Gewerbepotenzialflächen Politik kippt Aprath und Jägerhaus

Wuppertal · Überraschung am Donnerstag (29. August 2024) im Wirtschaftsausschuss: Nach kurvenreicher Debatte verabschiedete sich das Gremium von der Idee, am Jägerhaus und im Bereich Aprath die Entwicklung von Gewerbegebieten zu forcieren.

Aufatmen bei Sonja Milow (r.): Ihr landwirtschaftlicher Familienbetrieb auf Marscheid, den Tochter Nina (r.) übernehmen soll, schien durch die Pläne für eine Gewerbegebiet in seiner wirtschaftlichen Existenz bedroht. Jetzt gibt es für die Entwicklung offensichtlich keine politische Mehrheit mehr - genau wie für das große Areal zwischen Aprather Weg und Pahlkestraße.

Foto: Wuppertaler Rundschau/rt

Die seit Wochen heiß diskutierte Liste mit sechs neuen Gewerbepotenzialflächen stand erstmals nach der Vertagung vor der Sommerpause wieder zur Diskussion. Dabei zeigte sich, dass die Entwicklungen der letzten Wochen und der massive öffentliche Gegenwind (die Rundschau berichtete mehrfach) offenbar Wirkung gezeigt haben.

Und das vor allem bei der CDU, die im Ausschuss kurzfristig einen Antrag auf den Tisch legte, mit dem zwei besonders im Fokus stehende Flächen aus dem Rennen genommen werden sollen: Zum einen das Areal zwischen Aprather Weg und Pahlkestraße, das nahezu komplett in der Hand privater Besitzer ist, die anwaltlich mitgeteilt hatten, ihren Besitz in keinem Fall verkaufen zu wollen. Zum anderen das Areal am Jägerhaus, das sich zu einem wesentlichen Teil in der Hand der ebenfalls nicht verkaufswilligen Pferdehofbesitzerin Sonja Milow befindet.

Die Landwirtin hatte eine Petition gestartet, mit der die Planung gestoppt werden sollte und deshalb im Ausschuss Rederecht bekommen. Ihr engagierter Vortrag leitete eine Debatte ein, in der sich die SPD anfangs noch gegen den CDU-Vorschlag stellte: „Wir haben die Flächen-Vorschläge mit allen Fraktionen gemeinsam mit der Verwaltung entwickelt, haben da viele Ressourcen hereingesteckt und sind doch erst bei Minute eins eines langen, offenen Planungsprozesses. Deshalb können wir den CDU-Antrag nicht nachvollziehen“, erklärte Sozialdemokrat Servet Köksal.

Obwohl Thomas Wängler (Industrie- und Handelskammer) und Wirtschaftsförderungs-Chefin Eva Platz noch einmal intensiv unterstrichen, wie dringend Wuppertal neue Gewerbeflächen brauche, wendete sich das Blatt dann aber. Nicht zuletzt, weil die Verwaltung die Frage nach der Sinnhaftigkeit der Ausweisung der Fläche Aprath vor dem Hintergrund nicht verkaufswilliger Besitzer unbeantwortet ließ.

SPD-Mann Guido Grüning befürchtete, dass so nur weitere „Planungsleichen“ in Sachen Gewerbegebiete entstehen, die Wuppertal wegen nicht kooperierender Eigentümer schon an vielen anderen Stellen hat. Deshalb solle man sich laut Köksal lieber auf die Flächen konzentrieren, die realistische Entwickungsmöglichkeiten bieten.

Dieser Logik folgend wurde das Handlungsprogramm für neue Gewerbepotenzialflächen durchgewunken - aber mit breiter politischer Mehrheit um rund 80 der ursprünglich angedachten 129 Hektar Fläche abgespeckt. Von den Planungen im Bereich Jägerhaus/Linde, die auch unter Naturschutz-Gesichtpunkten heftig kritisiert wurden, bleibt damit nur das schon lange für eine gewerbliche Nutzung vorgesehene, rund zwei Hektar große Areal „Linde II“ südlich der Siedlung Marscheid übrig.

Zu Ende ist die Diskussion damit aber wohl noch nicht. Zum einen, weil die Entscheidung am kommenden Donnerstag im Stadtentwicklungsausschuss und abschließend im Stadtrat noch einmal bestätigt werden muss. Und zum anderen, weil auch die verbliebenen Flächen noch Gesprächsstoff liefern. So machte Verena Gabriel (Grüne) deutlich, dass aus ihrer Sicht auch der Standort Lichtscheid-Süd ein „No-Go“ sei ...

Die CDU teilte im Nachgang zur Sitzung überdies noch mit, dass man im Stadtentwicklungsausschuss auch die umstrittene Ausweisung des Areals Hipkendahl am Rand der Gelpe als mögliche Fläche für ein Wohngebiet ablehnen werde.