Ist der Karlsplatz überflüssig? Nutzloser Hinterhof des Elberfelder Rathauses?
Betr.: Aktion „Wohnen in der Politik“ / Thema Karlsplatz
Am 12. März 2020 wurde im Wuppertaler Schauspielhaus im Rahmen des Projekts „Wohnen in der Politik“ erst das studentische Projekt „Karlsplatz 24/7“ vorgestellt und dann anhand dieses Beispiels darüber diskutiert, ob es Möglichkeiten und Hindernisse für die Inbesitznahme des öffentlichen Raums durch die Bürger gibt.
Die Veranstaltung begann etwas nach 19.30 Uhr, war so interessant, dass sie erst nach 21.30 Uhr endete. Entgegen den Erwartungen der Veranstalter und des Publikums war kein offizieller Vertreter des Bezirks Elberfeld oder des Quartiers Elberfeld Mitte, wo der Karlsplatz liegt, erschienen. Die einzige „Prominente“ aus der Stadt war Lore Duwe, und sie leistete einen Beitrag, indem sie, als Kontrast zum Karlsplatz, beschrieb, wie es auf dem in dessen Nähe gelegenen Willy-Brandt-Platz zugeht.
Anders war das bei Vertretern der Universität: Als „prominenter“ Teilnehmer ist Professor Busmann zu betrachten, von dessen Mitarbeiter Tobias Schalk (in Zusammenarbeit mit ihm und Professor Erika von Moeller) im Fachbereich Design und Kunst, Master-Studiengang „Public Interest Design“, das Projekt betreut wurde. Die Erstsemester-Studenten hatten im Foyer des Schauspielhauses eine kleine Präsentation mit Schautafeln und Objekten aufgebaut, zu denen sie Erläuterungen gaben, nachdem sie ein Video mit ihren Aktivitäten auf dem Karlsplatz gezeigt hatten.
Unter der Leitung von Professor Busmann wurde dann am „Runden Tisch“ diskutiert. Es ging zunächst darum, wie ärmlich der Karlsplatz ausgestattet ist, wie wenig und welches Publikum dort verkehrt, und dass er als „Angstraum“ eingestuft wird. Aber dann wurde erörtert, wie der Karlsplatz gestaltet und/oder durch Aktivitäten belebt werden könnte, um seine Akzeptanz bei der Bevölkerung zu erhöhen.
Nach dem Vergleich des Karlsplatzes mit anderen Plätzen in der Nähe wie dem Willy-Brandt-Platz und dem Kerstenplatz fragte Professor Busmann provokativ, ob der Karlsplatz überflüssig sei, weil er fast nicht genutzt wird.
Diese Frage ist insofern gerechtfertigt, als der Karlsplatz ein „Stiefkind“ der Stadtverwaltung beziehungsweise des Rates und der Bezirksvertretung Elberfeld zu sein scheint. Von der Poststraße im Inneren des Quartiers Elberfeld Mitte, wo „der Bär tanzt“, aus gesehen, liegt der Karlsplatz hinter dem Elberfelder Rathaus. Er könnte also schon zum Quartier Nordstadt gehören. Die Grenze zwischen den zwei Quartieren bildet dort aber die Karlstraße, und der Karlsplatz liegt davor. Das ist eine missliche Lage, denn die Friedrichstraße, in deren Mitte der Karlsplatz liegt, war anfangs die Achse eines einheitlichen Siedlungsgebiets mit Querstraßen zwischen Neumarkt und Ludwigstraße.
Könnte es helfen, wenn die Anwohner der Friedrichstraße ihren Zusammenhalt stärken und den Karlsplatz durch Aktivitäten wie ein Nachbarschaftsfest belebten?
Dr. Rüdiger Blaschke