Kommentar zum ewigen Streit um den Elberfelder Weihnachtsmarkt Der Grinch wohnt in Elberfeld
Wuppertal · Sollten Weihnachtsmärkte nicht Vorfreude wecken? Die Pressekonferenz zum Elberfelder Lichtermarkt hat mich letzte Woche traurig gestimmt.
Das Unternehmen Cultura organisiert den Markt seit mehr als 30 Jahren. Und die Worte, die Geschäftsführer Hartmut Wilke zum Auftakt am häufigsten in den Mund nahm, waren "Licht" und "Problem". Und tatsächlich gehören diese beiden so gegenteiligen Begriffe in Hinblick auf den Elberfelder Markt in diesem Jahr zusammen.
Man bekommt das Problem, treffender, die Probleme, die in Elberfeld im Kontext Weihnachtsmarkt stehen, gar nicht mehr aufgedröselt. Da ist die Interessengemeinschaft (IG 1), also die Elberfelder Händler, denen die Weihnachtsbeleuchtung gehört, die aber in diesem Jahr wegen einer ungeklärten Kostenfrage nicht aufgehängt wird. Und da ist Hartmut Wilke, der für die Presse anschaulich die Zuständigkeiten in "Himmel" und "Erde" unterteilt. Die IG 1 sei für das (nicht leuchtende) Licht über dem Markt zuständig, er für die Buden und die spontan organisierten Lichtwürfel — quasi also für den Boden des Marktes.
Aber nur bis hier, weil dann kommt der Kirchplatz und schon der nächste Konflikt. Dort ist wieder IG1-Gebiet und — ja, mit angekündigtem Kunstschnee sogar für einen Sonntag ein kleiner Wintertraum. Na, kommt doch Vorfreude auf?
Von wegen, denn die Aktion, die dort an einem Sonntag fröhliche Adventsstimmung schaffen und vor allem kauflustige Menschen in die Stadt führen soll, ist für die Gewerkschaft Ver.di "hanebüchen". Nun hat das Verwaltungsgericht Düsseldorf entschieden, die Geschäfte bleiben am kommenden Sonntag zu.Und schon klebt der nächste Schlag wie ein nasser Schneeball im Gesicht.
Der aktuelle Zoff ist übrigens nur eine Episode im dunklen Kapitel Weihnachtsmarkt. Rückblick: Seit einem Jahr wird um die schönste Zeit des Jahres in Wuppertal gestritten. Erst sollten die Märkte europaweit ausgeschrieben, zwischenzeitlich eine Markt GmbH der Verwaltung ins Leben gerufen werden. Die Markt GmbH wurde kurzerhand auf Eis gelegt, es folgten zwei abgespeckte Ausschreibungen. Die erste scheiterte an den Kriterien. Die zweite legte die Organisation des Elberfelder Marktes wieder in die Hände von Cultura, dem Unternehmen, von dem sich die Einzelhändler eigentlich trennen wollten. Und so gibt's in Elberfeld alten Zwist und besagte Aufteilung in "Himmel" und "Erde" statt einen ganzheitlichen Neubeginn.
Wer trägt Schuld an dieser bitteren Lage? Cultura, die IG 1, die Verwaltung, Ver.di oder der Elberfelder an sich? Man weiß es nicht, aber irgendwie, der Grinch ist drin. Und auch wenn die (alleinige) Schuldfrage nicht geklärt werden kann, sind es doch die nicht aufhören wollenden Schuldzuweisungen von allen Seiten und der verbitterte Kampf um Recht und Unrecht, der weihnachtliche Vorfreude im Sinne eines schönen und zusammenhängenden— und leuchtenden — Markttreibens verhindern.
So bleibt nur zu hoffen, dass der erste Glühwein wieder alle ein bisschen selig stimmt. Und dass dann, nächstes Jahr, ein echter Neuanfang möglich ist. Ansonsten macht niemand mehr irgendwas Weihnachtliches, über das dann jeder wieder meckern kann …