Fußball-Regionalliga WSV: Eine Enttäuschung, aber kein Wunder

Wuppertal · Tief saß der Frust beim Fußball-Regionalligisten Wuppertaler SV nach der 0:5-Klatsche gegen RW Oberhausen. Trainer René Klingbeil strich den sonst freien Montag und kündigte ein konsequentes Durchgreifen an. Sportchef Gaetano Manno war „maßlos enttäuscht“. Müssen sich die Fans auf eine triste Saison einstellen? Eine Einordnung.

 Vor dem Anpfiff waren die Fans auf der Nordtribüne noch hoffnungsfroh.

Vor dem Anpfiff waren die Fans auf der Nordtribüne noch hoffnungsfroh.

Foto: Dirk Freund

Mit nur einem Punkt und 1:6 Toren aus zwei Spielen rangiert das Team auf Rang zwölf, bereits fünf Punkte hinter der Spitze. Die Tabelle allerdings ist derzeit nicht das Entscheidende. Der WSV erwischte ausgerechnet bei seiner Heimpremiere einen komplett gebrauchten Tag. Nur Torhüter Krystian Wozniak und Oguzhan Kefkir erreichten annähernd Normalform, auch einigen jüngeren Akteuren konnte kein Vorwurf gemacht werden. Alle anderen gingen gegen einen guten Gegner unter.

Und so stellt sich die Frage, wo die Messlatte in dieser Saison anzulegen ist. Der WSV kann und wird wohl auch erfolgreicher spielen, wenn die fast komplett neue Mannschaft, die nur fünf Wochen an Vorbereitung unter dem sehr engagierten Chefcoach René Klingbeil hatte, besser zusammenfindet. Ein Prozess, den Klingbeil im Vorfeld nicht als Ausrede, sondern realistischerweise angekündigt hatte. Klar ist aber auch: Für einen insgeheim erhofften Platz unter den ersten Sechs muss eine enorme Steigerung her. Für ganz oben, wie einige Vermessene schon träumten, reicht es nicht. (Bilder)

Bilder vom WSV-Heimspiel gegen RW Oberhausen
11 Bilder

Das WSV-Heimspiel gegen RWO

11 Bilder
Foto: Dirk Freund

Aber ist das erstaunlich? Nein, ist es nach dem Etat-Sturz auf 900.000 Euro nicht. Drittliga-Absteiger MSV Duisburg (locker 5:0 gegen den WSV-Auftaktgegner Türkspor Dortmund) hat dem Vernehmen nach das Drei- oder Vierfache zur Verfügung. Der WSV-Kader seinerseits ist logischerweise nicht mehr so ausgeglichen besetzt wie in der vergangenen Saison, leistungs- oder verletzungstechnische Ausfälle und kolossale Böcke (derbe Fehlpässe, Disziplinlosigkeit) werden diesmal umso deutlicher durchschlagen.

Insofern ist es verständlich, wenn Manno, der nicht die Segel gestrichen hat, sondern das Beste aus der Situation machen will, nach dem Abpfiff die „fehlende Körpersprache“ und damit auch das Engagement anprangerte. Man könne verlieren, aber eben erhobenen Hauptes, nicht so. Die Kulisse (3.320 Fans, davon etwa 300 aus Oberhausen) indes war angemessen. Wer das Wuppertaler Publikum kennt, weiß allerdings, dass es (bis auf den harten Kern) schneller weg als da ist. Auch deshalb schmerzte die Klatsche.

Allerdings gibt eben noch einen ganz wichtigen, zentralen Punkt: Von der seligen, aber kurzen Bundesliga-Ära (1972 bis 1975) kann sich der WSV längst nichts mehr kaufen, wenngleich der Club auch heute weiter ein großes Gesprächsthema in der Stadt ist. Die Zahl der Sponsorenabende, die die Wende(n) einläuten sollten, sind inzwischen ungezählt. Gebracht haben sie – aus den unterschiedlichsten Gründen – außer meist warmen Worten kaum etwas. Das für den Bereich Marketing zuständige Vorstandsmitglied Marvin Klotzkowsky ist nicht zu beneiden.

In Städten wie Düsseldorf, Essen, Münster und Aachen gab es vor den sportlichen Aufschwüngen jeweils konkrete Initiativen, angestoßen von Politik und Wirtschaft, die sich dann auch personell in den Vereinsgremien bzw. finanziell engagierten. Tenor: Unsere Stadt, unsere Region braucht einen erfolgreichen Fußballverein, auch als Werbe- und Imageträger.

Das ist in Wuppertal seit Jahren, eher Jahrzehnten nicht zu hören, eine konkrete, konzertierte Aktion von außen nicht einmal annähernd in Sicht. Hier fließen die Sponsorengelder größtenteils in andere Bereiche wie Soziales und Kultur. Das ist keinesfalls verwerflich, im Gegenteil. Bedeutet im Umkehrschluss aber auch, dass Rückschläge wie der gegen RWO zwar enttäuschend sind, jedoch nicht mehr als unerwartbares Wunder angesehen werden sollten.

Der WSV muss in der jetzigen Situation erst einmal kleinere Brötchen backen. Auch wenn das zu akzeptieren vielen noch schwer fällt.