Zu Besuch in Wuppertal Südafrikanische Gäste: Weil Musik hilft

Wuppertal · Seit 25 Jahren hilft der Förderverein Baragwanath Kindern und Jugendlichen aus Südafrika. Nun war eine Gruppe zu Besuch in Wuppertal.

Die Jazz-Gruppe der Kronendal Music Academy in der Gesamtschule Barmen.

Foto: Förderverein Baragwanath

Es scheint zunächst etwas außergewöhnlich zu sein, dass die Jugendlichen aus Südafrika die Regeln und ihre Einhaltung in Deutschland schätzen, und dass sie die Ruhe hier mögen. Doch es ist nachvollziehbar, denn sie sind in den Townships aufgewachsen, wo die Häuser oft nur aus Wellblech gebaut sind, wo es immer laut ist, wo viele Menschen auf engem Raum leben.

Die zehnköpfige Jazz-Gruppe der Kronendal Music Academy in Hout Bay, einem Ortsteil von Kapstadt, war für einige Tage in Deutschland, und hat überall dort Station gemacht, wo der südafrikanische Bürgerrechtler Denis Goldberg auf seinen Reisen gelesen hat.

Die Verbindung ist über den Förderverein Baragwanath entstanden, dessen Vorsitzender der Wuppertaler Wolfgang Ebert (Ehemann der stellvertrenden Bezirksbürgermeisterin von Uellendahl-Katernberg, Gabriele Ebert) ist. Der Verein feiert in diesem Jahr sein 25-jähriges Bestehen und hat viele Projekte im demokratischen Südafrika unterstützt.

Als Nelson Mandela dort der erste schwarze Präsident wurde, reiste der damalige Bundestagsabgeordnete Rudolf Dreßler mit einer Delegation aus Wuppertal in die neue Demokratie, und durch einen Zufall wurde ein Platz frei, den der Bildungsarbeiter Wolfgang Ebert gern einnahm und spontan mit nach Südafrika kam. Als sie in Gesprächen und bei Besuchen zweier Krankenhäuser – eines für die weiße, eines für die schwarze Bevölkerung – sahen, welche Folgen die Apartheid für die Menschen hat, fiel für Wolfgang Ebert die Entscheidung, den Menschen zu helfen.

So begann die Arbeit des Fördervereins Baragwanath mit der Unterstützung des gleichnamigen Krankenhauses – vor allem die Kinderosteopathie sollte Hilfe erhalten. Später kamen weitere Projekte dazu, der Fokus lag auf Kindern und auf Frauen, die auf dem Höhepunkt der Aids-Pandemie damals häufig allein und die Ernährerinnen der Familie waren. Und dann entstand der Kontakt zu Denis Goldberg, dem einzigen Weißen, der an der Seite Mandelas gegen das Apartheidsregime gekämpft und deswegen auch 22 Jahre in Haft verbracht hat. Der südafrikanische Bürgerrechtler empfahl einige Projekte, die der Förderverein seitdem unterstützt.

So hilft der Wuppertaler Verein nun mit Spenden an „Ububele“: Dort werden Waisenkinder betreut und in ihrer Entwicklung gefördert, außerdem werden Kindergärtnerinnen ausgebildet. Das zweite von Goldberg empfohlene Projekt ist die Kronendal Music Academy in Hout Bay: Hier werden Kinder aus den Townships musikalisch unterrichtet. Manche bekommen Hilfe bei den Hausaufgaben oder eine Mahlzeit. Mit Denis Goldberg blieb Wolfgang Ebert bis zu dessen Tod 2020 befreundet – wenn der Wuppertaler von ihm redet, ist ihm die Wertschätzung deutlich anzumerken.

Dass die Förderung der Musikschule wirklich hilft, ist nicht nur an den Zahlen der Unterrichteten ablesbar: Begonnen hat die Kronendal Music Academy mit 20 Schülerinnen und Schülern, heute sind es fast 200. Der Erfolg ist auch hörbar: So vergangene Woche, als die Jazz-Gruppe in der Gesamtschule Barmen aufgetreten ist. Danach hat sie noch eine Fahrt mit der Schwebebahn gemacht, die Müngstener Brücke besucht und später bei Gabriele und Wolfgang Ebert Kartoffelsalat und Würstchen gegessen.

Gemocht hat die Gruppe vor allem die ruhigen Momente ihrer Reise – die sie aus den südafrikanischen Townships eben nicht gewohnt sind.