Aktien statt Pipette Eine Wuppertalerin, die beschloss, reich zu werden
Wuppertal/München · Von der Heckinghauser Straße in Wuppertal in eine schicke Münchner Wohngegend. Vom Labor an die Börse. Von der Durchschnittsverdienerin zur Millionärin – die Wuppertaler Biochemikerin Dr. Carmen Mayer legte vor sieben Jahren Kittel und Pipette nieder, nahm stattdessen Aktien in die Hand. Heute ist die 39-Jährige reich – durch den Börsenhandel – und führt ihr eigenes Unternehmen.
Freitagnachmittag im Frühjahr 2017. Hochschwanger, mit ihrem ersten Kind, sitzt die Wuppertalerin Carmen Meyer in ihrer Zwei-Zimmer-Wohnung in München. Ihr Ehemann Markus ist gerade auf Geschäftsreise. Die werdende Mutter stöbert im Internet nach Immobilienanzeigen, sucht für sich und ihre Familie nach einem bezahlbaren Eigenheim in Bayerns Landeshauptstadt.
„Es gab zwar viele Angebote, aber die waren so weit von dem entfernt, was wir uns hätten leisten können. Ich dachte nur, dass ist doch irre. Mein Mann und ich haben beide gute Jobs und verdienen nicht schlecht, aber nichts davon wäre in die finanziell mögliche, engere Auswahl gekommen. Um sich hier ein Haus zu kaufen, muss man ja schon reich sein“, erinnert sich Carmen Mayer an den Tag, als sie beschloss ,Millionärin zu werden. Vier Jahre später war sie es.
Ihr Traum von einem Einfamilienhaus in München wurde zur Realität. Sie gründete ein Investmentberatungsunternehmen, stellte Mitarbeiter ein, erlebte zum ersten Mal im Leben finanzielle Freiheit. Dies gelang ihr vorrangig alles mit Aktien und einem Startkapital von 2.000 Euro.
Allerdings nicht einfach mal so eben. „Ich habe mich da extrem reingefuchst, nächtelang Finanzratgeber durchgelesen, Seminare und Workshops besucht. Ich habe mir alles selbst beigebracht. Ich wusste überhaupt nichts über die Börse und Aktien. Als ich 2017 angefangen habe, mich mit dem Thema zu beschäftigen, wusste nicht mal, dass eine Aktie ein Anteil an einem Unternehmen ist. Ich fing an, Aktien akribisch zu analysieren. Mir fiel dann auf, dass Aktiendiagramme sich gar nicht so sehr von den Diagrammen unterscheiden, die ich für meine Doktorarbeit in Chemie und später auch während meines Jobs im Labor analysiert habe. Durch meine eigene finanzielle Bildung wurde ich zur Self-made-Millionärin und Gründerin. Das kann theoretisch jeder schaffen. Ich sage theoretisch, weil für einen Aktienkauf natürlich erst mal ein bisschen Geld da sein muss. Ich bin dafür an unsere Ersparnisse gegangen und habe vorher viel gerechnet. Ich bin zum Ergebnis gekommen, dass ein eventueller Verlust von 2.000 Euro uns nicht wehtun würde. Aber den gab es nicht, ich war erfolgreich, das Geld vermehrte sich.“
Mit ihrer Geschichte möchte Carmen Mayer vor allem andere Frauen dazu inspirieren, ihre Finanzen bewusster zu gestalten. Vor allem auch selbstbewusster. „Uns Frauen wird häufig beigebracht, bescheiden zu sein, mit dem zufrieden zu sein, was man hat. Floskeln wie ‚Geld stinkt‘, ‚Geld macht nicht glücklich‘ oder auch die Aussage, dass ‚viele Reiche nur zu ihrem Wohlstand gekommen sind, weil sie sich auf Kosten anderer bereichert haben‘ tragen dazu bei, dass sich ein negatives Verhältnis zum Geld entwickelt. Viele Frauen unterschätzen sich leider auch. Sie investieren erst gar nicht, weil sie Angst vor finanziellen Verlusten und davor, etwas Falsches zu tun, haben. Männer sind dagegen häufig anders unterwegs: Sie lesen einen Fachartikel übers Investieren und glauben, alles zu wissen. Eine Frau liest massig Bücher über Geldanlage und denkt immer noch, sie weiß nicht genug, um an der Börse handeln zu können.“
Mit dem damals jobbedingten Umzug nach München und dem Leben, das sie sich in Süddeutschland aufgebaut hat, hat Carmen Mayer aber nie den Bezug zu ihrer alten Heimat im Bergischen verloren. „Ich bin hier zwar sesshaft geworden, habe hier für mich und meine Familie ein Haus gekauft und das Unternehmen gegründet, dennoch sind wir gemeinsam oft in Wuppertal bei der Familie.“ Ihre zwei Lieblingsplätze im Tal sind der Botanische Garten und der Grüne Zoo. „Ich finde es einfach wunderschön dort. Für mich als Biologin sind das auch zwei ganz besonders spannende Orte“, sagt sie.
