Neue Ausstellung, neues Zwischengeschoss Das gesamte Museums-Alphabet
Wuppertal · Mit der Ausstellung „Museum von A bis Z. Von Anfang bis Zukunft“ weiht das Von der Heydt-Museum sein neu gestaltes Zwischengeschoss (= Mezzanin) ein. Zu sehen ist ganz viel aus der hauseigenen Sammlung. Und Inhalte, Ziele, Schwerpunkte des Museums werden im wahrsten Wortsinn durchbuchstabiert.
„Einen Vorlauf mit Blick auf 2027, wenn das Von der Heydt-Museum 125 Jahre alt wird“, so Direktor Roland Mönig, markiert die „A bis Z“-Schau ebenso, wie sie ungewohnte und vielfach unbekannte Einblicke in all das ermöglicht, was das Haus an ganz unterschiedlichen Kunst-Stücken zu bieten hat. In vier Räumen geht es – und zwar tatsächlich entlang der Buchstaben des Alphabetes – darum, was ein Museum ausmacht, wie es in Zukunft sein sollte, welche Aufgaben es hat – und was die Memschen sich von ihm wünschen.
Gemälde, außereuropäische Textilkunst sowie facettenreiches Kunsthandwerk begegnen sich, lassen sichtbar werden, welch lange – und von bürgerschaftlichem Engagement geprägte – Geschichte das Von der Heydt-Museum hat. In jedem Raum des Zwischengeschosses gibt es mehrere Texttafeln, anhand derer – stets unter dem Aspekt eines bestimmten Alphabet-Buchstabens – Aufgaben, Dimensionen und Themen heutiger (und zukünftiger) Museumsarbeit erläutert werden.
Einen besonderen Platz nimmt das P für Provenienzforschung (die Erkundung der Herkunft eines Werkes) ein: Am Beispiel der Geschichte des Gemäldes „Bildnis Felix Benjamin“ von Max Liebermann, das den von den Nazis verfolgten und ermordeten jüdischen Industriellen Felix Benjamin zeigt, wird anschaulich, was künstlerische Spurensuche bedeutet, was eine „Provenienz-Ampel“ ist – und warum Ehrlichkeit und Offenheit in der Museumsarbeit sich letztlich auszahlen. Das Bild wurde 2023 an die Erben von Felix Benjamin zurückgegeben – und konnte anschließend für das Von der Heydt-Museum zurückgekauft werden.
Auch der Buchstabe T, der für Teilhabe steht, erhält eine besondere, eine wirklich anfassbare Dimension: Vor dem Max-Pechstein-Bild „Der Sohn des Künstlers auf dem Sofa“ steht ein aufwendiges Tastmodell, mit dem Menschen, deren Sehvermögen eingeschränkt ist, (er-)fühlen können, was das Ölgemälde aus dem Jahr 1917 ausmacht. Hier bekommt Roland Mönigs Satz „Uns geht es bei allem immer um eine sinnliche Erfahrung mit der Kunst“ eine ganz konkrete Bedeutung.
Außerdem gibt es eine ganze Wand mit Werken von Frauen der unterschiedlichsten Zeiten beziehungsweise mit Bildern, die Frauen der unterschiedlichsten Zeiten zeigen. Und unter dem Buchstaben U für „Unbekannt“ sind einige Bilder zu sehen, die früher einmal van Gogh zugeschrieben wurden, von denen Experten es heute aber besser wissen.
Zum Schluss punktet die neue Ausstellung, die insgesamt etwa 90 Objekte aus allen Abteilungen zeigt, noch mit verschiedenen interaktiven Möglichkeiten, wo Besucher eigene Wünsche, eigene Gedanken formulieren – oder sich per Magnetkarten-Set gar ihre eigene Wunsch-Sammlung „an die Wand hängen“ können.
„Museum von A bis Z“, kuratiert von Anna Baumberger und Henrike Stein, ist eine ungewöhnliche, immer wieder sogar wirklich überraschende Reise, bei der sich Sehen und Lesen gleichermaßen lohnen. Und die verschiedenfarbige Wandgestaltung der Räume im Zwischengeschoss erweist sich als gute Innenarchitektur-Idee, die sowohl Spannung erzeugt als auch das Auge ausruhen lässt.