Klinikseelsorge in Wuppertal Gutes tun am Krankenbett

Wuppertal · In der Klinikseelsorge gibt es interessante und neue Ehrenämter. Die beiden Seelsorgerinnen am Wuppertaler Petruskrankenhaus, Michaela Kuhlendahl und Christina Falkenroth, stellen sie vor.

Michaela Kuhlendahl (li.) und Christina Falkenroth.

Foto: Damaschke

Sie wünschen sich mehr Ehrenamtliche in der Klinikseelsorge, die auf ganz unterschiedliche Weise für Patientinnen und Patienten da sind. Warum?

Kuhlendahl: „Beim Thema Klinikseelsorge denken viele an intensive und schwierige Gespräche zu ethischen und religiösen Fragen. Diese Gespräche führen wir natürlich auch, aber im Klinikalltag bedeutet Seelsorge häufig erstmal Fürsorge. Viele kranke Menschen haben Ängste, fühlen sich alleine und langweilen sich, wenn sie so viele Stunden im Bett verbringen. Wenn dann Ehrenamtliche kommen und – wie die grünen Damen und Herren – kleine Besorgungen für sie im Haus machen oder aus der Kleiderkammer passende Kleidung für diejenigen holen, die keine Angehörigen haben, die sie ihnen bringen können, ist das eine große Hilfe und ein Zeichen von Fürsorge. Wir schulen zuvor alle Ehrenamtlichen im Umgang mit den Patientinnen und Patienten, damit sie sich sicher fühlen, und wir darauf vertrauen können, dass sie gut mit den Menschen umgehen.“

Verstärkung gesucht: Ehrenamtliche der Klinikseelsorge.

Foto: Kuhlendahl

Falkenroth: „Es gibt noch weitere Ehrenämter wie die Gottesdiensteinladerinnen und -einlader. Alle zwei Wochen veranstalten wir freitagsabends in der Krankenhauskapelle einen Gottesdienst, zu dem diese Ehrenamtlichen persönlich einladen. Sie bringen Patientinnen und Patienten auch im Rollstuhl oder sogar Klinikbett dorthin, wenn das gewünscht wird. Oft entstehen dabei interessante Gespräche. Für dieses Ehrenamt braucht es kontaktfreudige Menschen, die aber auch sensibel sind und Grenzen achten, etwa, wenn Patientinnen und Patienten nicht zum Gottesdienst kommen möchten.“

Sie erwähnten gerade Menschen, die keine Angehörigen haben, die sich um sie kümmern. Wo erleben Sie das?

Falkenroth: „Ich bin als Klinikseelsorgerin vorwiegend auf der geriatrischen Station unterwegs. Dort treffe ich immer wieder alte Menschen, die ganz selten oder gar nicht Besuch bekommen. Viele sind so einsam, schwach und auch lebensmüde, dass sie nichts essen möchten. Aber medizinisch gesehen ist es sehr wichtig zu essen, um wieder zu Kräften zu kommen. Deshalb möchten wir gerne ein neues Ehrenamt etablieren, das wir schlicht ,Erik‘ nennen: Essen reichen im Krankenhaus. Wir suchen Ehrenamtliche, die zur Essenszeit vorbeikommen, das Klinikessen kleinschneiden, beim Essen und Trinken assistieren oder auch einfach nur dabei Gesellschaft leisten. Ich habe das selbst schon gemacht und erlebt, wie sehr es Patientinnen und Patienten freut, wenn sie nicht alleine essen müssen.“

Ist das in Zeiten von Corona nicht schwierig? In vielen Kliniken dürfen Besucherinnen und Besucher nur zu bestimmten Zeiten kommen.

Kuhlendahl: „Im Petruskrankenhaus sind Ehrenamtliche zu jeder Zeit willkommen. Das war auch schon in den vergangenen zwei Pandemiejahren so. Allerdings wird streng auf die Hygiene geachtet. Alle Ehrenamtlichen bekommen dazu eine Schulung. Wer sich für ,Erik‘ interessiert, wird zusätzlich darin unterwiesen, wie er oder sie mit Patientinnen und Patienten umgeht, die Schluckbeschwerden haben.“

Ein Tag im Krankenhaus zieht sich. Welche Rolle spielt Langeweile?

Gottesdiensteinladerinnen und -einlader bringen die Patientinnen und Patienten auch in die Kapelle.

Foto: Kuhlendahl

Kuhlendahl: „Wir erleben viele Patientinnen und Patienten, die dankbar sind für Abwechslung. Auch deshalb sind Ehrenamtliche so wichtig: Sie bringen andere Themen ins Krankenhaus. Das möchten wir mit einem weiteren neuen Ehrenamt stärken: dem Kunstdienst. Mit Ehrenamtlichen wollen wir Mappen mit Kunstdrucken zusammenstellen, die sie Patientinnen und Patienten zeigen. Darüber kann sich dann ein interessantes Gespräch über Farben, Formen und Motive entwickeln, die gefallen und emotional berühren. Die symbolische Kraft der Bilder und der Dialog laden auf eine etwas andere Weise zu einem seelsorgerlichen Gespräch ein. Auf Wunsch wählen die Patientinnen und Patienten ein Bild aus. Es wird gerahmt aufgehängt und begleitet sie während ihres Klinikaufenthaltes.“

Was sagen Ihre Ehrenamtlichen, warum sich der freiwillige Einsatz dort lohnt?

Falkenroth: „Sie erleben sehr viel Dankbarkeit von Seiten der Patientinnen und Patienten, aber auch des Pflegepersonals. Die Pflegekräfte und Mediziner sind stark heute unter Druck und haben wenig Zeit, sich so um die Patientinnen und Patienten zu kümmern, wie sie es gerne tun würden. Ehrenamtliche entlasten sie, weil sie Zeit, Geduld, Menschlichkeit und Verständnis mitbringen. Das ist enorm wichtig, damit Menschen gesund werden.“

Kuhlendahl: „Außerdem sind unsere Ehrenamtlichen nicht alleine im Krankenhaus unterwegs. Sie können auch gemeinsam die Stationen besuchen, lernen sich in den Schulungen kennen und treffen sich regelmäßig zum Austausch. Für viele Ehrenamtliche ist es auch ein Anreiz, etwas Neues zu lernen und sich persönlich weiterzuentwickeln.“