Nach Toreschluss - die Wochenendsatire Party-Time in Brieselang
Wuppertal · Freitag ging es beim Eurojackpot-Lotto erstmals um die Rekordsumme von 90 Millionen Euro. Um so einen Betrag zu zocken, ist legal. Streng verboten ist dagegen Bingo im Seniorenheim mit 50 Cent oder einem Euro Einsatz.
Dabei handelt es sich nämlich um illegales Glücksspiel. So sehen das jedenfalls Rechnungsprüfer in Köln, die deshalb den wöchentlichen Bingo-Abend in einem Heim im Stadtteil Riehl stoppen ließen.
Man sieht sie förmlich vor sich: Finster dreinblickende Rentner, die mit tief ins Gesicht gezogenen Schiebermützen und viel krimineller Energie um enorme Gewinne wie eine Tafel Schokolade zocken. Manchmal soll es sogar um eine Schachtel Pralinen gegangen sein, Dann betrug der Einsatz angeblich astronomische 1,25 Euro.
Ehe Sondereinsatzkommandos der Polizei diesen Sündenpfuhl des organisierten illegalen Glücksspiels hochnehmen konnten, zogen die Sozialbetriebe der Stadt Köln die Reißleine und untersagten die Bingo-Abende. Sie wollen jetzt eine offizielle Glücksspielgenehmigung einholen, damit die Spieler beim nächsten Bingo-Abend nicht mit einem Bein und einem Rollatoren-Rad im Gefängnis stehen. Wenn wir das nächste Mal bei uns Doppelkopf spielen, dann lassen wir sicherheitshalber besser die Rollladen runter ...
Bekloppter geht's nicht? Doch! In Wuppertal gibt es die sehr nette Kneipe Café Zweistein. Sofern Sie die nicht kennen: Wir reden über ein gemütliches Lokal von rund 80 Quadratmetern Größe in einem schönen Haus an der Aue. Dort lassen es die Betreiber mit Live-Bands und guter Musik gelegentlich auch mal krachen. Aber voriges Jahr im Dezember haben sie eindeutig übertrieben.
Jedenfalls wenn man dem Gebührenbescheid der GEMA glauben darf, der das Zweistein Mitte Januar erreichte. Darin werden 1.489,85 Euro für die Firmen-Weihnachtsfeier des Café Zweistein geltend gemacht, die nach den Erkenntnissen der GEMA mit beachtlichen 900 Gästen in der Logistikhalle von Amazon in 14656 Brieselang stattgefunden hat.
Das liegt bei Potsdam und damit genau genommen nicht unmittelbar bei Wuppertal, aber Weihnachten ist ja auch nur einmal im Jahr. Da kann man für die Feier auch mal ein Stück fahren. Und beim Stargast hat sich das Zweistein deshalb auch nicht lumpen lassen: Unter der Position "Aufführungen mit Unterhaltungs- und Tanzmusik mit Musikern" verzeichnet der Bescheid 35.000 Euro Gage für den Live-Auftritt von Nena ...
Jetzt müssen die Gastgeber nur noch herausfinden, welche Lieder in welcher Reihenfolge Nena gesungen hat und das innerhalb von sechs Wochen der GEMA melden, sonst kostet es noch einmal zehn Prozent Gebührenaufschlag. Das wird allerdings schwierig, weil sie sich irgendwie gar nicht an ihre XXL-Feier erinnern können ...
Für Weihnachten 2018 empfehle ich dem Zweistein ein anderes Programm: Bingo ohne Einsatz und Musik ohne Ton — dann seid ihr auf jeden Fall auf der sicheren Seite!
Bis die Tage!