Carmen Mayer wuchs in einfachen Verhältnissen in Wuppertal auf. Sie besuchte die Grundschule Meyerstraße, machte ihr Abitur am Carl-Duisberg-Gymnasium und wohnte mit ihrer Schwester und den aus Polen stammenden Eltern auf der Heckinghauser Straße. Die Einwandererfamilie war nicht arm, aber die promovierte Biochemikerin erinnert sich daran, dass es für sie als Kind Einschränkungen gab.
„Wir hatten nicht viel Geld, das hatte schon irgendwie so eine Schwere. Einiges war finanziell nicht möglich. Mein Opa war aber vermögend. Er lebte in Polen, da wo meine Familie herkommt. Wir haben oft unsere Urlaube in der Heimat meiner Eltern verbracht und ihn besucht. Ich war schon als Kind fasziniert davon, dass mein Opa sich einfach das kaufte, was er wollte.Er musste nicht vorher das Geld abzählen. Das hat mir total imponiert. Nicht das viele Geld an sich. Sondern die Leichtigkeit, die ihm seine finanzielle Freiheit ermöglichte. Er wollte mir immer schöne Geschenke machen, aber ich lehnte ab. Ich war total bescheiden. Heute bin ich stolz darauf, dass ich mir und meinen beiden Töchtern selbst alles leisten kann“, sagt die mittlerweile zweifache Mutter und sogar Bestseller-Autorin.
Im März 2024 erschien ihr Buch „Mami goes Millionär“. Der Titel und das rosafarbene Cover sollen vor allem Frauen ansprechen. „Mir ist es wirklich wichtig, Frauen dazu zu ermutigen und sie mit konkreten Tipps zu unterstützen, um sich mit den eigenen Geldangelegenheiten auseinanderzusetzen und sich ein Vermögen aufzubauen. Selbstverständlich können alle Geschlechter das Buch lesen und mein Wissen anwenden.“
Ein gleichnamiger Podcast von ihr zu den Themen Mindset, Erfolg, Vertrieb, Geldanlage, Motivation, Finanzen, Persönlichkeitsentwicklung und natürlich Aktien erscheint wöchentlich. Tiefergehendes Wissen vermittelt sie über die kostenpflichtigen Kurse und Investmentausbildungen, die sie entwickelt hat.
Selbstverständlich hat Carmen Mayer als Börsenexpertin für die Leser der Wuppertaler Rundschau ein paar Investment-Tipps:
- Sich einen Überblick über die eigenen Finanzen zu schaffen, ist der erste Schritt. „Zunächst sollte man alle Geldbeträge aufschreiben, die man bei sich findet. Damit meine ich Bargeld, wirklich jede einzelne Münze, das Geld auf den verschiedenen Konten, den Gold- und Silberwert, den man eventuell als Schmuck hat, andere Wertgegenstände, Gutscheine – falls man hat, auch abbezahlte Immobilen und Grundstücke. Ein Haushaltsbuch zu führen, ist essenziell, um Ausgaben im Blick zu haben. Seine Einnahmen beziehungsweise Gehalt sollte man auf sechs ‚Töpfe‘ verteilen: 50 Prozent auf den Lebensunterhalt und jeweils 10 Prozent auf die finanzielle Freiheit, Sparen, Bildung, Spaß und Spenden. Das kostet viel Zeit, lohnt sich aber für einen guten Überblick.“
- „Bevor man Aktien kauft, sollte man in seine finanzielle Bildung investieren. Es gibt viele Möglichkeiten, sich Wissen anzueignen – ob durch Seminare, Investorenausbildung, Bücher, YouTube, alles ist möglich. Drei Monatsgehälter sollte man mindestens als Rücklage ansparen und dann kann man loslegen. Ich empfehle, mit einem Kapital von 2.000 Euro zu beginnen. Für den einen ist das sehr viel Geld, für den anderen nicht. Das muss jeder für sich selbst errechnen, wie viel er aufbringen kann.“
- „Ist das Startkapital da, sucht man sich einen Broker und schaut sich mindesten 50 Aktienunternehmen an, die in den vergangenen fünf Jahren mindestens eine Rendite von 100 Prozent erreicht haben. Denn für ein erfolgreiches Investment sucht man sich Unternehmen mit langfristig starker Rendite an der Börse.“
- Welche Aktien jemanden zum Millionär machen, kann man pauschal nicht sagen. Carmen Mayer hat es unter anderem mit Amazon, Microsoft und Visa geschafft. „Allerdings habe ich die Aktien nicht einfach gekauft und liegen gelassen, sondern habe sie gehebelt“, sagt sie „Das ist sehr risikoreich und für Anfänger nicht zu empfehlen, aber es bringt auch viel ein.“
- Die Self-madeMillionärin handelt nur am amerikanischen Aktienmarkt. „An der US-Börse kann bis 22 Uhr gehandelt werden. Als Mutter habe ich meist erst abends Zeit, wenn die Kinder im Bett sind, daher passt das perfekt.“