Nach Toreschluss - die Wochenendsatire Pfefferwurst und andere Pannen
Wuppertal · Früher war 3G ein Mobilfunkstandard. Heute steht 3G für „getestet, genesen oder geimpft“ und ist der Schlüssel dafür, dass man viele Sachen wieder machen darf.
Das liebste G ist den Menschen das für „geimpft“, weshalb jetzt jeder, der das noch nicht ist, bei sämtlichen Ärzten im Telefonbuch inklusive Wunderheiler und Fußpfleger anruft und fragt, ob dort vielleicht eine Dosis zu haben sei. Das ist nicht der Fall, weil unsere wundertätige Regierung jetzt zwar die von ihr selbst erdachte Priorisierung auf halber Strecke aufgehoben hat und jedem ein Impfangebot machen will, aber gar keinen Wirkstoff dafür besitzt. In der Wirtschaft nennt man sowas Leerverkauf und die Erfahrungen damit waren insgesamt nicht so gut.
Besser dran sind 58 von insgesamt 76 Lehrkräften eines Wuppertaler Gymnasiums, die am Mittwoch geimpft werden sollten. Daraufhin teilte die Schulleitung den Eltern mit, dass man wegen der zu erwartenden Nebenwirkungen den Präsenzunterricht für zwei Tage aussetzen werde. Nun kenne ich persönlich eigentlich ausschließlich Menschen, die nach ihrer Impfung ganz normal arbeiten gegangen sind. Einige wenige hatten zwar Schnupfen oder waren müde, haben diese Einschränkungen aber heldenhaft überwunden. Bei Pädagogen verhält es sich offensichtlich grundlegend anders: Hier ist schon im Vorfeld deutlich abzusehen, dass der bekannt sensible Lehrkörper unter dem Ansturm der sperrigen Konsonanten-Wirkstoffkombination mRNA unzweifelhaft komplett zusammenbrechen wird und an eine normale Arbeitsausübung über Tage hinweg keinesfalls zu denken ist.
Die Eltern sahen das anders. Man könnte sich ja auch schlecht vorstellen, dass in Wuppertal der komplette Busverkehr vorsichtshalber ausfällt, wenn alle Fahrer an einem Tag geimpft würden. Die Siechtumserwartungen der Schulleitung blieben aber davon völlig unbeeindruckt und die Kinder zu Hause. Wir alle müssen jetzt die Daumen drücken, dass wenigstens ein Bruchteil des Kollegiums überlebt ...
Wer geimpft ist, kann dann immerhin wieder am gesellschaftlichen Leben teilnehmen. Das muss man aber quasi auch neu lernen. Bestes Beispiel: Das Ehepaar im besten Alter, das zum dritten Geburtstag der kleinen Leni eingeladen wurde. Deren Mutter hatte bei einem Telefonat durchblicken lassen, womit man der Kleinen geschenktechnisch eine Freude machen könnte. „Pfefferwurst“ hatte das Paar daraufhin notiert und fand das plausibel, weil die kleine Leni sich schon beim zweiten Geburtstag überraschend als besondere Freundin von Oliven und damit als herzhafte Esserin hervorgetan hatte. „Vergiss bloß die Pfefferwurst nicht“, gab die Dame des Hauses dem Gatten daher am Morgen des großen Tages bei dessen Einkaufstour mit auf den Weg. Der traf an der Fleischtheke weisungsgemäß eine delikate Auswahl, die nachmittags wohlfeil verpackt neben der Geburtstagstorte zu liegen kam.
Beim Auspacken gab es allerdings ein langes Kindergesicht. „Wat is dattan?“ staunte die Kindsmutter angesichts der Salami mit pikantem Rand. „Pfefferwurst“, versicherten die Schenker. „Pfefferwurst? Ich habe doch Peppa Wutz gesagt ...“
Bei Peppa Wutz handelt es sich leider nicht um eine Wurstspezialität, sondern um ein Trickfilm-Ferkel. Da besteht zwar durchaus eine gewisse Verwandtschaft, aber irgendwie sind wir wohl doch noch nicht ganz wieder die Alten ...
Bis die Tage!