40 Jahre Friedhofsverband in Wuppertal Wandel der Bestattungskultur ist auch eine Chance

Wuppertal · Der Christliche Friedhofsverband Wuppertal feiert in diesem Jahr sein 40-jähriges Bestehen – und blickt auf eine ereignisreiche Geschichte zurück.

Die Grabanlage „Park der Ewigkeit“ auf dem Friedhof Norrenberg.

Foto: Arndt Jalowy

Es ist ein früher Morgen in Wuppertal, es regnet und die Temperatur liegt bei sechs Grad. Es ist der 1. Januar 1984 und nach etwa zehnjähriger Verhandlungsphase erblickt der Friedhofsverband das Licht der Welt. Zunächst trägt er den etwas sperrigen Namen „Friedhofsverband evangelischer Kirchengemeinden im Kirchenkreis Barmen“ und verwaltet sechs Friedhöfe in Wuppertal-Barmen.

Die Idee hinter dem Verband ist es, dass die Gemeinden ihre Friedhofsflächen an den Verband abtreten und dieser die Friedhofsflächen bewirtschaftet. Gleichzeitig werden die Gemeinden Verbandsmitglieder und behalten über die Aufsichtsgremien Verbandsvertretung und Vorstand weiterhin Mitbestimmungsrechte.

In den Anfängen geht es noch recht beschaulich zu: 1984 werden auf den Friedhöfen insgesamt 1.190 Bestattungen durchgeführt. Es folgt eine ruhige Phase, bis sich zwischen 1996 und 2004 alle weiteren evangelischen Friedhöfe in Barmen dem kleinen Verband anschließen. Der Friedhofsverband verdoppelt seine Größe und verwaltet nun zwölf Friedhöfe.

Die erste Namensänderung erfolgt im Jahr 2006, als sich die Kirchenkreise Barmen und Elberfeld zusammenschließen, sodass der „Evangelische Friedhofsverband Wuppertal“ entsteht. Zu diesem Zeitpunkt finden 1.228 Bestattungen auf den Friedhöfen des Verbandes statt.

Ab 2009 werden weitere Gespräche und Verhandlungen geführt, denn auch die Gemeinden im ehemaligen Elberfelder Kirchenkreis zeigen Interesse an einem Beitritt zum Verband. Mit dem Anschluss von vier Elberfelder Friedhöfen am 1. Januar 2020 verwaltet der Friedhofsverband, mit nur einer Ausnahme, alle evangelischen Friedhöfe im Kirchenkreis Wuppertal. Insgesamt also 23 Friedhöfe, auf denen 2020 insgesamt 2.275 Bestattungen durchgeführt wurden.

Parallel zu den letzten Verhandlungen auf evangelischer Seite beginnen Gespräche zwischen Dr. Bruno Kurth (Stadtdechant der katholischen Kirche in Wuppertal) und Ilka Federschmidt (Superintendentin des Kirchenkreises Wuppertal) und dem Friedhofsverband mit dem Ziel, im Friedhofswesen enger zusammenzuarbeiten.

Die Auferstehungskapelle auf dem Friedhof Norrenberg.

Foto: Christlicher Friedhofsverband

Am Ende dieser Gespräche entsteht etwas in Deutschland bisher Einzigartiges: Zehn katholische Kirchengemeinden und das Erzbistum Köln übertragen nach einer zweijährigen Auftragsverwaltung, einer Probephase, in der der Friedhofsverband die Verwaltung der Friedhöfe übernimmt, diese jedoch im Gemeindebesitz verbleiben, im Jahr 2021 die Verwaltung der 14 katholischen Friedhöfe in Wuppertal an den Friedhofsverband. Erneut wird der Name angepasst und im Dezember 2021 in „Christlicher Friedhofsverband Wuppertal“ geändert.

Anfang 2023 finden dann sogar die erste Expansion über die Stadtgrenzen Wuppertals hinaus statt, denn die Evangelischen Kirchengemeinde Langenfeld aus dem Kirchenkreis Leverkusen tritt dem Friedhofsverband bei und überträgt diesem die Friedhöfe Immigrath und Reusrath. Heute verwaltet der Christliche Friedhofsverband insgesamt 34 Friedhöfe, die in seinem Eigentum stehen, und auf denen 2023 insgesamt 2.977 Bestattungen stattgefunden haben. Weiterhin verwaltet er neun Friedhöfe im Rahmen einer Auftragsverwaltung.

Wandel der Bestattungskultur und Friedhofsentwicklung

In diesen 40 Jahren hat sich die Friedhofs- und Bestattungskultur gewandelt, was teilweise auf den ersten Blick ersichtlich ist, wenn man einen Friedhof besucht. Während der Anteil der Urnenbestattungen 1984 noch bei circa vier Prozent lag, beträgt er heute durchschnittlich 75 Prozent. Dies und die Tatsache, dass immer mehr Familiengrabstätten entweder verkleinert oder ganz aufgegeben werden, führen dazu, dass auf den Friedhöfen zunehmend ungenutzte Freiflächen entstehen. Die Zeiten der Vollbelegung, in denen Friedhöfe zeitweise sogar geschlossen wurden, sind lange vorbei.

Sonnenaufgang am Friedhof Norrenberg

Foto: Christlicher Friedhofsverband

Doch diese Veränderungen bieten auch Chancen, Neues zu entwickeln. So hat sich das Angebot an Grabarten vergrößert und den verschiedenen Bedürfnissen der Verstorbenen und Hinterbliebenen angepasst. Derzeit entstehen viele sogenannte pflegefreie Grabanalagen, bei denen die Grabstelle in ein gärtnerisch gestaltetes Gesamtkonzept eingebettet ist und die Pflege der Bepflanzung vom Friedhofsverband übernommen wird. Gerade in Zeiten zunehmender Mobilität der Zugehörigen ist dies eine Grab-Art, die vermehrt nachgefragt wird.

Auf dem Friedhof Norrenberg wurden kürzlich ein alevitisches und ein muslimisches Grabfeld eingerichtet. Unterhalb der Kapelle entstand ein Waschraum, in dem (rituelle) Waschungen vorgenommen werden können. Der Friedhofsverband reagierte damit auf Anfragen aus der muslimischen und alevitischen Gemeinschaft, die nun die Möglichkeit haben, ihre Verstorbenen wohnortnah zu bestatten. Zuvor mussten oftmals lange Fahrwege in Kauf genommen werden, da die nächsten Bestattungsmöglichkeiten außerhalb Wuppertals, zum Beispiel in Essen, lagen.

Die freien Flächen auf den Friedhöfen ermöglichen jedoch auch Veränderungen der Flächennutzung und -strukturierung. Dabei werden von Anfang an nachhaltige Lösungen mitgedacht. So werden in neuen Anlagen vornehmlich mehrjährige Stauden verwendet, Insektenwiesen angelegt, naturbelassene Biotope geschaffen und Teilbereiche aufgeforstet. Dies sieht nicht nur für die Besucherinnen und Besucher schön aus, sondern ist auch gut für die die Natur und Umwelt. Nicht mehr benötigte Flächen können umgewidmet werden und beispielsweise Platz für Photovoltaik-Anlagen, Spielplätze oder in Einzelfällen als Bauland bieten.