Nach Toreschluss - die Wochenendsatire Die wahre Zeitumstellung

Heute Nacht ist zum vorletzten Mal Zeitumstellung. Wobei ich gar nicht so sicher bin, ob der Begriff eigentlich richtig ist. Zeitumstellung würde ja bedeuten, dass man Morgen und Abend vertauscht oder der Vormittag demnächst nach dem Nachmittag kommt.

Foto: Wuppertaler Rundschau/Max Höllwarth

Tatsächlich drehen wir aber die Uhr eine Stunde vor, es handelt sich also um eine Zeitvorstellung. Weil aber tatsächlich relativ wenige Menschen eine genau Vorstellung davon haben, wohin die Zeit gedreht wird, hat man sie wahrscheinlich nie so genannt.

Im Herbst hätten wir dementsprechend auch keine Zeitumstellung, sondern eine Zeitrückstellung. Dieser Begriff ist allerdings auch unsinnig, weil er genau genommen bedeutet, dass man Zeit aufspart, um sie später wieder für irgendwas einzusetzen. Das wäre nicht unpraktisch, wenn man zum Beispiel mal auf dem Weg zu einem Termin viel zu spät dran ist, hat bei mir in der Praxis aber noch nie funktioniert.

Da das EU-Parlament jetzt die Abschaffung der Zeitumstellung im Jahr 2021 beschlossen hat, müssen wir über dieses Problem zwar nicht mehr lange nachdenken, dafür aber über ein anderes: Wollen wir dauerhaft die Winter- oder die Sommerzeit? Sommerzeit hört sich erstmal irgendwie sympathischer an und hat den Vorteil, dass man abends länger im Hellen draußen sitzen kann. Das ist schön für Grillfreunde, aber weniger gut für Schüler, die dann einen Monat länger im Dunklen zum Unterricht müssten. Ich habe gerade ein Interview mit einem führenden Chronobiologen gehört, der das für eine Katastrophe hält und davon ausgeht, dass die Kinder dann nichts mehr lernen können. Nun kenne ich allerdings Lehrer, die diese Feststellung auch bei Tageslicht machen. Und ich gebe zweitens zu bedenken, dass die finnischen Schüler beim PISA-Test viel besser abschneiden als die deutschen, obwohl es da im Winter erst um 9 Uhr hell und kurz nach 15 Uhr schon wieder dunkel wird ...

Übrigens müssen alle Länder für sich selbst entscheiden, welche Zeit sie in Zukunft haben wollen. Sollte sich Holland für die Sommerzeit entscheiden und Deutschland für die Winterzeit, könnte man das geschickt nutzen, nahe an die Grenze ziehen und sich einen Job in Holland suchen. Dann könnte man in Deutschland später aufstehen, um in Holland früher arbeiten zu gehen und nach Feierabend noch extra lange im deutschen Garten zu sitzen.

Das bringt mich auf eine Idee: Warum führen wir eigentlich nicht morgens die Winterzeit und nachmittags die Sommerzeit ein. Dann ist es früher hell und wird später dunkel. Das wäre mal eine Zeitumstellung, die ihren Namen wirklich verdient hat. Unbegreiflich, dass da noch niemand drauf gekommen ist!

Bis die Tage!