Nach Toreschluss - die Wochenend-Satire Romantikfaktor
Wuppertal · Sonntag ist Valentinstag. Eine Nachricht, die speziell uns schon seit längerer Zeit verheiratete Männer oft eher unvorbereitet trifft. Viele von uns tun sich ja schon schwer damit, einmal im Jahr den Hochzeitstag nicht zu vergessen.
Ich persönlich habe deshalb extra am 6. Dezember geheiratet. Das ist nämlich eine Art Ehe-Eselsbrücke: Wenn der bärtige Mann mit dem roten Mantel kommt, musst du schnell noch rote Rosen kaufen.
Der Valentinstag war früher noch weitgehend unbekannt, beschert uns jetzt aber einen zweiten Termin im Jahr, an dem man eigentlich nur alles falsch machen kann. Ausweislich einschlägiger Fernsehwerbespots braucht man morgen früh unter einem romantischen Frühstück im Bett mit zwei Glas Champagner, einem Streichorchester neben dem Schlafzimmerschrank und einem von Diplom-Kunsthandwerkern hochwertig verpackten Einkaräter in Herzform ja gar nicht erst anfangen. Wer sich mit einer lumpigen Schachtel Pralinen und einem Küsschen aus der Liebeserklärungs-Nummer rauskaufen will, kann die Kalorienbömbchen gleich in die Scheidungsfolgenvereinbarung einwickeln.
Sowas setzt einen ganz schön unter Druck. Was für eine maximal romantische Kleinigkeit kann ich der Liebsten morgen zu Füßen legen, um der an sich sehr glücklichen Ehe über diesen kritischen Tag hinweg zu helfen? Das Internet empfiehlt mir beispielsweise einen Nageltrockner in Form eines Pusteäffchens, der Lackkunstwerke auf den Fingern der Gattin in Rekordzeit zum Aushärten bringt. Der Romantikfaktor scheint mir aber ähnlich suboptimal wie der einer ebenfalls empfohlenen 3D-Foto-Puppe, bei der ein Portrait der Angebeteten in einer plüschigen Teletubby-Mutation verbaut wird. Abraten würde ich persönlich auch von dem Produkt "Dickes Fell in Weiß", für 16,95 Euro, das speziell nach ehelichen Ausrutschern beim Partner nicht so gut ankommt.
Ich habe dann aber doch noch was richtig Tolles gefunden: Und zwar die Valentins-Edition der Klopapiermarke "HappyEnd" mit romantisch-blumigem Duft und Herzmotiven. Das habe ich mir nicht nach dem achten Pils ausgedacht, sondern das steht so neben einer Wolke aus rosa Herzchen auf der Achterpackung. Ich sehe schon, wie meiner Frau morgen die Augen übergehen, wenn sie diese kleine Aufmerksamkeit auspackt. Ich werde ihr dann erklären, dass die respektablen 150 Blatt pro Rolle auch als Symbol für die ewige Liebe stehen, weil sie weit über den Valentinstag hinaus reichen und es bei uns dann auch nächsten Monat so romantisch duftet, als hätten Romeo und Julia in ein Lavendelbeet geschissen. Das gibt bestimmt ein echtes Valentinstags-Happy-End.
Sollten Sie allerdings nächste Woche an dieser Stelle nichts von mir hören, dann ist die Sache möglicherweise buchstäblich nach hinten los gegangen und ich hätte mich vielleicht doch besser bei den netten Angeboten der Blumenhändler in dieser Ausgabe bedient.
Mir fällt dabei gerade ein, dass der Heilige Valentin, auf den der Tag zurückgehen soll, im Jahr 269 enthauptet wurde. Der wird doch nicht auch die Sache mit dem Klopapier probiert haben?
Bis die Tage!