„Allrounder“ Jonas Kozinowski Es muss nicht immer Fußball sein
Wuppertal · Die „Was ist was“-Reihe ist ein Flaggschiff bei den deutschen Jugendbuchverlagen. Eines ihrer erfolgreichsten Titel ist das Fußballbuch – geschrieben vom Wuppertaler Jonas Kozinowski. Der 39-Jährige führt auch Regie bei den Heimspielen von Hannover 96 und dreht bei minus 40 Grad in Lappland Kandidaten-Challenges. Ein echter Allrounder ...
Ja, Jonas hat auch selbst Fußball gespielt, „zwei Jahre in der Jugend beim SC Sonnborn auf einem echten, ehrlichen Aschenplatz“, lacht er rückblickend. Weil das Talent aber nicht auf eine internationale Karriere deuten ließ, wechselte er die Front, wurde Schiedsrichter.
„Die richtige Entscheidung“, weiß er heute, denn dort erwirbt man Kompetenzen, die man auf allen möglichen Feldern im späteren Berufsleben gebrauchen kann. Und immerhin hat er in späteren Jahren auf dem legendären Mönchengladbacher Bökelberg und auch bei WSV-Spielen den schwarzen Mann gegeben.
„Man braucht schon mal Ellenbogen, muss aber auch Druck aus dem Kessel lassen können“, fasst er zusammen. Das Fingerspitzengefühl und die natürliche Autorität eine Deniz Aytekin sind für ihn der Maßstab eines idealen Schiris und man spürt, wie viel Herzblut er zehn Jahre lang dabei investiert hat.
Die Fußballbegeisterung ihres Sohnes hatte seine Mutter unterdessen zusätzlich in eine ganz andere Richtung gelenkt. Über ihr Lektorat vermittelte sie den Kontakt zu einem Jugendbuchverlag, für den er einen Beitrag zum Thema „Fußball“ schreiben durfte. Der kam so gut an, dass er inzwischen eine erste Adresse bei Fußballsachbüchern für Kinder und Jugendliche geworden ist, auch wenn er das selbst so nie sagen würde.
Doch neben dem „Was ist Was“-Klassiker oder dem mit dem Fachblatt „kicker“ zusammen entwickelten Fußball-Kompendium aus dem Kosmos-Verlag zeichnet Jonas Kozinowski mittlerweile für rund ein Dutzend Titel verantwortlich. Und geht zudem mit seinen Werken für die Initiative „Fußball trifft Kultur“ auf Tournee in Schulen von Bundesliga-Städten.
Ein Blick in Kozinowskis Bücher zeigt, wie er seine jungen Leserinnen und Leser fängt. Viele kurze Beschreibungen mit Zeichnungen, Fotos und Grafiken statt langer Textblöcke – das entspricht dem Aufbau der Reihe, aber auch dem aktuellen Häppchen-Trend, der nun mal nicht nur in diesem Alter im Mittelpunkt steht. Doch ist es dem in Bochum ausgebildeten Medienwissenschaftler wichtig, inhaltlich gelegentlich kritische oder hintergründige Pflöcke zu setzen. Schließlich sind manche vor allem finanziellen Auswüchse im Profibereich alles andere als bewunderungswürdig.
2023 veröffentlichte der Jugendbuch- Autor freilich eher auf Sparflamme, dafür hatte er jede Menge Arbeit als Exekutive Producer bei zahlreichen Fernsehsendungen. Denn nicht selten wurde er von Warner Bros oder ITV für Serien wie „Dschungelcamp“, „Bachelor“ oder „Bachelorette“ verpflichtet. Besonders spektakulär war beispielsweise eine Produktion bei minus 40 Grad in Lappland, wo die dritte Staffel der „CoupleChallenge“ gedreht wurde.
„Eine Aufgabe bestand darin, die Kandidaten von einem Eisloch ins nächste tauchen zu lassen. Eine kribbelige Geschichte, weil natürlich nichts passieren darf und es dennoch nicht ganz ohne Dramatik ablaufen sollte“, klärt er über die Herausforderungen bei der Planung und deren Umsetzung auf. Auch wenn diese Shows recht oberflächlich wirken mögen, fasziniert ihn die Mischung von Kreativität und Professionalität, die hier wie bei ernsthafteren Formaten zwingend erforderlich ist. „Außerdem reizt mich die Vielseitigkeit des Jobs, die Möglichkeit, von der Idee über das Casting, von der Budgetüberwachung bis zur Musikauswahl und dem Schnitt alle Facetten des Drehs mitgestalten zu können.“
Diese Abwechslung genießt er obendrein bei den Heimspielen von Hannover 96, wo er regelmäßig am Regiepult des Stadionfernsehens aktiv ist. Auch das ständig eine neue Herausforderung, wenn diesmal ausnahmsweise im Live-Modus sämtliche Abläufe 100-prozentig funktionieren müssen. Das mussten sie übrigens auch beim Bühnenbild für den jüngsten Bundesparteitag der Grünen, das er mit seiner Kölner Agentur „feinherb medien“ gestaltete. Entscheidend ist eben immer auf dem Platz. Aber Jonas Kozinowski ist nun mal auf vielen unterschiedlichen Plätzen unterwegs.