Nach Toreschluss - die Wochenendsatire Ganz heiße Zugnummern
Man hört ja jetzt überall, dass die künstliche Intelligenz auf dem Vormarsch sei. Das ist kein Wunder, weil die natürliche immer weniger wird. Als Beweis dafür könnte man nach Großbritannien blicken, das unbedingt aus der EU raus will und dafür noch belohnt werden möchte. Das ist ungefähr so, als würde ein Justizvollzugsbeamter einem Gefangenen bei dessen Entlassung Trinkgeld geben.
Spuren fehlender Intelligenz finden wir aber auch im Wuppertaler Nahbereich. Zum Beispiel in Wülfrath-Rohdenhaus, dessen Einwohner jedes Jahr mit einem durchaus beachtlichen Rosenmontagszug etwas Fröhlichkeit in ihr von Kalkstaub geprägtes Dasein bringen. Dieses Jahr hatte eine Narrengruppe dabei die Idee, von ihrem Wagen nicht nur Kamelle zu werfen, sondern auch DVDs. 400 davon hatte man nämlich gerade günstig als Restposten geschnappt. Unglücklicherweise hatte man aber im jecken Überschwang leider vergessen, sich die Filme auch mal anzusehen und deshalb nicht bemerkt, dass darunter auch welche aus der Abteilung „Pralle Möpse und scharfe Hunde“ waren. Dabei handelt es sich nicht um einen Tierfilm, weshalb man auf gut Deutsch sagen kann: Beim Rosenmontagszug in Rohdenhaus wurden Pornos statt Kamelle geschmissen.
Nun ist es aber so, dass beim Karnevalszug ja gerne auch Kinder am Straßenrand stehen und mit kleinen Wurstfingerchen gierig nach dem Wurfmaterial schnappen. Wenn die Blagen dann ihren Eltern bei der Vorführung der Beute statt Klömpkes stolz die Klöten des Hauptdarstellers eines Erwachsenenfilms zeigen, führt das zu Irritationen. Schließlich raten Experten tendenziell davon ab, den Horizont dieser jungen Zielgruppe allzu frühzeitig durch lichtbildnerisch in Szene gesetzte Begattungsvorgänge zu erweitern. Deshalb zeigten diverse Eltern erst Symptome von Ohnmachtsanfällen und die bumsfidele Karnevalstruppe anschließend an. Die muss jetzt ein Bußgeld wegen Erregung öffentlichen Ärgernisses zahlen und machte damit bundesweit fast so viele Schlagzeilen wie der berühmte Düsseldorfer Mottowagenbauer Tilly.
Herr Tilly darf ja erstaunlicherweise Rosenmontag völlig ungestraft im Zeichen des jecken Treibens nackte XXL-Hintern oder einen kopulierenden Donald Trump an Kindern vorbei karren. Vielleicht hätten die Wülfrather Karnevalisten also nur einfach etwas sorgfältiger nach den richtigen Filmtiteln mit Karnevalsbezug suchen müssen, um ungestraft davon zu kommen. Ich weiß zwar nicht, ob es einschlägige Produktionen mit Namen wie „Frivole Funkenmariechen im Fastnachts-Rausch“ oder „Wenn et Pimmelche steht, dann stonn mer all parat ...“ wirklich gibt. Aber wenigstens ist mir jetzt auch ganz ohne künstliche Intelligenz plötzlich klar geworden, warum man bei den Teilnehmern im närrischen Lindwurm gerne von „Zugnummern“ spricht...
Bis die Tage!