert schon, dass es bei einem Jahr Vorlauf und den hinreichend bekannten Positionen von "ver.di" nicht möglich war, gemeinsam mit den Elberfelder Einzelhändlern ein tragfähiges Konzept für einen verkaufsoffenen Sonntag zu erarbeiten, das vor Gericht Stand hält.

Vor allem aber in Sachen Engels-Jahr vermisst man bei Nocke nicht nur Leidenschaft und das Bewusstsein um die Bedeutung dieses Ereignisses, sondern auch ein glückliches Händchen. Nachdem das Thema ein wenig zu lang unbearbeitet in der Schublade gedümpelt hatte, hat sich jetzt zwar eine Arbeitsgruppe der Sache angenommen.

Man beachte jedoch den feinen Unterschied: Nicht Nocke selbst hat hier das Team ausgewählt und mit Ideen an den Start gebracht. Nein, hier hatten die beiden Organisatoren Angst, die Stadt könne den Engels-Geburtstag verschlafen, und sich daher selbst angeboten. Das muss nicht zwangsläufig schlecht sein, strahlt aber auch eine gewisse Willkür aus. Andere bekannte Köpfe hingegen, die zum Thema sicher etwas Kluges beizutragen hätten, wurden außen vor gelassen.

Für seine Wiederwahl sind diese Dinge jedoch unerheblich. Denn über Gehen oder Bleiben eines Dezernenten entscheiden offenbar Sympathie und der Rückhalt in der Großen Kooperation und beim Oberbürgermeister ...