Top Wuppertal „Mr. Tetzy“: Kuscheln mit Kois

Wuppertal · Mit Kies, Steinen, Formgehölzen und einem Koi-Teich hat sich Künstler Norbert Tetzlaff, auch als „Mr. Tetzy“ bekannt, auf dem Ölberg einen japanischen Garten geschaffen. Seine Zierkarpfen hat der gelernte Dachdecker besonders lieb: Mit seinen zahmen Fischen geht er im Sommer gemeinsam tauchen. Die zutraulichen Wassertiere lassen sich von ihrem Herrchen sogar streicheln.

 Norbert Tetzlaff mit einem seiner Lieblinge.

Norbert Tetzlaff mit einem seiner Lieblinge.

Foto: Bettina Osswald

Die Zimmerstraße auf dem Ölberg. Eine ganz gewöhnliche Straße in der Wuppertaler Nordstadt. Viele Autos parken entlang des Bürgersteigs, einige andere drehen ihre Runden, suchen nach einer Abstellmöglichkeit. Fußgänger sind unterwegs, schlendern in Richtung Innenstadt, unterhalten sich. Geräusche von auf dem Pausenhof spielenden Kindern der katholischen Grundschule am Hombüchel hallen durch die angrenzende Zimmerstraße. Kaum zu glauben, dass sich bei all dieser Unruhe in nur wenigen Metern Entfernung, hinter einem Wohnhaus, eine stille Oase befindet. (Bilder)

Bilder: Der Wuppertaler Norbert Tetzlaff und seine Kois
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Norbert Tetzlaff und seine Kois

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Foto: Bettina Osswald

Diese Oase gehört Norbert Tetzlaff. Im Jahr 1978 zog er hierhin auf den Ölberg, vor rund 20 Jahren fing er an, seinen Garten hinter dem Haus anzulegen. Nach japanischer Art. Denn für die fernöstliche Gartenkunst hat der Künstler eine Vorliebe, lässt aber auch eigene Kreativität in die Gestaltung einfließen. Aus heimischen Gewächsen, wie zum Beispiel der Eibe, die eigentlich eine Heckenpflanze ist, kreiert er Bonsai-Bäume.

„Solange sie noch jung sind, sind die Äste biegsam. Ich arbeite mit Drähten, beschwere sie mit Steinen und beschneide sie, um so die gewünschte Form wachsen zu lassen. Das braucht viel Geduld, manchmal bis zu 15 Jahre oder mehr“, erklärt der Hobby-Gärtner. Elemente aus seinem Berufsleben als Dachdecker lässt er ebenso in die Bonsai-Kunst einfließen. „Neben Steinen benutze ich alte Dachpfannen zum Beschweren, die machen sich auch toll als Deko im Baum.“

60 Kois und ein Stör

Dekorativ ist der gesamte Garten. Tetzlaff hat sich aus Kiesflächen, Steinen, Moos, Farnen, rotem Ahorn, Bambus, den selbst gebogenen Bonsai-Bäumen und zwei Teichen eine Miniaturversion der Natur erschaffen. Besonders stolz ist er auf den 23.000 Liter großen Koi-Karpfen-Teich. „Den habe ich selbst ausgehoben, mit der Schaufel. Sieben Container an Erde. Anders ging es nicht, denn hier kommt ja kein Bagger rein, das ist viel zu eng.“

Viel Arbeit, aber für seine Haustiere, wie Tetzlaff seine Fische liebevoll nennt, war es ihm jeden Schweißtropfen auf der Stirn wert. Angefangen hat er damals mit drei kleinen Kois. Mittlerweile bewohnen 60 der edlen Karpfen und ein 1,20 Meter großer Stör seinen Teich. Auch letzterer war nur wenige Zentimeter groß, wuchs aber mit den Jahren zu der beachtlichen Größe an. Ebenso die Kois.

„Der größte von ihnen ist 60 Zentimeter lang und wiegt etwa sechs bis sieben Kilo. Ich habe einige große, aber viele sind auch noch ziemlich klein“, erzählt der passionierte Taucher, während er sich über den Teich beugt, den Arm zum Wasser streckt und ihm seine Fische aus der Hand fressen. „Die erkennen mich, ich verbringe viel Zeit im Garten. Ich liebe meine Kois, oft stehe ich hier einfach eine halbe Stunde und beobachte sie. Ihre Farben und verschiedenen Schattierungen sind so beeindruckend. Ich kann sie sogar streicheln. Wenn es warm ist, schwimmen wir sogar gemeinsam.“

Tauchgang auf dem Ölberg

Auf Tauchgang mit den Kois – das wollte die Redaktion natürlich sehen. Und so schlüpfte Norbert Tetzlaff in seinen Neopren-Anzug und begab sich auf Kuschelkurs mit den Karpfen. Kaum war der Künstler im Teich, strichen ihm seine schuppigen Lieblinge um die Beine, kamen bis an die Wasseroberfläche, um sich eine Portion Streicheleinheiten abzuholen. „Ich tauche sonst immer mit Sauerstoffflasche, so kann ich mich mit ihnen länger unter Wasser aufzuhalten“, sagt „Mr. Tetzy“. Der fitte Wassersportler hat weltweit über 300 Tauchgänge absolviert, sein Resümee: „Die hier in meinem Koi-Teich sind unter den besten zehn, die ich jemals gemacht habe.“

„Nie richtig fertig“

Der 63-jährige Ölberger bereitet sich langsam auf die Rente vor, allerdings nicht auf einen ruhigen Lebensabend. „So ein Garten ist nie richtig fertig. Mir fällt immer wieder etwas Neues ein, was ich machen könnte. Ich will aus jedem Busch, den ich sehe, einen neuen Bonsai formen. Außerdem bin ich durch und durch Wassersportler und in dem Bereich viel unterwegs. Und dann habe ich da noch meine Kunst. Aus alten Dachbalken und anderen Materialien fertige ich Lampen und andere Kunstobjekte an. Zudem engagiere ich mich seit 18 Jahren in der Kinderarbeit bei Credo, meiner Kirchengemeinde.“