Top Wuppertal Lothar Noll: Mit einem Nilpferd im Flugzeug

Wuppertal · Lothar Noll hat ein ganz besonderes Hobby: Der Ruheständler ist einer der Gründer der Barmer Brauerei und Ingenieurgesellschaft, die auf dem Rott immer populärer werdende Bierspezialitäten produziert und inzwischen auch einen Ausschank betreibt. Noch ungewöhnlicher war allerdings vorher Nolls hauptberufliche Tätigkeit: Der Wuppertaler begleitete 26 Jahre lang die Tiertransporte der niederländischen Fluglinie KLM. Dem Top Magazin erzählte er von seinen Erlebnissen in einem der exotischsten Jobs der Welt.

Lothar Noll in der Barmer Brauerei auf dem Rott. Sein früherer Arbeitsplatz war noch ungewöhnlicher.

Lothar Noll in der Barmer Brauerei auf dem Rott. Sein früherer Arbeitsplatz war noch ungewöhnlicher.

Foto: Simone Bahrmann

Was kaum jemand weiß: Täglich werden hunderte von Tieren per Lufttransport befördert. Und zwar immer dann, wenn es auf dem Landweg nicht geht. Klassische Anlässe dafür sind Pferde, die zu großen Turnieren wie Weltmeisterschaften oder Olympische Spiele auf andere Kontinenten gebracht werden müssen. Oder Tiere, die im Zuge von Austauschprogrammen zur Arterhaltung in weit entfernte Zoos umgesiedelt werden.

Stand so ein Transport an, kam bei der KLM jahrzehntelang Lother Noll ins Spiel. „Ich bin durch Zufall dazu gekommen“, blickt auf den Start zurück, „ich habe damals für die KLM am Boden Transporte organisieret, auch die für Tiere. Irgendwann hat mich dann ein Kunde gefragt, ob ich nicht mitfliegen könne.“

Mandrill „Thelma“ warf mit Obst.

Mandrill „Thelma“ warf mit Obst.

Foto: KLM

Noll wollte – und die Fluggesellschaft auch. Nach einer entsprechenden Schulung für die speziellen Verhaltens- und Sicherheitsmaßnahmen, die genau wie im Passagierbereich auch in Frachtmaschinen gelten, machte er die Begleitung von Tiertransporten zu seiner Hauptaufgabe. Und stellt klar: „Das Wohl des Tieres stand dabei immer im Vordergrund. Ziel war immer, den Transport so stressfrei wie möglich zu gestalten.“

Auch Business-Class für Tiere

Genau dafür war Lothar Noll von der Übergabe am Flughafen bis zur Ablieferung am Bestimmungsort verantwortlich. Und diese Aufgabe ist tatsächlich sozusagen tierisch komplex. Vor allem bei der größten Kundengruppe: Für Pferde, die von Europa in die USA gebracht werden, müssen vorher amtstierärztliche Untersuchungen organisiert, Aus- und Einreisedokumente beantragt und die richtigen Transportboxen ausgewählt werden. Noll: „Kunden können da zwischen Single-, Double- und Tripple-Stall wählen. Das ist vergleichbar mit Tourist-, Business- und First Class bei normalen Passagieren.“ Das ganze Geschehen wird von der IATA – der International Air Transport Association – überwacht und genehmigt.

„In der Luft baut man dann schon eine Beziehung zu den Tieren auf“, erinnert sich Lothar Noll, der die Pferde im Flugzeug ständig beobachten musste, um bei Auffälligkeiten reagieren zu können. „Bei Nervosität reichte in den meisten Fällen schon eine sanfte, beruhigende Stimme.“ Und mit den Namen der vierbeinigen Passagiere hatte er sich ohnehin schon vorher vertraut gemacht. „Ich darf sagen, dass ich schon zusammen mit ‚Napoleon‘, ‚de Niro“ und ‚Lady Di‘ geflogen bin“, schmunzelt er heute.

 Otter „Emilia“ ließ sich Fischspezialitäten schmecken.

Otter „Emilia“ ließ sich Fischspezialitäten schmecken.

Foto: KLM

Im Frachtraum zu Olympia

Sein sehr spezieller Arbeitsplatz in den Wolken war dabei nicht unbedingt bequem: „Man darf sich nicht scheuen, sich schmutzig zu machen. Es ist auch nicht sehr komfortabel, weil man sich nun mal im Frachtbereich mit den Tieren befindet. Ein Plätzchen, wo man sich ausruhen kann, ist aber immer zu finden. Auf sehr langen Flügen wechselt man sich mit Kollegen ab, um sich zwischendurch auch mal kurz hinlegen zu können. Das findet dann im Frachtraum auf Decken statt. Für mich war es aber immer wieder schön, diesen Beruf ausüben zu dürfen.“ Immerhin brachte ihn seine besondere Tätigkeit auch zu den Olympischen Spielen nach Atlanta und nach Peking – Einladungen der Equipes zu den Wettkämpfen inklusive.

Bei 2,80 Metern ist Schluss

Ging es bei den Transporten nicht um Pferde, sondern um Zootiere, war der Aufwand oft noch größer. Noll erklärt das so: „In diesem Fall werden alle Vorbereitungen für den Transport mit den zuständigen Behörden abgesprochen und ein intensiver Austausch mit den Zoodirektoren, den Betreuern und der Fluggesellschaft findet statt. Dabei spielen unter anderem die Charakteristik der Tiere und deren soziales Verhalten eine große Rolle, da das wichtig für die Beurteilung während des Fluges ist.

Otter „Emilia“ ließ sich Fischspezialitäten schmecken.

Otter „Emilia“ ließ sich Fischspezialitäten schmecken.

Foto: KLM

Außerdem müssen die Anforderungen an die Transportbox geklärt werden. Die waren sehr speziell bei den größten Tieren, die Noll begleitet hat. In Sachen Länge war das eine junge Giraffe, die gerade noch in die maximale Ladehöhe von 2,80 Metern passte. Und gewichtsmäßig krönte ein tonnenschweres Nilpferd die Transport-Laufbahn des Wuppertalers.

Mandrill „Thelma“ warf mit Obst

Gerne erinnert sich Noll auch an den Transport von Mandrill-Weibchen „Thelma“ von Kapstadt über Amsterdam nach San Francisco. Der Transportbehälter wurde speziell auf die große Affen-Dame angepasst. Außerdem gab es Früchte und Samen als Proviant. Unterwegs begann Selma dann, Noll mit dem Obst zu bewerfen. „Als ich die wieder zurückgeworfen habe, stellte ich fest, dass dies wohl ein Spielchen zum Zeitvertreib war.

Besonderes Futter brauchte es auch für eine hungrige Otter-Dame. „Für sie hatten wir einen schönen Vorrat an verschiedenen Fischen angelegt. Auf der langen Reise von Santiago de Chile nach Amsterdam hat ‚Emilia‘ die Spezialitäten gerne angenommen.

 2017 transportierte KLM zwei Panda-Bären aus Chengdu in China nach Amsterdam.

2017 transportierte KLM zwei Panda-Bären aus Chengdu in China nach Amsterdam.

Foto: Lothar Noll

Inzwischen serviert Lothar Noll keine Fische mehr, sondern zapft auf dem Rott selbst gebrautes Bier, das mittlerweile bereits mehrfach prämiert ist. Bei „Barmer Pils“, „Barmer Ölsche“ oder einem Glas Pale Ale mit dem schönen Namen „Mimimi“ kann er dann Gästen noch viel mehr über ein wirklich ungewöhnliches Berufsleben erzählen …