Von der Heydt-Museum Raum-Konzepte, Leinwand-Schnitte
Wuppertal · Der Italo-Argentinier Lucio Fontana (1899 bis 1968) zählt, obwohl sicher nicht „flächendeckend“ bekannt, doch zu den Schlüsselfiguren der Kunst des 20. Jahrhunderts. Jetzt widmet ihm Wuppertal eine wahrlich umfassende 100-Werke-Schau.
Die letzte große Fontana-Ausstellung auf deutschem Boden gab es vor etwa 30 Jahren, die letzte in Wuppertal 1969 unter Von der Heydt-Museumsdirektor Günter Aust. Für Roland Mönig, den heutigen Museumsleiter, ist Fontana eine Herzensangelegenheit: Die Begeisterung für diesen Künstler, der, so Mönig, „keineswegs einfach, sondern sehr komplex ist“, spricht aus jedem seiner Worte. Die übrigens auch die für deutsche Rezipienten nur schwierig nachvollziehbare „Normalität“ im Umgang Fontanas mit dem italienischen Faschismus nicht ausklammern.
Die Wuppertaler Ausstellung, die den Titel „Lucio Fontana: Erwartung“ trägt, präsentiert – mit immenser Unterstützung der Mailänder „Fondazione Lucio Fontana“ – in acht Räumen den erstaunlichen Querschnitt eines Werkes, das sich von Malerei, Zeichnung und Skulptur über Keramik bis zu einer (rekonstruierten) rosafarbenen, neonbeleuchteten Innen-Installation spannt.
Und natürlich sind es jene Bilder mit einzelnen oder mehreren Schnitten, die den Blick fangen. Mit ihnen ist Fontana unverwechselbar geworden, wollte auf diese Weise Räume öffnen. Und, so Roland Mönig, „die Dimension der Leinwand, auf der sich seit Hunderten Jahren Kunst abspielt, radikal öffnen.“
Diese Radikalität übrigens war es, die Lucio Fontana nach dem Krieg für viele Nachwuchskünstler zum Vorbild und, trotz des erheblichen Altersunterschiedes, Mitstreiter auf Augenhöhe werden ließ.
Die von Beate Eickhoff und Roland Mönig klug kuratierte Wuppertaler „Erwartung“ lässt tief eintauchen in die Welt des Lucio Fontana, der schon 1899 geboren wurde – dessen Werk(e) sich aber ganz und gar gegenwärtig anfühlen.